GA-Sonntagskicker - Folge 44 Wie der Vater, so der Sohn – und der Enkel

BORNHEIM · Familie Köhl ist beim SSV Merten nicht mehr wegzudenken. Seit 1962 ist sie durchgehend in der Fußballabteilung unterwegs, inzwischen mit drei Generationen.

Jedes Wochenende steht Hans-Peter Köhl am Spielfeldrand, wenn die F2 des SSV Merten auf dem Rasen unterwegs ist. „Er ist immer mit Elan dabei und kann kaum die Füße stillhalten“, sagt sein Sohn Thomas, der wiederum Trainer der Jugendmannschaft ist. Das ist jedoch nicht der einzige Grund für die Verbundenheit zum Team: Auf dem Spielfeld stürmt Lewis, der Enkel von Hans-Peter, erfolgreich für die Mertener.

Acht der elf Tore seiner Mannschaft hat der Siebenjährige in dieser Saison erzielt. Das macht den Großvater natürlich stolz, kostet ihn allerdings auch etwas. „Ich habe ihm versprochen, dass er von mir für jedes Tor fünf Euro bekommt“, erzählt Hans-Peter. Lewis bejubelt seine Tore und die dazu gehörende Aufstockung des Taschengelds ganz im Stile seines Vorbilds Antoine Griezmann.

Der Franzose, bei Atlético Madrid unter Vertrag, zelebriert seine Treffer mit einer eingängigen Telefongeste: Beide Hände neben dem Kopf, Daumen und kleiner Finger ausgestreckt, dazu ein lockeres Wackeln mit dem Schädel. Lewis' Vater Thomas versteht die Wahl des Idols: „Er ist klein und wendig, ähnlich wie Griezmann. Und gut im Abschluss ist er auch.“ Die Liebe zum Fußball beeindruckt Thomas. „Ich kann meinen Sohn nachts um drei wecken und ihm sagen, dass wir spielen gehen. Dann ist er der Erste, der die Schuhe an hat.“

Die Familie Köhl gehört beim SSV schon so gut wie zum Inventar. Seit er zehn ist, spielt der heute 63-jährige Hans-Peter durchgängig in Grün-Weiß, sein Vater und sein Bruder waren auch im Verein. Hinzu kommt das Restaurant der Familie, das „Köhlz“: Es war lange Zeit das Vereinslokal und wurde von allen Mannschaften regelmäßig besucht.

Heute, die Herrenmannschaft kämpft in der Landesliga um den Aufstieg, sei es anders. „Da spielen kaum noch Mertener, die kommen von weit weg und gehen dann auch leider nicht mehr oft in das Restaurant“, so Hans-Peter, der den Familienbetrieb vor wenigen Jahren an seinen Sohn übergab.

Training orientiert sich am Spaß am Spiel

Zu seinen erfolgreichsten Zeiten war es noch anders, die größte Errungenschaft war der Aufstieg in die Landesliga 1978 und die darauffolgenden Spielzeiten. „Da kamen alle Spieler aus Merten und wir konnten vier Jahre lang die Klasse halten“, blickt er stolz zurück. Inzwischen, auch durch einen Kreuzbandriss vor drei Jahren, muss er etwas kürzer treten. Zusammen mit seinem Sohn spielt er aber immer noch bei den Alten Herren.

Das Training dort orientiert sich am Spaß am Spiel: „Es ist eine reine Fun-Sache, es gibt keinen Spielbetrieb“, erzählt Thomas. Auf die Trainingsspiele möchten die beiden keinesfalls verzichten, dazu gibt es jedoch auch keine Gründe. Hans-Peter gehöre zwar zu den älteren Mitspielern, bringe sich in jeder Partie aber entscheidend ein, sagt sein Sohn. Seine Stärken offenbarten sich vor allem „in der Routine und Übersicht“, der Libero sei aber auch torgefährlich: „Er ist echt kopfballstark, besonders vorne.“

Thomas selbst ist meist im Mittelfeld unterwegs, Mitglied beim SSV ist er seit seinem fünften Lebensjahr. Genau wie er es für Lewis ist, war sein Vater sein erster Trainer im Verein. Nach einigen Spielzeiten folgte eine Unterbrechung: In der B-Jugend wechselte er zum Bonner SC, spielte in der A-Jugend für die Rheinlöwen in der Bundesliga. Im Erwachsenenalter zog es ihn zurück nach Merten, inzwischen ist er bei den Alten Herren angekommen.

Die Vereinstreue der Familie Köhl äußert sich nicht nur in der Verbundenheit zum SSV, alle drei Generationen sind bekennende Fans des 1.FC Köln, Lewis ist sogar Mitglied. Die Entwicklung stimmt seinen Großvater zufrieden: „Es ist schön, dass Lewis in die Fußstapfen seines Vaters und Opas tritt.“

Ob er eines Tages auch den Schritt in die Altherren-Mannschaft in Merten macht und alle Generationen gemeinsam auf dem Platz unterwegs sein werden, steht in den Sternen. Thomas Köhl zeigt sich skeptisch, ist aber nicht ohne Hoffnung. „Wenn Lewis alt genug ist, um bei uns zu spielen, wäre mein Vater 86. In dem Alter habe ich noch keinen bei den Alten Herren spielen gesehen, aber vielleicht macht er ja den Trainer!“

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