Fußball-Bezirksliga Rückzug der Hennefer Zweitvertretung sorgt für Eklat

HENNEF · Da die Entscheidung zu spät fällt, steigt Fortuna Bonn trotzdem aus der Bezirksliga ab. Staffel spielt mit 15 Teams.

 Trainer ohne Mannschaft: Michael Theuer. FOTO: HENRY

Trainer ohne Mannschaft: Michael Theuer. FOTO: HENRY

Foto: Wolfgang Henry

Die alte Fußball-Saison ist noch gar nicht richtig beendet, da steht schon der erste Absteiger für die neue Spielzeit fest. Vollkommen überraschend hat der FC Hennef 05 seine Zweitvertretung „aus wirtschaftlichen Gründen“ aus der Bezirksliga zurückgezogen und damit für einen handfesten Skandal gesorgt. Denn weil die Entscheidung einen Tag zu spät fiel (nämlich am Montag), kann die Mannschaft nicht mehr in die A-Klasse eingereiht werden.

Das heißt: „Deadline war Sonntag, 24 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte mir die Meldung vorliegen müssen. So gilt der FC Hennef 05 II als erster Absteiger der kommenden Saison. Die Bezirksliga, Staffel 2, spielt dann mit nur 15 Mannschaften“, stellte Rolf Thiel, Spielausschussvorsitzender des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM), fest.

Noch schlimmer: Die verspätete Entscheidung der Rot-Weißen sorgt dafür, dass gleich zwei Bonner Teams – die ansonsten gerettet gewesen wären – den Weg nach unten antreten müssen. Der SC Fortuna Bonn muss als Tabellen-14. der Bezirksliga trotz der Hennefer Abmeldung den Weg in die Kreisliga A Bonn antreten, der bisherige Bonner A-Ligist FV Endenich II stürzt nun in die B-Klasse. Freuen kann sich dagegen der TuS Altenrath, der gerade wegen des verspäteten Hennefer Handelns den Liga-Verbleib im Oberhaus des Kreises Sieg schaffte.

Klar, dass die Bonner Clubs nicht gut zu sprechen auf den FCH sind. „Auch wenn wir mit der Reserve sportlich abgestiegen sind: So etwas darf nicht passieren. Es ist eine große Sauerei, dass nicht an die anderen Vereine gedacht wird. Fairplay sieht anders aus. Ich bin maßlos enttäuscht vom FC Hennef“, erklärte Hansi Langen, der Sportliche Leiter des FV Endenich. Und Thomas Kaltscheuer, Coach der Bonner Fortuna, gab zu Protokoll: „Das ist äußerst ärgerlich, zumal die Hennefer sicherlich schon früher Bescheid wussten.“

Hennefs Pressesprecher Markus Halfmann verteidigte die Entscheidung indes als „alternativlos“ und sprach von „Umstrukturierungen“. Nach einem erheblichen Minus im Geschäftsjahr 2015 und einem zu erwartenden ähnlich hohen Defizit in diesem Jahr bestehe kurzfristig Handlungsbedarf.

Das heißt im Klartext: Um nicht irgendwann in die Insolvenz zu stürzen, müssen die Ausgaben drastisch eingeschränkt werden. Betroffen ist von den Kürzungen laut einer Pressemitteilung des Vereins auch die erste Mannschaft in der Mittelrheinliga, die dennoch in der obersten Klasse des FVM konkurrenzfähig bleiben soll.

„Da müssen wir jetzt durch. Wir hatten nicht die Absicht, einem anderen zu schaden. Schließlich haben wir die Saison sportlich zu Ende gespielt“, so Halfmann. „Für uns ist der Rückzug nicht gerade der Weg des geringsten Widerstands. Derzeit laufen die Drähte auch bei der ersten Mannschaft heiß.“

Ziemlich gefasst nahm der bisherige Übungsleiter der Reserve, Michael Theuer, die Nachricht auf. „Ich habe mittlerweile bestimmt 60 Telefonate geführt, um meine Spieler zu informieren und sie teilweise an andere Vereine zu vermitteln. Aber die Ausgaben überschreiten nun einmal die zu erwartenden Einnahmen in einem nicht vertretbaren Maß. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, meinte er. „Im Fußball geht's immer irgendwie weiter.“ Wenn möglich, soll das für Theuer beim FC Hennef der Fall sein. „Die Verantwortlichen haben mir zu verstehen gegeben, dass sie trotzdem mit mir weiterarbeiten wollen. Ich muss mir mal Gedanken machen, was mir Spaß machen könnte, denn eigentlich fühle ich mich in Hennef wohl“, sagte der Coach, der sich zunächst jedoch in den Urlaub absetzte.

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