Terror vs. Sport - Belgien rüstet sich vor Events

Brüssel · Erhöhter Terroralarm - auch für Sportfans in Belgien hat das Konsequenzen. Tagelang war nicht sicher, ob das Europa-League-Spiel zwischen FC Brügge und SSC Napoli stattfinden wird. Dann gab Brügges Bürgermeister Renaat Landuyt nach Beratungen der Stadtverwaltung grünes Licht:

 Seit Tagen patroullieren Soldaten durch Brüssel. Foto: Laurent Dubrule

Seit Tagen patroullieren Soldaten durch Brüssel. Foto: Laurent Dubrule

Foto: DPA

Die beiden Erstligisten werden am Donnerstag aufeinandertreffen - wie geplant soll um 21.05 Uhr im Jan-Breydel-Stadion in Brügge das Spiel beginnen. Dennoch wird es ein unangenehmes Duell werden: Die Fans bleiben zu Hause, die Tribünen leer. Die Fans können "wegen der zusätzlichen Bedrohung" nicht ins Stadion, entschied Landuyt laut der belgischen Tageszeitung "Le Soir". Aufgrund der terroristischen Bedrohung stünden nicht ausreichend Polizisten zur Verfügung, um die Sicherheit bei dem Risikospiel gewährleisten zu können, sagte Brügges Bürgermeister.

Bereits am Samstag war die Situation prekär: Die belgische Regierung rief in der Hauptstadt Brüssel die höchste Terrorwarnung aus. Nach den Anschlägen in der Pariser Innenstadt und vor dem Fußballstadion in Saint-Denis am 13. November sollten die Bürger zu Hause bleiben, jegliche Menschenansammlungen meiden - in Bahnhöfen, auf Märkten und auch in Stadien.

So wurden auch einige Spiele der ersten Liga bereits gekippt. Das Heimspiel des Erstligisten KSC Lokeren gegen RSC Anderlecht wurde um eine Woche verschoben und wird nun am Sonntag ebenfalls als Geisterspiel ausgetragen. Denn auch außerhalb Brüssels herrscht Terrorwarnung.

Der italienischen Trainer Maurizio Sarri vom SSC Napoli fürchtet jedoch nicht nur um seine Spieler: "Wir sorgen uns mehr um diejenigen, die jeden Tag durch Europa reisen um zu arbeiten. Sie verdienen viel weniger als wir und haben keine Polizeieskorte. Wir sind nicht die, die am meisten gefährdet sind", sagt er bei einer Pressekonferenz zu Beginn der Woche.

Der Schrecken sitzt auch bei den britischen Tennisspielern rund um den Weltranglisten-2. Andy Murray. Sie sollten eigentlich von Freitag an einen historischen Sieg im Davis Cup-Finale in Gent erringen: Seit 79 Jahren hatte kein britisches Team die prestigeträchtige Trophäe mehr nach Hause geholt.

Auch für die Belgier wäre eine Absage bitter. Seit 1904 - dem Jahr ihrer einzigen und letzten Finalteilnahme - kämpfen sie vergeblich um einen Sieg, die Jahrhundertchance wäre nun greifbar - erneut geht es die Briten. "Eine Absage in letzter Minute liegt nicht in unseren Händen, dann können wir nichts tun", sagt der belgische Topspieler David Goffin der Nachrichtenagentur Belga.

Obwohl der Internationale Tennis-Verband (ITF) bislang grünes Licht gab, verschoben die Briten ihre Abreise um einen Tag und reisten erst am Dienstag nach Gent. Uhrzeit der Ankunft und Reiseroute wurden jedoch aus Sicherheitsgründen geheim gehalten.

Entwarnung gibt der Chef des belgischen Tennis-Dachverbandes, Gijs Kooken: "Es gibt keinen Grund zur Panik, aber es ist schade, dass so ein großer Moment für den belgischen und britischen Sport dadurch überschattet wird", sagte er dem flämischen Sportportal "HLN". Viel wichtiger als Sport sei die Sicherheit der Fans. Er habe jedoch großes Vertrauen in die Regierung.

Verzögerungen, verschärfte Sicherheitskontrollen und eine begrenzte Abendkasse müssen die rund 13 000 Fans jedoch in Kauf nehmen. Auch Rucksäcke und große Taschen sind im gesamten Bereich rund um die ausverkaufte Halle der "Expo Flandern" verboten.

Dass die beiden Teams antreten, stößt auf Kritik aus den Reihen der Konkurrenz. "Erinnere alle nur daran, dass es vor einem Jahr zu gefährlich war in Kiew zu spielen - sagten damals ITF und Davis Cup", twittert der ukrainische Weltranglisten-62. Sergej Stachowski unter dem Hashtag "doublestandards??". Damals war das Spiel zwischen der Ukraine und Belgien wegen des Krim-Konflikts von Kiew in die estnische Hauptstadt Tallinn verlegt worden.

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