GA-Sportler des Monats Oktober Ibrahim Mavua-Kazai: „Ringen ist eine Art Körperschach“

BONN · Er ist der Publikumsliebling beim TKSV Duisdorf. Jetzt hat er auch die GA-Leser begeistert: Ibrahim Mavua-Kazai ist Sportler des Monats Oktober.

 Filigraner Techniker: Iba Mavua-Kazai wirft seinen Trainer und Teamkollegen Daniel Persch.

Filigraner Techniker: Iba Mavua-Kazai wirft seinen Trainer und Teamkollegen Daniel Persch.

Foto: Bernd Joisten

Der 37-jährige Ringer, der in Duisdorf nur Iba genannt wird und neben Chefcoach Daniel Persch und Hans Willi Hieronymi auch als Trainer im Verein fungiert, setzte sich überlegen mit 53 Prozent aller abgegebenen Stimmen durch. Zweiter wurde Dario Schumacher, Fußballer des Regionalligisten Bonner SC (34 Prozent). Auf Platz drei landete Ryan Thompson, Basketballprofi der Telekom Baskets Bonn, gefolgt von Langstreckenläuferin Maike Schön (LAZ Puma Rhein-Sieg), der Zweiten des Köln-Marathons 2016 (2:47:51). Auf Platz fünf kam die Bonner Radrennfahrerin und Olympiateilnehmerin Mieke Kröger, die bei den Straßen-Weltmeisterschaften der Radsportler in Doha mit der deutschen Mannschaft eine Silbermedaille holte.

Alle Genannten hätten für ihre Leistungen den ersten Platz verdient. Aber Mavua-Kazai mobilisierte die meisten Stimmen. Bereits im Dezember 2014 stand der studierte Elektrotechniker, der für RheinEnergie in Köln arbeitet und in Menden wohnt, zur Wahl. Damals wurde er Fünfter mit 10,4 Prozent. Es siegte genauso überraschend, wie diesmal Mavua-Kazai, der Floorballer Janos Bröker vor Badmintonspielerin Birgit Michels. „Das freut mich natürlich und es ist schön, dass ich diesmal gewonnen habe. Ich hänge sehr am Ringen und vor allem am TKSV“, sagte Mavua-Kazai.

Als er zwölf Jahre alt war, floh er mit seiner Familie aus dem damaligen Zaire, heute Demokratische Republik Kongo. „Seitdem habe ich das Land nicht mehr besucht. Auch meine Verwandten sind geflohen“, erklärt der Modellathlet, der sich in der Region pudelwohl fühlt und rheinischen Frohsinn ausstrahlt. Zunächst spielte er Fußball beim 1. FC Hardtberg, kam aber mit 15 Jahren zum Ringen: „Mich hat das Duell eins gegen eins fasziniert, bei dem es darum geht, den Gegner mit technischen Fertigkeiten zu besiegen.“

Die technischen Fertigkeiten sind beim 1,70-Meter-Mann besonders ausgeprägt. Mavua-Kazai ist ein Spezialist im griechisch-römischen Stil (kurz Greco). Im Greco sind nur Griffaktionen oberhalb der Gürtellinie erlaubt. Aber auch im Freistil ist er stark. „Mein erster Trainer war Efim Fischbein, ein großer Greco-Spezialist. Und so ist Greco zu meiner Stilart geworden. Ihm habe ich viel zu verdanken.“ Ibas Spezialtechnik ist der Hüftangriff.

Der TKSV-Ringer ist für seine Schnelligkeit bekannt, mit der er reihenweise auch größere und schwerere Gegner schultert. Zunächst zieht er seine Gegner blitzschnell am Arm an sich ran, weicht aus und bekommt anschließend den Gegner mit beiden Armen an der Hüfte zu packen. Das ist dann meistens die Einleitung für eine explosionsartige Wurfaktion. „Um eine Technik gut zu beherrschen und vorbereitet zu sein, musst du sie mehr als 10.000 Mal im Ringen trainiert haben“, unterstreicht Mavua-Kazai. Er wiegt derzeit 76 Kilogramm, kämpft aber wenn es sein muss in den Gewichtsklassen 75kg, 80kg und sogar 86 Kilogramm. Zuletzt war beim TKSV verletzungsbedingt Not in der 86er-Klasse, in der Mavua-Kazai dann antrat – und gewann. „Da darfst du dich nicht auf ein Kraftduell einlassen, sondern musst blitzschnelle Aktionen anbringen.“

In dieser Saison hat er von seinen acht Kämpfen sieben Duelle gewonnen. Besonders wichtig sei auch die Kondition. Daran habe es im Kollektiv in der Hinrunde beim TKSV gemangelt. Trainiert wird vier Mal pro Woche. In der Rückrunde habe man zulegen können. Dies sei ein wesentlicher Faktor für drei Siege in den drei Rückrundenkämpfen.

Ibrahim Mavua-Kazai will mit dem TKSV wieder in die zweite Bundesliga: „Ein Aufstieg wäre toll. Aber die Oberliga ist teilweise auch sehr anspruchsvoll. Auch da sind sehr gute Gegner unterwegs.“ Da der Duisdorfer seit 22 Jahren im Ringen aktiv ist, kennt er die Szene genau. Ein Aufstieg sei aber nicht immer planbar: „Die Hinrunde haben wir uns sicherlich anders vorgestellt“, sagt er. „Jetzt läuft es aber.“ Die Erwartung der Fans an den Publikumsliebling sind natürlich hoch, war „Iba“ doch auch ein guter Ringer, als der TKSV noch in der ersten Bundesliga aktiv war. „Mit dem Druck kann ich umgehen. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, müssen viele Komponenten passen. Ringen ist eine Art Körperschach. Das Feingefühl für die richtige Aktion zur richtige Sekunden entscheidet.“

Ringer-Abteilungschef Dirk Schubert weiß um die Qualitäten seines Leistungsträgers: „Iba ist ein großartiger Sportler und ein herzlicher Mensch. Es ist schön, dass er zum Sportler des Monats gewählt wurde.“

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