Fight gegen Smith Auftrag für Boxer Zeuge: Letzter WM-Titel muss bleiben

Wetzlar · Tyron Zeuge ist mit seinen 25 Jahren ein junger Boxweltmeister. Jetzt muss er retten, was die Älteren vermasselt haben. Am Samstag trifft er auf den Briten Paul Smith - an einem denkwürdigen Ort.

 Tyron Zeuge ist Box-Weltmeister im Supermittelgewicht.

Tyron Zeuge ist Box-Weltmeister im Supermittelgewicht.

Foto: Bernd Settnik

Tyron Zeuge mag Boxen im Fernsehen nicht so gern. Wenn er Schuhverkäufer oder Bankkaufmann wäre, könnte man das gut verstehen. Aber Zeuge ist Boxweltmeister.

"Ich gucke allgemein kaum Boxen im Fernsehen", sagt der WBA-Champion im Supermittelgewicht dennoch. Seine Maxime: Nicht gucken, machen. Ganz klar, den legendären Kampf von Arthur Abraham gegen den Kolumbianer Edison Miranda im September 2006 hat er deshalb auch nicht gesehen.

Damals gewann der blutverschmierte Abraham mit doppelt gebrochenem Kiefer. Passiert war das in der Wetzlarer Rittal-Arena, wo auch Zeuge am Samstag (23.20 Uhr) kämpfen wird. "Sicherlich braucht ein Boxer so einen Mega-Kampf, worüber die Menschen lange reden", meint Zeuge. So schmerzhaft wie Abraham möchte der 25 Jahre alte Champion das Spektakel aber nicht. "So etwas kann ich gar nicht gebrauchen."

Gegner am Samstag ist der Brite Paul Smith. In Box-Deutschland ist der Liverpooler bekannt; er hat schon zweimal gegen Abraham verloren. Zeuge besitzt den WM-Titel seit November vergangenen Jahres. Seine erste Titelverteidigung vor drei Monaten gegen den Nigerianer Isaac Ekpo ("Das war ein Scheißkampf") beschäftigt ihn noch immer. Der Berliner siegte damals nach Abbruch wegen eines Kopfstoßes von Ekpo. Trainer Jürgen Brähmer gibt seinem Schützling deshalb einen Marschbefehl auf den Weg: "Boxer wie Ekpo oder Smith müssen wir deutlich schlagen, das ist unser Anspruch."

Diesmal soll Zeuge auch noch eine andere Aufgabe schultern. "Es geht um viel mehr als nur um einen Titel. Tyron ist der letzte deutsche Weltmeister, den wir haben. Der Titel ist wichtig für das deutsche Boxen", erklärt Promoter Kalle Sauerland. Sein Schützling hört die Worte wohl, gibt sich aber unbeeindruckt. "Ich mache mir keinen Druck. Ich boxe für mich", entgegnet er, kann seinen Chef aber beruhigen: "Der Titel bleibt bei mir." Zeuge soll retten, was alte Haudegen wie Abraham, Brähmer, Marco Huck oder Felix Sturm vermasselten.

Die Briten, die derzeit mehr als ein Dutzend Weltmeister in ihrem Land haben, sehen in der deutschen Titel-Dürre einen psychologischen Vorteil. Smith-Coach Joe Gallagher prophezeit: "Für Deutschland wird das ein schwarzer Tag." Sein Athlet ist ein ausgebuffter Profi. Von 44 Kämpfen hat Smith 38 gewonnen. Seine dritte WM-Chance will der 34-Jährige jetzt nutzen.

"Smith steht stabil, ist konditionell stark und sucht den Kampf", analysiert Brähmer. Der Zeuge-Coach hat seit einiger Zeit Hilfe. Ihm assistiert Michael Timm. Der 54 Jahre alte Bundesstützpunkttrainer ist für die Amateure in Schwerin zuständig und ein Beispiel, wie Profis und Amateure künftig gemeinsam das Boxen vorantreiben wollen. "Der eine hilft dem anderen. Punkt", sagt Timm, der als früherer Chefcoach des untergegangenen Hamburger Universum-Boxstalls langjährige Profi-Erfahrung hat. Er wäre gern in Wetzlar in der Zeuge-Ecke dabei gewesen, betreut aber zurzeit die deutsche Amateur-Mannschaft bei der EM in Charkow.

Der Sieger kann sich Hoffnungen auf pralle Einnahmen machen. Derzeit wird das Teilnehmerfeld für die Superserie der besten Boxer um die Muhammad-Ali-Trophy formiert. Das Supermittelgewicht ist in der ersten Phase dabei. "So ein Turnier ist eine gute Idee", sagt Zeuge. Über die 50 Millionen Dollar, die die Veranstalter an Preisgeld verteilen wollen, spricht er nicht. Aber die Aussicht reizt.

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