Flaggschiff auf Jungfernfahrt Das G-A-Team testet Rudern bei der Bonner Ruder-Gesellschaft

BEUEL · Premiere beim Sportartentest des G-A-Teams: Erstmals wagten sich die Mitarbeiter und Redakteure an eine Mannschaftssportart. Auf dem Rhein mit der Bonner Ruder-Gesellschaft – eine wacklige Angelegenheit.

Zugegeben: Der Deutschland-Achter – das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbands – würde uns fertigmachen. Gnadenlos Wenn es denn ginge, auf dem Rhein überrunden. Aber – so viel vorweg – das, was das G-A-Team auf das Wasser gebracht hat, war nicht bloß Plantscherei – es war quasi die Geburtsstunde des GA-Flaggschiffs. Erstmals im Rahmen der Serie begaben sich mit den Redakteuren Sabrina Bauer und Joshua Bung, der Festangestellten Kathrin Nitschke und Volontär Laszlo Scheuch, gleich vier Teammitglieder auf für sie unbekanntes sportliches Terrain: Rudern bei der Bonner Ruder-Gesellschaft.

Laszlo Scheuch: Schon vor dem Training aus der Puste

Also, Boot und Paddel geschnappt und ab auf den Rhein? „Nein, so schnell geht es nicht. Wir trainieren erst einmal im Ruderkasten die Technik“, bremst uns Trainer Friedhelm Prinz und führt uns in den Trainingsraum der RG. „Rudern ist eine Kraftausdauersportart. Es ist schon so, dass langgewachsene und kräftige Sportler Vorteile haben, aber auch die Technik ist wichtig“, erläutert der ehemalige Olympiatrainer. Joshua und ich blicken uns an – er ausgestattet mit Armen wie Zahnstocher (nichts für ungut) – und ich noch aus der Puste vom zweiminütigen Gang bis in die Halle. Naja, Sabrina und Kathrin sind ja auch noch da.

Nach einer kurzen Technikeinweisung geht das Training richtig los. „Vorne sitzt das Rhythmusgefühl, hinten die Intelligenz und in der Mitte die Kraft“, erklärt Prinz und verteilt auf die Sitze. Wir probieren uns im Riemenrudern. „Im Unterschied zum Skullen, bei dem man in jeder Hand jeweils ein Skull hat, hält dabei jeder von euch nur einen Riemen mit beiden Händen“, erläutert der Trainer.

In einer Trainingspause lässt er uns an seinem Wissen über den Rudersport teilhaben. Ob man allein vom Rudern leben könne? „Nein, absolut nicht“, sagt der 74-Jährige. „Das sind oft Studenten, die dann anstatt sieben zehn Semester für ihr Studium brauchen. Früher hatten wir hier auch viele Handwerker, heute hat fast jeder einen Gymnasialabschluss.“

Sabrina Bauer: Jähes Ende des Wasserrauschens

Als Schlagfrau – der erste Sportler im Boot hinter dem Steuermann – darf ich beim Training den Ton angeben: Meine Mitruderer müssen sich meinem Tempo anpassen. Klingt einfacher als es sich wirklich ist. Komme ich aus dem Takt, bringe ich das gesamte Boot ins Wanken. Das erste Eintauchen des Ruderblattes ins Wasser ist leicht. Prinz korrigiert meine Bewegungen, gibt Tipps. Hinter mir senken auch meine Teammitglieder die Riemen ins Wasser.

Gerade als ich mich sicher fühle, plumpse ich von meinen Rudersitz herunter und beende jäh das rhythmische Wasserrauschen. Wieder auf Anfang. An dem Abend rutsche ich bestimmt fünfmal von dem schmalen Sitz – sehr zur Belustigung des Teams. Nach anderthalb Stunden im Ruderkasten entlässt uns Prinz. Meine Beine sind etwas wackelig – was nicht am Training liegt. Nach dieser Einheit ist das Abenteuer Rudern für mich vorbei. Ich bekomme Fieber – und muss meinem Team vom Land aus zusehen.

