GA-Sonntagskicker - Folge 34 Grün ist die Hoffnung

SWISTTAL · Der SSV Heimerzheim hat kaum noch Mannschaften und trauert erfolgreichen Zeiten hinterher. Laut dem ersten Vorsitzenden ist der alte Tennenplatz schuld daran, der nun einem Hybridrasen weichen soll.

 Reinhart Marschall vor dem Tennenplatz in Heimerzheim.

Reinhart Marschall vor dem Tennenplatz in Heimerzheim.

Foto: Matthias Kirch

Es gab Zeiten, da war der SSV Heimerzheim im Fußballkreis eine angesagte Adresse. In den 1980er Jahren spielte der Verein einige Spielzeiten in der Bezirksklasse und die Ex-Bundesligaprofis Manfred Cremer und Peter Klimke ließen beim SSV ihre Karriere ausklingen. Heute heißt die Realität dagegen Kreisliga D oder böse formuliert: fußballerische Bedeutungslosigkeit. „Gemessen daran, wo wir vor 15 oder 20 Jahren standen, muss man ganz nüchtern sagen, dass es heute bescheidener aussieht“, gibt Reinhart Marschall, erster Vorsitzender des Clubs, zu.

Das Schicksal des Vereins ist dabei eng an die eigene Platzanlage geknüpft: Während die Konkurrenz meist über einen modernen Kunstrasenplatz verfügt, staubt beim SSV noch die Asche. Doch die Betonung liegt auf noch. Denn bald soll der alte Tennenplatz einem neuen Hybridrasen weichen. Die Vereinbarung mit der Gemeinde Swisttal zur Sanierung der Anlage steht, der Kreditantrag ist bei der Bank eingereicht.

„Finanziell sind wir angemessen aufgestellt“, betont Marschall. Läuft alles nach Plan, soll der neue Platz im Sommer 2017 mit einem Turnier eingeweiht werden. Neben der Sanierung des Hauptplatzes ist noch der Bau eines Kleinfelds geplant, zudem soll die Aschebahn rund um den Platz später durch eine Kunststoffbahn ersetzt werden.

Mit einer neu gestalteten Heimat will der Verein in Zukunft wieder sportlich angreifen. Denn aktuell liegt beim SSV Heimerzheim vieles brach: Erstmals hat die Fußballabteilung keine A-, B- und C-Jugend für den Spielbetrieb gemeldet und verfügt insgesamt nur über drei Jugendteams. Zwar ist Heimerzheim der größte Ortsteil der Gemeinde Swisttal, doch die Unattraktivität des Aschenplatzes treibt Kinder und Jugendliche zu den benachbarten Vereinen mit Rasen- oder Kunstrasenplätzen.

„Ich kenne selbst etliche Jungs, die entweder komplett aufgehört haben oder zu anderen Vereinen abgewandert sind“, sagt Marschall. Er ist jedoch zuversichtlich, dass sich dies nach der Fertigstellung des Heimerzheimer Platzes wieder ändert: „Es ist zu beobachten, dass Vereine nach der Sanierung des Platzes in allen Jahrgängen wieder Mannschaften haben und dabei teilweise sogar zwei- und dreifach besetzt sind. Deswegen bin ich optimistisch, dass uns das auch gelingt.“

Eine breitere Jugendabteilung gehört zu den wichtigsten Zielen, die sich Marschall und der Verein für die Zukunft gesetzt haben. Aus ihr soll in einem weiteren Schritt das Personal für die erste Mannschaft erwachsen, bei der es momentan das gleiche Problem wie in der Jugend gibt: Viele Akteure haben dem Verein wegen des Platzes den Rücken gekehrt, weshalb die Mannschaft in die D-Klasse abstürzte und in der Saison 2014/15 sogar nicht am Spielbetrieb teilnehmen konnte.

Marschall legt jedoch Wert darauf, dass nicht nur die Fußballabteilung Beachtung findet: „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Verein in Zukunft weitere Aktivitäten anbietet wie zum Beispiel Boule.“ Aktuell gibt es neben dem Fußball unter anderem eine Badminton- und Gymnastikabteilung. Mittelfristig ist auch eine enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Sekundarschule angedacht, die Sportklassen aufbaut und die Platzanlage in Zukunft ebenfalls nutzen will.

Marschall selbst ist seit Mai in führender Rolle beim SSV Heimerzheim tätig, zuvor war der ehemalige Berufssoldat durch seinen Sohn Jugendtrainer beim SSV. „Als es mit der Sanierung der Platzanlage zunächst nicht so lief, wie wir uns das alle vorgestellt hatten, habe ich dem Verein meine Hilfe angeboten. Denn durch meinen Beruf habe ich ein bisschen Erfahrung in politischen Angelegenheiten.“

Sein Vorgänger Heinz Schucht, der das Amt des ersten Vorsitzenden rund 20 Jahre ausübte, ist nun Marschalls Stellvertreter und durch seine langjährige Erfahrung unverzichtbar. Nicht zuletzt wegen der anstehenden Platzsanierung hofft der Verein, in Zukunft auf weitere ehrenamtliche Helfer bauen zu können. Gleiches gilt für die Anzahl der Mitglieder, die sich momentan auf etwa 400 beläuft. „Diese Zahl konnten wir in den letzten Jahren relativ stabil halten. Angesichts der Größe von Heimerzheim hoffe ich natürlich, dass es wieder mehr werden“, sagt Marschall.

Eine Aufbruchsstimmung ist bereits zu spüren: Durch die Aussicht auf eine bessere Infrastruktur engagieren sich wieder mehr Menschen im Verein oder unterstützen den Club durch eine Platzpatenschaft bei der Finanzierung. „Wenn man in einem Verein tätig ist, merkt man, dass alles irgendwie zusammenhängt: Man braucht Mannschaften, gute Trainer und eine gute Führung. Mit Blick auf die letzten Jahre hatte ich das Gefühl, dass der Platz die anderen Dinge negativ beeinflusst hat“, ist Marschall überzeugt. In Heimerzheim wird mit der Sanierung der Anlage somit nicht nur ein neuer Sportplatz, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verbunden.

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