Urteil zu umstrittenen WM-Vergaben erst 2015

Zürich · Die Untersuchungen der FIFA zu Korruptionsvorwürfen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ziehen sich in die Länge. Die Ethikkommission wird ein abschließendes Urteil wohl erst im Frühjahr 2015 fällen.

 Hans-Joachim Eckert ist der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission. Foto: Walter Bieri

Hans-Joachim Eckert ist der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission. Foto: Walter Bieri

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Deren Vorsitzender Hans-Joachim Eckert nannte diesen Termin am Freitag bei einer Konferenz über Sportethik in Zürich: "Es wird Entscheidungen geben, vielleicht im Frühjahr."

Nach Angaben des deutschen Richters solle ein Urteil nur Einzelpersonen wie Mitglieder der FIFA-Exekutive betreffen, nicht aber eine eventuelle WM-Neuvergabe oder Annullierung der Wahl. "Das ist nicht unsere Aufgabe", sagte er. Das sei eine Entscheidung der FIFA-Exekutive oder des Kongresses, stellte Eckert klar. Man werde auch keine Empfehlungen geben.

Zuvor hatte der Jurist erklärt, dass die Ethikkommission bis "Ende Oktober, Anfang November" den Bericht des Chefermittlers Michael Garcia zu den umstrittenen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) bewerten werde. "Ich verstehe, dass es dringend ist", sagte Eckert.

Er studiere "sehr aufmerksam" die 430 Seiten des Untersuchungsberichts. "Auch wenn ich es gewohnt bin, schnell zu lesen, wird es einige Zeit dauern", sagte Eckert. Garcias Bericht sei aber noch nicht endgültig. "Es ist eine Zusammenfassung dessen, was er herausgefunden hat. Wir bewerten ihn, und dann wird Mr. Garcia weiter arbeiten."

Nach seinen Angaben haben den Bericht insgesamt nur vier Mitglieder der FIFA-Ethikkommission gesehen: Er selbst, Garcia und dessen Stellvertreter Alan Sullivan (Australien) und Cornel Borbely (Schweiz). Niemand vom Weltverband oder auch beschuldigte Funktionäre habe Druck auf ihn ausgeübt, Details preiszugeben. "Es hat mich keiner angerufen", stellte Eckert klar. Der Bericht bleibe vertraulich. "Sie können sicher sein, dass wir professionell genug sind und wissen, wie man einen Bericht unter Verschluss hält."

Anfang September hatte US-Ermittler Garcia nach fast einem Jahr seinen Bericht der Ethikkommission vorgelegt. In diesem soll es laut FIFA "Folgerungen für das weitere Vorgehen hinsichtlich bestimmter Einzelpersonen" sowie "Empfehlungen für künftige Bewerbungsverfahren" geben. Zudem gibt es zwei Zusatzberichte über die Bewerbungsteams aus den USA und Russland. Unklar blieb, ob Garcia nach der einjährigen Untersuchung die Vergabe der WM an Russland oder Katar infrage stellt. Vor allem um die Bewerbung des Golf-Emirats gab es immer wieder Korruptionsvorwürfe.

Inbesondere der mit seiner Bewerbung unterlegene englische Verband hatte gefordert, den Inhalt der Berichte offenzulegen. Seit vergangenem Oktober hatte der amerikanische Jurist Garcia sich mit Offiziellen aller neun Bewerbungskomitees getroffen.

Einige beschuldigte Mitglieder der FIFA-Exekutive waren aus dem Gremium zurückgetreten und mussten daher nicht mehr mit Garcia kooperieren. Das damalige Exekutivmitglied Franz Beckenbauer hatte zunächst die Aufforderung Garcias zur Beantwortung eines Fragenkatalogs ignoriert. Beckenbauer, der nicht als Beschuldigter vernommen werden sollte, kam der Aufforderung erst nach einer Sperre durch die FIFA nach.

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