Bonner SC "Bei Aufstieg Etat verdoppeln"

BONN · Der mit seriösen Aufstiegsambitionen in die Saison gestartete Fußball-Mittelrheinligist Bonner SC liegt nach der Hinrunde als Tabellenzweiter im Soll. Für Dirk Mazurkiewicz sind die 30 Punkte nach 14 Spielen - die Partie gegen Arnoldsweiler soll am 14. Februar nachgeholt werden - alles andere als selbstverständlich.

 Der Höhepunkt 2015: Mehr als 6000 Zuschauer sehen im Mai das Mittelrhein-Pokalfinale gegen Viktoria Köln.

Der Höhepunkt 2015: Mehr als 6000 Zuschauer sehen im Mai das Mittelrhein-Pokalfinale gegen Viktoria Köln.

Foto: Horst Müller

Thomas Heinen sprach mit dem BSC-Präsidenten nicht nur über sportliche Ziele.

Läuft für Sie aus sportlicher Sicht alles nach Plan?
Dirk Mazurkiewicz: Wir sind wahnsinnig stolz auf das Team und die Trainer, die im Lauf der Hinrunde so viel Pech mit verletzten Spielern hatten. Trotz dieses Handicaps fehlt bei einem Spiel Rückstand nur ein Punkt auf Spitzenreiter Bergisch Gladbach. Auch im Jugendbereich machen die Betreuer einen hervorragenden Job.

Trainer Daniel Zillken hat mehrfach eine Aufstockung des recht dünnen Spielerkaders gefordert. Sie dagegen haben betont, dass die finanzielle Konsolidierung des Vereins oberste Priorität hat. Gibt es zwischen Ihnen und der sportlichen Leitung Differenzen?
Mazurkiewicz: Nein. Wir müssen es nur schaffen, hinsichtlich neuer Spieler innerhalb des Budgets zu bleiben. Aufgrund der Langzeitverletzten haben wir diesbezüglich etwas Luft. Wir brauchen Spieler, die sich mit dem BSC identifizieren und sich zeigen wollen. Wir führen Gespräche mit Spielern, denen es tatsächlich nicht vordergründig ums Geld geht. Das ist sehr positiv.

Die Imagepflege steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste. Hat sich das Bild des BSC in der Öffentlichkeit seit Ihrem Amtsantritt im Sommer verbessert?
Mazurkiewicz: Was das angeht, sind wir durchaus selbstkritisch. Auf der einen Seite ist sich der BSC seiner sozialen Verantwortung bewusst. Wir sind in zahlreiche soziale Projekte eingebunden. Der BSC ist Partner der LIGA Bonn 2016, einer Ferienliga, die sich um Jugendliche im Bonner Norden kümmert. Wir haben Flüchtlinge zum Heimspiel gegen Wesseling eingeladen. Durch einen Kalenderverkauf konnten wir erstmals Geld spenden. In unseren Jugendteams spielen Kinder aus 25 Ländern. Jugend, Ausbildung und Integration - das können wir.

Was ist mit den gewaltbereiten Fans?
Mazurkiewicz: Das ist leider die andere Seite. Offenbar gibt es Gruppen, die dem BSC schaden wollen. Das tut uns sehr weh. Dagegen gehen wir mit Stadionverboten vor, versuchen aber auch, über wöchentliche Kontakte mit szenekundigen Beamten im Dialog zu bleiben. Dafür ist ein langer Atem nötig. Für Gewalt und Rassismus gibt es in der BSC-Fanszene jedenfalls keinen Platz.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?
Mazurkiewicz: Für das Präsidium zählt nicht nur der kurzfristige sportliche Erfolg. Ein ganz wichtiges Anliegen ist der Bau eines Kunstrasenplatzes an der Josefshöhe. Darüber hinaus wünsche ich mir weiterhin die guten Gespräche, die wir mit der Bonner Wirtschaft führen dürfen. Ich spüre, dass dem BSC aus dieser Richtung immer mehr Vertrauen entgegengebracht wird. Ob das letztendlich für eine höhere Liga reicht, weiß ich noch nicht.

Heißt das, eventuell auf den Aufstieg verzichten zu müssen?
Mazurkiewicz: Fest steht, dass wir für die Regionalliga unseren Etat von derzeit deutlich unter einer halben Millionen Euro verdoppeln müssen. Und selbst dann ist der BSC eine der kleinsten Trompeten im Orchester. Wer eine Chance auf den Klassenerhalt haben will, sollte mindestens eine Million Euro anpeilen. Ich bin aber optimistisch, dass wir in dieser Hinsicht für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen werden.

Zur PersonProf. Dr. Dirk Mazurkiewicz, seit Juni 2015 Präsident des BSC, arbeitet seit rund 15 Jahren in der Sportbranche. Heute leitet der 42-jährige den Betriebswirtschaftsstudiengang Sportmanagement am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz. Mazurkiewicz begleitet in unterschiedlichen Projekten deutsche und europäische Sportclubs und -organisationen wie den Deutschen Fußballbund, Bayer Leverkusen, FC St. Pauli, Union Berlin, die Handballbundesliga oder Rapid Wien.

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