Joshua Bung: Könnte (fast) Bäume ausreißen

Zwei Tage später geht es aufs Wasser. Das G-A-Team sitzt zwar nur noch zu dritt im Boot. Aber Sabrina kann ja von unseren Heldentaten berichten, falls wir ertrinken. Zum Glück steht uns als Ersatzmann Ruderveteran Werner Endris zur Seite, um Schlimmeres zu verhindern.

Zunächst müssen wir allerdings irgendwie unseren Viersitzer Richtung Wasser bugsieren. An jeder Seite des Boots sollen mindestens zwei Leute anpacken, fordert Drill Sergeant Prinz. Gut, in unserem Fall sind es vier Träger pro Seite – Mitglieder der Rudergesellschaft helfen mit. Die haben bestimmt sofort erkannt, dass Kathrin noch Muskelkater vom letzten Mal hat, während Laszlo und ich so aussehen, als könnten wir Bäume ausreißen – vorausgesetzt es handelt sich um Treibgut.

Am Rhein angelangt, steigen wir vorsichtig in das Boot – eine durchaus wackelige Angelegenheit. Unsere Füße schnallen wir an den dafür vorgesehenen Fußkästen fest – die Riemen sind da bereits an den Seiten des Bootes eingehakt. Als wir uns vom Steg abstoßen, wissen wir, dass es jetzt ernst wird – und als wäre das nicht genug, löst ein vorbeiziehendes Transportschiff eine Serie von Wellen aus, die das Boot zum Start gehörig durchschütteln. "Legt die Ruder flach auf das Wasser", ruft Prinz. Wir folgen seiner Anweisung, und das Boot beruhigt sich. "Sehr gut! Dann kann es jetzt losgehen", konstatiert der erfahrene Steuermann.

Kathrin Nitschke: Schnell setzt das Gemopper ein

Ich war ja eigentlich zufrieden mit meiner Position im Bug des Bootes – da sitzt ja die „Intelligenz“. Offenbar habe ich mich für diesen Platz aber nicht ausreichend qualifiziert und werde auf die Position der Schlagfrau umgesetzt – der Rhythmusgeberin. Mit Joshua im Nacken und im Fokus von Prinz eine Aufgabe, die mich nervös macht. Insofern starte ich auch etwas verkrampft und verpasse uns durch ein sehr unrhythmisches Hängenbleiben mit dem Riemen am Boden des recht flachen Flussbettes eine kräftige Schlagseite. Schon setzt das Gemopper hinter meinem Rücken ein. „Immer schön ruhig bleiben“, meint Joshua.

Gar nicht so leicht, wenn von vorne die Anweisungen auf einen einprasseln. Meine Körperhaltung ist nämlich nicht optimal und Prinz hat den Ehrgeiz eine anständige Performance aus mir herauszuholen. „Die Hand nicht so hoch und den Riemen länger durchziehen, nicht dauernd auf das Ruderblatt starren, sieh mich doch mal an, dabei nicht gleich wieder aus dem Takt kommen!“ Jedem Zug folgt eine Korrektur und jedem Misserfolg höhnisches Gelächter aus dem Off.

Kurzzeitig überlege ich dem Begriff „Schlagfrau“ umzudefinieren und das G-A-Team um eine Person zu dezimieren, allein die anstehende Challenge hält mich davon ab. Einige Kilometer den Rhein hinauf und wieder runter sollen wir bewältigen, was uns auch gelingt.

Prinz erklärt, dass der Rudersport, gar nicht mal so kraftintensiv sei, und bis ins hohe Alter betrieben werden kann. Wie zum Beweis preschen in diesem Moment die „Silberlocken“ an uns vorbei. Die vierköpfige Besatzung des gleichnamigen Bootes hat einen unwesentlich höheren Altersdurchschnitt als wir – der älteste Bootsinsasse ist jenseits der 90 Jahre – und lässt uns dennoch gnadenlos hinter sich. „Für das erste Mal war das sehr ordentlich“, sagt Prinz. Apropos ordentlich – zum Boot putzen werden wir natürlich auch noch abkommandiert.

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