Interview "Kein Vertrauen mehr"

Krupp bedankt sich bei Fans und geht zum Babyschwimmen.

Erdbeben bei den Kölner Haien. Uwe Krupp (49) ist nach drei Jahren und zwei Vizemeisterschaften bei den Haien entlassen worden. Nach der ersten Freistellung in seiner zehnjährigen Trainerkarriere sprach Martin Sauerborn mit dem gebürtigen Kölner.

Herr Krupp, Ihre erste Reaktion auf die Entscheidung, Sie und die sportliche Leitung freizustellen?
Uwe Krupp: Irgendwo war ich natürlich überrascht und musste erst mehrmals kräftig schlucken. Aber so ist das Geschäft nun mal und jetzt ist es vorbei.

Wie lautete die Begründung der Geschäftsführung?
Krupp: Kurz und knapp: Das ist eine Gesellschafterentscheidung.

Was steckt genau dahinter?
Krupp: Unsere Gesellschafter verfolgen ein hohes Ziel - die Meisterschaft. Wenn wir es dann zweimal in Folge nicht geschafft haben, ist es egal wie gut man gespielt hat. Du hast dein Ziel nicht erreicht. das ist der Fakt.

Und bedeutet was?
Krupp: Es gab kein Vertrauen mehr. Wenn man einen Job nicht so macht, wie es sich die Gesellschafter vorstellen, dann bist du irgendwann nicht mehr die richtige Person, um die Ziele zu erreichen. Wenn man die Ziele nicht erreicht, wird man ausgetauscht, um es mit jemand anderem zu erreichen.

Dann hätten die Gesellschafter Sie aber auch schon im Sommer entlassen können?
Krupp: Ja, stimmt. Wir haben zwar alles richtig gemacht, aber nicht gewonnen. Das zählt, obwohl uns nur 25 Minuten zum Titel gefehlt haben, die Arena voll war, die Fans hinter uns gestanden haben und die Sponsoren zufrieden waren. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft auch in dieser Saison bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitgeredet hätten.

Im ersten Rückblick, was haben Sie sich vorzuwerfen?
Krupp: Wir haben hier alle drei Jahre gut gearbeitet. Wir haben den KEC mit Seriosität wieder zu einer Topmarke im deutschen Eishockey gemacht und sind zweimal Vizemeister geworden. Das macht uns stolz und mit diesem Gefühl geht es mir im Moment gut. Vielleicht hätte ich mit dem Budget nicht ganz so vorsichtig umgehen sollen.

Was nehmen Sie außer diesem guten Gefühl noch mit?
Krupp: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese außergewöhnliche Erfahrung mit den Haie-Fans machen durfte. Es war ein Privileg, für diesen Verein zu arbeiten, bei dem ich groß geworden bin. Ich kann mich nicht an einen Tag erinnern, an dem ich das Gefühl hatte, dass die Fans uns nicht unterstützt haben.

Was sagen Sie zur pikanten Regelung ihrer Nachfolge mit Niklas Sundblad so unmittelbar nach Ihrer Entlassung bei den Haien
Krupp: Ich betrachte es als Lernprozess. Es ist ja in zehn Jahren Trainerlaufbahn meine erste Entlassung.

Was macht Uwe Krupp jetzt?
Krupp: Ich gehe gleich mit meinem vier Monate alten Sohn zum Babyschwimmen und den Abend werde ich mit Freunden verbringen. Dann drücke ich den Haien die Daumen für eine gute Saison, treibe wieder mehr Sport und freue mich auf meine nächste Aufgabe, wie die auch aussehen mag .

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