Wormuths WM-Analyse: Deutschland hat verdient gewonnen

Mannheim · Joachim Löw hat nach Ansicht von DFB-Chefausbilder Frank Wormuth einen "riesengroßen Anteil" am WM-Triumph. An den Spekulationen um eine mögliche Zukunft als Co-Trainer der Fußball-Nationalmannschaft will sich der 53-Jährige aber nicht beteiligen.

 Frank Wormuth ist Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB. Foto: Henning Kaiser

Frank Wormuth ist Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB. Foto: Henning Kaiser

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"Aktuell ist das kein Thema", sagte Wormuth nach der Präsentation seiner WM-Analyse beim Kongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) in Mannheim. "Das hat sich nicht verändert. Es ist alles geschrieben und gesagt."

Bundesliga-Trainer können laut Wormuth einiges aus der Fußball-Weltmeisterschaft lernen. "Die Trainer sollten künftig alle Systeme aus dem Effeff beherrschen und gegebenenfalls die Grundordnung verändern können", sagte der frühere Zweitliga-Profi des SC Freiburg. Bei der Kaderzusammenstellung müssten die Chefcoaches angesichts dieser Anforderungen noch besser aufpassen. Als vorbildlich für taktische Variabilität nannte Wormuth den früheren Mainzer Bundesliga-Chefcoach Thomas Tuchel, derzeit ohne Club - und ebenfalls neben einigen anderen als Löw-Assistent im Gespräch.

Wormuth gehört zu den Kandidaten für die Nachfolge des bisherigen Assistenztrainers Hansi Flick, der beim DFB Sportdirektor wird. Er ist ein Vertrauter Löws, U 20-Nationaltrainer und leitet seit 2008 die Trainerausbildung beim DFB. 1998/99 war er Co-Trainer von Löw bei Fenerbahce Istanbul.

Acht Trainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatten unter Wormuths Regie vom WM-Achtelfinale an die Spiele und Mannschaften in Brasilien analysiert. Wormuth und sein Kollege Bernd Stöber zeigten die Ergebnisse den über 1000 Kongress-Teilnehmern in einem 80-minütigen Vortrag. Die Erfolgsgeheimnisse des deutschen Weltmeister-Teams sind nach Ansicht von Wormuth und seiner Kollegen: Kompaktheit, taktische Variationsbreite, zielorientierter Kombinationsfußball mit Einzelaktionen, ein WM-Kader von großer Qualität, ein hoch professioneller Funktionsstab - sowie Teamgeist und Siegermentalität.

Für Wormuth ist Deutschland - "völlig objektiv gesagt" - verdienter Weltmeister. "Die deutsche Nationalmannschaft war die kompletteste Mannschaft", sagte er. "Die Argentinier waren eine absolute Einheit und sind richtig deutsch gestanden, aber sie waren zu Messi-lastig."

Das Tiki-Taka-System der Spanier, die in der Vorrunde kläglich gescheitert waren, sei tot. Wenn auch nur in der Form des Ex-Weltmeisters: "Keiner spielt mehr Tiki-Taka - außer Deutschland, aber zielorientierter." Deutschland habe das taktische Konzept Kompaktheit angewandt, Argentinien das der Sicherheit, die Niederlande das der Systemveränderung. Und das mit 1:7 im Halbfinale an der DFB-Auswahl gescheiterte Brasilien "das Konzept Neymar, Neymar".

Wormuth machte auch deutlich, dass es nicht mehr das eine Spielsystem für eine Mannschaft gebe, sondern in der Regel ein offensives und ein defensives - das auch je nach Gegner abgewandelt wird. "Es geht um den Raum, der bespielt werden kann, und um Überzahl", erklärte er. So habe Deutschland von der Achtelfinal-Partie gegen Algerien an defensiv mit einem 4-4-2 agiert und offensiv mit einem 4-1-2-3.

Stöber nannte die Auffälligkeiten des Endrundenturniers in Brasilien: Das schnelle Umschalten auf Angriff sei ein Erfolgsgarant, ebenso wie Standardsituationen. Hier können die Trainer in allen Ligen wohl nachbessern: 30 Prozent der Treffer bei der WM seien durch oder nach Standards gefallen - aber kein Chefcoach trainiere bisher 30 Prozent der Zeit Freistöße und Eckbälle.

Auch wenn mit Mario Götze eine "falsche 9" das entscheidende Tor im Endspiel erzielt habe, betonte Wormuth: "Eine Konsequenz aus der WM ist auch, dass der Stoßstürmer bevorzugt wird." Außerdem habe es überdurchschnittlich viele Jokertore gegeben - 31 von insgesamt 171 Treffern. "Leistungsmäßig hat sich der Weltfußball weiter verdichtet", sagte Stöber. Dem Vortrag lauschten auch ehemalige Bundesliga-Trainer wie Markus Babbel sowie Nationaltrainer wie Volker Finke von WM-Teilnehmer Kamerun und Winfried Schäfer von Jamaika.

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