Kommentar zur Leichtathletik Alles wie immer

Meinung · Die Leichtathletik steckt weltweit im Sumpf von Dopingskandalen und Korruption. Dennoch werden in Portland die Hallen-Weltmeisterschaften ausgetragen, als wäre nichts geschehen.

 Die Kernsportart der Olympischen Spiele, die Leichtathletik, steckt in einer tiefen Krise.

Die Kernsportart der Olympischen Spiele, die Leichtathletik, steckt in einer tiefen Krise.

Foto: dpa

Die Kernsportart der Olympischen Spiele, die Leichtathletik, steckt in einer tiefen Krise. Flächendeckende Doping-Skandale in Russland und Kenia, dreiste Korruptionsvorfälle in der Spitze des Weltverbandes IAAF – na und? Als wäre nichts gewesen, veranstalten die Leichtathleten derzeit in Portland ihre Hallen-Weltmeisterschaften.

Dabei rangiert die Leichtathletik im Wettkampf mit dem Fußball-Weltverband Fifa, wer die größeren Schurken in seinen Reihen hat(te), sogar eine Nasenlänge vorne. Was die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) über die Machenschaften an der IAAF-Spitze herausfand, hat das Zeug zu einem spannenden Krimi. Vermeintliche Doping-Bekämpfer haben demnach Manipulationen toleriert und sogar – gegen Bezahlung – verdeckt. Der langjährige IAAF-Präsident Lamine Diack soll demnach mehr Interesse daran gezeigt haben, welche Champagnersorte beim Verbandsempfang gereicht wurde, als überführte Dopingsünder zu bestrafen.

Eine externe Nachuntersuchung einer Blut-Datenbank des Weltverbandes lässt Experten zu dem Schluss kommen, dass zwischen 2001 und 2012 jede dritte Olympia- und WM-Medaille in den Ausdauerdisziplinen mit Hilfe von Dopingmitteln erschlichen worden ist.

Und was tut der 2015 als Retter der Leichtathletik gewählte neue IAAF-Chef Sebastian Coe? Wenig bis nichts. Okay – man hat immerhin den Doping-verseuchten russischen Verband von allen internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen.

Jetzt in Portland fehlen sie tatsächlich. Ob das auch für Olympia in Rio de Janeiro gelten wird, ist eine ganz andere Frage. Russland ist ein so wichtiger Markt, auf den die IAAF eigentlich nicht verzichten kann. Deshalb wird man einen Weg finden, dass die russischen Athleten am Zuckerhut an den Start gehen können. Darauf kann man wetten.

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