Ehemaliger Bonner SC Trainer will in Nigeria weiterarbeiten

Thomas Abliers hofft, dass auch nach dem WM-Ausscheiden der nigerianischen Frauen sein Vertrag in dem westafrikanischen Land verlängert wird. Gespräche stehen noch aus.

Ehemaliger Bonner SC Trainer will in Nigeria weiterarbeiten
Foto: dpa

Bad Neuenahr. Als am 1. April die Meldung verbreitet wurde, glaubte man an einen Aprilscherz. Thomas Obliers, der gerade nach Ablauf der Saison der Frauenfußball-Bundesliga als Trainer des Erstligisten SC 07 Bad Neuenahr freigestellt worden war, sei künftig für die Nationalmannschaft Nigerias tätig, war zu lesen.

Es war kein Scherz, Obliers erhielt einen Vertrag bis zum 31. Juli mit dem Ziel, das Team des vielfachen Afrikameisters bei der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Deutschland tatkräftig zu unterstützen. Geht es nach ihm, wird er auch darüber hinaus in Nigeria arbeiten. Vergangenen Mittwoch flog die Mannschaft zurück nach Afrika. Ein Sieg in drei Vorrundenspielen war zu wenig, um das Viertelfinale zu erreichen. Obliers sieht seine Mission dennoch als erfolgreich an.

Angefangen hatte die Geschichte im März, zwei Tage nach dem Ende der Bundesligasaison. Da erhielt Thomas Obliers einen Anruf einer Münchener Agentur, die sich um organisatorische Belange der nigerianischen Nationalmannschaften kümmert. Man suche einen deutschen Trainer, hieß es. Obliers war empfohlen worden, und zwar von Siggi Dietrich, dem Manager des Vizemeisters 1. FFC Frankfurt. "Dann ging alles ganz schnell, schon Ende März war ich in der Hauptstadt Abuja, nach einem Tag waren wir uns einig, und ich hätte sofort starten sollen", erzählt Obliers, der zunächst aber ein Olympia-Qualifikationsspiel gegen Namibia (7:0) abwartete.

Am nächsten Tag begann die Mission. Das Trainingspensum unweit des Nationalstadions wurde sofort verdoppelt, die Intensität angezogen. Cheftrainerin Eucharia Uche ließ Obliers gewähren und zumeist alleine das Training leiten, er war nun Hauptakteur in der Trainingsarbeit. "Aber alle sind voll mitgezogen, überhaupt wurde mir der Einstieg sehr leicht gemacht. Alle waren total freundlich, egal ob Spielerinnen, Umfeld oder Funktionäre", freute sich der deutsche Trainer über die Herzlichkeit der Afrikanerinnen.

Schwierigkeiten gab es kaum, auch die Sprachbarrieren waren schnell überwunden, alle verständigten sich in Englisch. Die Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke machten ebenso niemandem zu schaffen. "Nur der Platz war bei der Hitze knüppelhart und jede Unebenheit zu spüren", so Obliers.

Aber schon bald sollte der erste Rückschlag kommen. Das Team - immerhin achtmaliger Afrikameister bei neun ausgetragenen Meisterschaften - schied schon in der Qualifikation der Kontinentalmeisterschaft aus. 1:1 und 1:2 gegen Ghana, die Medien zerrissen die Mannschaft förmlich in der Luft. "Aber seitens des Verbandes hat man uns den Rücken gestärkt und uns unsere Arbeit weiter machen lassen."

Vier Wochen vor Beginn der WM reiste der Tross Richtung Europa. Das Team bezog ein Trainingslager in Saalfelden (Österreich). In vier offiziellen Testspielen hieß es 7:0 gegen Wacker Innsbruck, 1:0 gegen Tschechien, 1:1 gegen Österreich und 2:2 gegen die Slowakei - die WM rückte näher. "Wir hatten eine sehr schwere Gruppe erwischt, aber das Ziel bei allen, die dabei waren, lautete erst einmal Viertelfinale", erzählt Thomas Obliers. Wohl wissend, dass Nigeria bei den bisherigen fünf WM-Teilnahmen nur einmal über die Vorrunde hinaus gekommen war.

Und es sollte wieder nichts werden. In der ersten Partie wurden beim 0:1 gegen Frankreich zu viele Chancen vergeben. "Da hätten wir punkten können und müssen, aber leider konnten wir die traditionelle Abschlussschwäche afrikanischer Teams nicht abstellen", trauert Thomas Obliers den Chancen nach. Eine taktische Meisterleistung gab's dann im nächsten Spiel gegen Deutschland, aber wieder ein 0:1. Das "Aus" war besiegelt. Wenigstens das letzte Gruppenspiel gegen Kanada (1:0) konnten die "Super Falcons" aus Nigeria für sich entscheiden, ehe es wieder auf die Heimreise ging.

Geht es nach Thomas Obliers, soll seine Mission auf dem schwarzen Kontinent aber noch lange nicht beendet sein: "Es war zu wenig Zeit in der Vorbereitung, gerade die elf Spielerinnen, die im Ausland aktiv sind, waren teils erst drei Wochen vor dem Turnierstart da."

Der Trainer würde sich freuen, wenn sein bis 31. Juli laufender Vertrag verlängert würde, Gespräche stehen noch aus. In einem ist sich Thomas Obliers sicher: "In den Spielerinnen steckt ein riesiges Potenzial, das sie noch bei weitem nicht abgerufen haben. Da ist noch ganz viel Luft nach oben." Im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in London statt - vielleicht ja mit einer nigerianischen Mannschaft, bei der Eucharia Uche und Thomas Obliers auf der Bank sitzen.

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