Niklas Sundblad im Gespräch "Die Haie - ein Traumverein"

KÖLN · Der neue Kölner Eishockey-Trainer Niklas Sundblad über die Situation nach Krupps Entlassung. Simon Bartsch sprach mit dem Schweden über die Vorkommnisse der letzten Tage, die aktuelle Situation und die Erwartungshaltung in Köln.

Am vergangenen Freitag wurde Niklas Sundblad als neuer Trainer der Kölner Haie vorgestellt. Der 41-Jährige tritt die Nachfolge des überraschend entlassenen Uwe Krupp an.

Herr Sundblad, die Entlassung von Uwe Krupp und Ihre Vorstellung als neuer Trainer der Kölner Haie kamen überraschend, einige Fans reagierten geschockt. Wie haben Sie das Ganze erlebt?
Niklas Sundblad: Mich hat das auch total überrascht. Ich hätte nie gedacht, die Kölner Haie mal trainieren zu dürfen. Ich war mit den Gedanken schon in Schweden. Da hat es ganz tiefe Gespräche mit einem Erstligisten gegeben. Köln war da überhaupt kein Ziel mehr von mir.

Wie kam es dann zu dem Trainerwechsel? Hatten Sie nach ihrem Weggang nach Ingolstadt im vergangenen Jahr noch Kontakt zur Haie-Vereinsführung?
Sundblad: Überhaupt nicht. Es hat zuletzt gar keinen Kontakt zur Geschäftsführung der Kölner Haie gegeben. Die Anfrage kam sehr plötzlich. Am Donnerstag war alles klar. Es ging alles so schnell. Ich hatte meine Frau sogar schon gewarnt, wie kalt und dunkel Schweden ist.

Mit welchem schwedischen Verein gab es die engen Gespräche?
Sundblad: Dazu will ich mich nicht äußern. Der Trainer ist ja noch da. Da muss ich Rücksicht auf die Personen nehmen, die dort aktuell arbeiten.

Wenn die Gespräche schon so weit fortgeschritten waren und Sie sich geistig schon auf Schweden eingestellt haben, warum sind es dann doch die Kölner Haie geworden?
Sundblad: Die Haie sind für mich ein Traumverein. Ich wohne hier in Köln, habe hier ja auch viele Jahre gespielt. Ich bin als Spieler mit den Haien Deutscher Meister geworden. Wenn man die Chance bekommt, die Haie zu trainieren, ist das einfach nur "wow". Mein Herz schlägt für die Haie.

Der überraschende Trainerwechsel hat unter den Fans große Wellen geschlagen. Viele Anhänger wundern sich, dass Sie offensichtlich schon seit Beginn der Saison Gast bei Spielen, Training und in der Kabine waren. Was hat es damit auf sich?
Sundblad: Mir war langweilig und ich bin neugierig. Da habe ich mir das Training angeschaut - aber auch Spiele in Krefeld, Düsseldorf und Iserlohn. Auch in Düsseldorf war ich in der Kabine. Ich bin nicht hier reinmarschiert, um Uwes Job zu haben oder ihm ein Messer in den Rücken zu stecken. Ich habe mir die Haie ohne Uwe gar nicht vorstellen können.

Dennoch fragen sich die Fans - gerade in sozialen Netzwerken -, warum ein Meistertrainer noch eine Hospitanz absolviert.
Sundblad: Der Begriff Hospitanz ist von uns nicht genannt worden. Man sitzt den ganzen Sommer herum und hat nichts zu tun. Und dann kommt endlich das erste Spiel. Da kann man doch mal runterfahren und wieder ein bisschen ins Eishockey reinkommen.

Beim Heimspiel gegen Krefeld war der Trainerwechsel noch sehr frisch und die Stimmung in der Halle gereizt. Nicht gegen Sie, aber pro Krupp. Wie gehen Sie mit dieser Reaktion um?
Sundblad: Die Fans waren natürlich erst mal geschockt. Es ging ja nicht gegen mich oder gegen die Mannschaft. Die Anhänger haben sich für Krupp ausgesprochen. Das ist auch normal.

Haben Sie momentan noch Kontakt zu Uwe Krupp?
Sundblad: Hier in Köln haben wir damals gut zusammengearbeitet. Wir hatten während meines Engagements in Ingolstadt aber nicht mehr viel Kontakt. Man telefoniert mit jedem Trainer zwei, drei Mal in der Saison. Aktuell gibt es keinen Kontakt. Aber Uwe hat hier schon eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt.

Empfinden Sie denn Mitleid mit Uwe Krupp?
Sundblad: So ist das Profigeschäft. So war es ja auch in Hamburg. Im vergangenen Jahr ist zum Beispiel in Mannheim der Trainer entlassen worden. Wir befinden uns hier im Profisport.

Befürchten Sie, dass der Trainerwechsel einen Imageschaden für die Haie hervorgerufen hat?
Sundblad: Momentan stürzt viel auf uns ein. Aber die Kölner Haie sind die Kölner Haie - eine Marke. Es gibt hier so viel Tradition. Wir singen sogar Karnevalssongs über die Haie. So groß ist der Verein. Auch Uwe ist ein Teil der Haie-Familie.

Wie haben die Spieler auf die Entlassung Krupps reagiert?
Sundblad: Diese Frage müssen Sie den Spielern stellen. Aber die Mannschaft war natürlich ebenfalls sehr überrascht. Jetzt müssen wir weiterschauen. Es wartet viel Arbeit auf uns.

Die Ziele der Fans sind eindeutig. Wie wollen Sie mit dieser Mannschaft den Titel holen?
Sundblad: In Köln gibt es nur dieses eine Ziel. Es geht nur darum, die Meisterschaft zu gewinnen. Unter dem Dach hängen die Meister-Banner, es hängt keins von einer Vizemeisterschaft oder von der Playoff-Teilnahme. Aber Meister zu werden, ist gar nicht so einfach. Das letzte Mal ist es uns 2002 gelungen. Wir müssen jetzt erst einmal in die Playoffs kommen Danach kann alles passieren.

Wie wollen Sie aus dem Team eine Meistermannschaft machen?
Sundblad: Als neuer Trainer muss man wieder bei den Basics anfangen. Ein neuer Trainer fängt immer von Neuem an. Ich bin ein Fan von sehr, sehr hartem Training. Je härter man in der Woche arbeitet, desto mehr Erfolg hat man auch im Spiel. Das geht nur mit viel Power.

Reicht das Potenzial der Mannschaft für den Titel?
Sundblad: Momentan sicher nicht. Wir sind auf dem 13. Platz, wir haben nur sieben Punkte. Es ist ein langer Prozess. Wir müssen nur irgendwo anfangen. Wir haben viele Topspieler, viele Nationalspieler. Es ist eine sehr gute Mannschaft.

Zur Person

Niklas Sundblad (geb. 3. Januar 1973) ist ein ehemaliger schwedischer Eishockeyspieler und derzeitiger -trainer. Seit letzten Donnerstag ist er als Nachfolger von Uwe Krupp Coach der Kölner Haie. Von 2001 an war Sundblad zwei Jahre als Spieler in Köln, von 2009 - 2013 arbeitete er als Co-Trainer beim KEC. In der letzten Spielzeit führte Sundblad den ERC Ingolstadt zum Titel. Sein Vertrag wurde dennoch nicht verlängert.

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