Eisschnelllauf Beckert endlich ohne Schuh-Probleme: Zuversicht vor WM

Kolomna · Für Patrick Beckert gibt es nur ein Ziel: Die WM-Medaille. Doch nicht erst seit seinem Wechsel in ein holländisches Profiteam kennt er seine Konkurrenten ganz genau. Und mit einem Spätstarter aus Kanada ist ein neuer Rivale für die 10 000 Meter aufgetaucht.

 Mit den neuen individuell angefertigten Schlittschuhen läuft es für Patrick Beckert wieder glatt.

Mit den neuen individuell angefertigten Schlittschuhen läuft es für Patrick Beckert wieder glatt.

Foto: Tobias Hase

Endlich neue Schuhe. Und endlich kein eitriger Knöchel mehr. Die wichtigsten Probleme des Winters scheinen für Patrick Beckert rechtzeitig vor Beginn der Eisschnelllauf-WM gelöst.

"Es war wirklich nervig. Der Schaft drückte dermaßen auf den entzündeten Knöchel, dass ich nicht einmal ohne Sorgen laufen konnte", meinte der Erfurter vor dem Saison-Höhepunkt der Eisschnellläufer ab Donnerstag im russischen Kolomna. Fast drei Monate quälte ihn die Knochenhautentzündung, bis er sich über Weihnachten endlich mal ein paar Wochen Eispause gönnte.

Es geht bergauf

Da die Schlittschuhe ganz individuell angefertigt werden, dauerte es wochenlang, ehe vernünftiger Ersatz da war. Der Test des neuen Materials beim Weltcup in Stavanger gelang. "Es geht bergauf. Jetzt bin ich zuversichtlich für Kolomna", meinte der deutschen Hoffnungsträger. Es stört ihn auch überhaupt nicht, dass seine "Schokoladenstrecke" mit den 10 000 Metern gleich zum Auftakt am Donnerstag in der 150 000-Einwohner-Stadt im Südosten Moskaus auf dem WM-Programm im steht. "Im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich nicht vorher meine Kraft auf Nebenstrecken verpulvern muss", bekannte der Thüringer, obwohl er nach eigener Aussagen die 5000 und die 10 000 Meter gleichermaßen im Fokus hat.

Obwohl sich der Vorjahres-Weltmeister Jorrit Bergsma bei den Ausscheidungen nicht für den langen WM-Kanten qualifizieren konnte, kommen die Favoriten aus den Niederlanden. Rekordweltmeister Sven Kramer gewann die 10 000 Meter bei den WM zwischen 2007 und 2009 dreimal in Serie und scheint auch in diesem Jahr kaum zu schlagen. "Und auch Erik Jan Kooiman hat als Zweiter des Vorjahres bewiesen, wie stark er ist", warnte Beckert, der 2015 in Heerenveen erstmals das WM-Podest bestieg und Bronze holte.

Neuer Rivale aus der Versenkung

Doch inzwischen ist ein neuer Eis-Star aufgetaucht, mit dem kaum noch jemand gerechnet hatte. Ted-Jan Bloemen, der wegen mangelnder Erfolge als Holländer 2014 nach Kanada auswanderte, stieg wie Phoenix aus der Asche: In Salt Lake City pulverisierte der 29-Jährige den Weltrekord und deklassierte selbst die favorisierten Niederländer. Beckert drückte an diesem 21. November im direkten Duell mit Bloemen den deutschen Rekord in 12:55,01 Minuten unter die 13-Minuten-Schallmauer und wurde Vierter.

Die Niederländer kennt Beckert nicht erst seit dem Wechsel ins Team "justlease.nl" von Rekord-Olympionikin Ireen Wüst ganz genau. Er sieht sie oft im Training, auch wenn sie für andere Teams laufen. Kein Sorge bereitet dem Thüringer indes, dass sein neuer Coach Rutger Tijssen früher auch mal Sven Kramer trainierte. "Das Team geht immer vor. Und jetzt laufe ich im Team von Rutger Tijssen", ist sich Beckert sicher.

Deutsche Methoden findet Beckert "antiquiert"

Er wählte im vergangenen Sommer den Weg nach Heerenveen, weil ihm die Trainingsmethoden in Deutschland zu "antiquiert" erschienen. In den Niederlanden werde mehr Wert auf Technik, denn auf allein auf Ausdauer gelegt - dafür opferte der 25-Jährige sogar den Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Und dabei ist er als Vollprofi finanziell zumindest im ersten Jahr keineswegs besser gestellt, als früher in Deutschland. Doch für seinen Traum von der Olympia-Medaille 2018 in Pyeongchang nimmt er diese "Einschnitte" gern in Kauf.

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