Erst Owen zwingt den 1. FC Köln in die Knie

Fußball-Bundesligist hält gegen die Startruppe aus England lange Zeit gut mit - Ebbers trifft zum Ausgleich - Die Abwehr ist noch zu anfällig

Köln. Dass der FC Liverpool ein anderes Kaliber sein würde als die Alpencup-Gegner Bregenz und Prag war Friedhelm Funkel schon vor dem Testspiel am Mittwoch klar. Er freue sich auf die Partie besonders, weil seine Spieler gegen die Stars der "Reds" viel lernen könnten, hatte der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln gemutmaßt. Doch seine Elf belehrte ihn eines Besseren.

Trotz der 1:3 (1:1)-Niederlage hielten die Mannen um Kapitän Dirk Lottner lange gut mit gegen den englischen Spitzenclub, der in der kommenden Saison Manchester United den Titel streitig machen will. Mit den sechs Neulingen hat die Funkel-Elf erheblich an Qualität gewonnen, was auch die zahlreiche Fußball-Prominenz um Ex-Weltmeister Wolfgang Overath auf der Tribüne wohlwollend registrierte. Von Beginn an entwickelte sich im Glutofen Rhein-Energie-Stadion, wo bei Spielbeginn um 20.15 Uhr immer noch 30 Grad herrschten, ein flottes Spielchen.

Funkel hatte gegen den viermaligen Europapokalsieger der Landesmeister und 18-maligen englischen Meister bis auf eine Position jene Elf aufgeboten, die am 1. Bundesligaspieltag am 3. August auf dem Mönchengladbacher Bökelberg auflaufen soll. Noch offen ist, wer das Tor hüten wird, gegen die "Reds" durften Alexander Bade und Andreas Wessels je eine Halbzeit lang zwischen die Pfosten.

Vor allem Bade zeigte mit zwei Glanztaten gegen gegen Emile Heskey und Vladimir Smicer, dass er das Feld nicht kampflos räumen wird. Beim 0:1 war der letztjährige Stammkeeper machtlos. Nach einem Fehlpass wurde Heskey steil geschickt und ließ Bade keine Chance (2. Minute). In dieser Szene offenbarte sich die größte Schwäche der Kölner Elf am Mittwoch gegen die Engländer: Die Abwehr ist noch zu anfällig. Funkel hatte eine Dreierkette mit Moses Sichone, Mustafa Dogan und Olive Schröder, der wohl den Platzhalter für Jörg Heinrich spielte, aufgeboten, die von den wieselflinken Weltklassestürmern Heskey und Nilan Baros aber ein ums andere Mal ausgehebelt wurde. Schindzielorz glänzt

Den besten Eindruck der fünf eingesetzen Neulinge im FC-Trikot hinterließ zweifelsohne Sebastian Schindzilorz. Der frühere Bochumer hielt Kapitän Dirk Lottner den Rücken frei, erkämpfte sich sehr engagiert immer wieder Bälle und leistete auch im Spielaufbau einiges. An dem blonden Mittelfeldspieler werden die Kölner noch viel Freude haben. Sehr gefällig kombinierte auch die neue Angriffsformation, in der mit Andrej Voronin, Marius Ebbers und Matthias Scherz die drei erfolgreichsten Torschützen der letzten Zweitligasaison nebeneinander agieren.

Mit fortwährenden Positionswechseln versuchte das Trio immer wieder, die Gästeabwehr um Sammi Hyypia und Ex-Nationalspieler Markus Babbel zu verwirren. Vor allem Voronin hinterließ mit seiner Schnelligkeit und seinem Zug zum Tor einen bleibenden Eindruck. Der Ausgleich für die Kölner (16.) gelang aber Ebbers mit einem Drehschuss nach einer Schindzielorz-Flanke. Auch als Liverpools Trainer Gerard Houllier nach der Pause eine komplett neue Elf mit Superstar Michael Owen aufs Feld schickte, hielt der 1. FC gut mit. Erst als Voronin knapp verzog und Funkel mit einem fleißigen Wechselspiel begann, wurden die Gäste wieder stärker.

Owen war es in der 59. Minute und 88. Minute vorbehalten, das 2:1 und 3:1 der "Reds" zu besorgen. Den 27 000 Fans im ausverkauften Stadion war''s egal. Sie gingen mit der Zuversicht nach Hause, dass ihr Klub in der Verfassung der ersten 45 Minuten in der Bundesliga durchaus wird mithalten können.

Köln: Bade, Cullmann, Sichone, Dogan, Schroeder, Springer, Schindzielorz, Lottner, Scherz, Ebbers, Voronin. Eingewechselt: Voigt, Sinkala, Kringe, Helbig, Dworrak, Nessou.

Liverpool: 1. Halbzeit: Dudek, Hyppia, Baros, Babbael, Heskey, Diouf, Smicer, Diao, Hamann, Biscan, Vignal.
2. Halbzeit: Kirkland, Biscan, Henchoz, Kewell, Owen, Murphy, Gerrad, Riise Carragher, Cheyrou, Mellor.

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