Das soll für die junge Journalistin kein schlechtes Omen sein, jedenfalls gibt sie sich unerschrocken - ausdrücklich. "Ich habe keine Angst, aber einen Riesenrespekt vor der Aufgabe. Der ein oder andere Fehler unterläuft mir sicher, aber das ist doch ganz normal", sagte Graf im Gespräch mit dem GA vor dem Spiel zwischen Jahn Regensburg und Hertha BSC, dem sie im Auftrag des Pay-TV-Senders Sky ihre Stimme gibt. "Ich glaube, dass wir so weit sind, dass sich die Qualität durchsetzt und nicht ein Vorurteil."

Mangelnde Kompetenz wird man(n) ihr nicht vorwerfen können. Als Fußballerin war sie erstklassig, spielte zwei Jahre für den Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr. "Als Sechser", präzisiert sie. Zudem bringt die gebürtige Sauerländerin reichlich Mikrofonerfahrung mit: "Sieben Jahre bei Radio Siegen, davon habe ich vier Jahre kommentiert." Sportfreunde Siegen, Regionalliga.

Jetzt darf sie immerhin die zweite Liga der Männer moderieren. Ein Traumberuf, wie er es auch für die mehr als 1000 Mitbewerberinnen gewesen wären, gegen die sie sich in dem Casting durchsetzte, zu dem Sky aufgerufen hatte. Die Schlussphase des Hammerspiels zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart (4:4) musste nachkommentiert werden.

Grafs Stück beeindruckte die Jury, inklusive Reporter-Ikone Marcel Reif. "Es ist sehr hilfreich, dass ich auf dem Platz gestanden habe, Trainingsmethoden und Systeme kenne - deshalb kann ich mich in viele Situationen reinversetzen. Das ist sicher kein Muss für Kommentatoren, aber es hilft."

Ihre aktive Laufbahn musste sie schon 2009 mit 22 Jahren beenden. Wegen eines Knorpelschadens im Sprunggelenk, fast ein Jahr lang war sie Stammgast im Reha-Zentrum Bonn. "Deshalb meine schwierigste, aber andererseits auch schönste Zeit im Fußball", erzählt Graf: "Ich habe noch viele Freunde in Bad Neuenahr." Die werden am Sonntag ab 13.30 Uhr mitfiebern, wenn sie im Regensburger Jahn-Stadion auf dem Kommentatorenplatz Platz nimmt. Im Freundeskreis haben einige noch schnell Sky abonniert.

Der Pay-TV-Sender baut seit einiger Zeit eine junge Frauen-Reporterriege auf, Laura Wontorra und Ruth Hofmann interviewen Spieler, Esther Sedlaczek moderiert - bislang "nur" zweite Liga. Die Perspektive aber ist klar, "weil sich immer mehr Frauen für Fußball und Bundesliga interessieren", so Sky-Kommunikationschef Ralph Fürther. Deshalb werden sie Christina Graf in der Münchner Unternehmenszentrale ganz besonders die Daumen drücken.

"Ich will an meiner Arbeit gemessen werden und nicht daran, dass ich eine Frauenstimme habe", sagt die 27-Jährige, deren zweiter Einsatz für den 9. Februar geplant ist. Was ihr zu Carmen Thomas einfällt: "Nicht das, was jeder sagt, sondern dass ich weiß, dass nicht wegen des Versprechers ihren Job verloren hat."