Ronaldos Sehnsucht nach neuer Silberware

Monaco · Die große Tränen-Show blieb diesmal aus. Anders als noch beim rührseligen Auftritt nach der ersehnten Wahl zum Weltfußballer verbuchte Cristiano Ronaldo die silberne Trophäe für Europas Besten seiner Zunft mit selbstverständlicher Routine.

 Cristiano Ronaldo ist Europas Fußballer des Jahres. Foto: Sebastien Nogier

Cristiano Ronaldo ist Europas Fußballer des Jahres. Foto: Sebastien Nogier

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Schon am späten Abend nach dem Auftritt im Rampenlicht von Monaco richtete der portugiesische Superstar im schwarzen Smoking mit Fliege den Fokus auf die nächste Silberware. "Wir sind Real Madrid, wir wollen alles gewinnen", sagte der 29-Jährige zur Champions-League-Auslosung, die dem Königsklassensieger Duelle mit dem FC Basel, FC Liverpool und Ludogorets Razgrad bescherte. Noch nie konnte ein Club seinen Triumph direkt wiederholen. "Unsere nächste Herausforderung ist, auch das kommende Jahr zu einem unvergesslichen zu machen."

Nicht nur weil sich die unterlegenen Bayern-Profis Manuel Neuer und Arjen Robben ohne Äußerung direkt auf den Weg zum Helikopter und in die Heimat machten, wird die Gala in Monaco hingegen kaum ins kollektive Gedächtnis eingehen. Vor allem die Abwesenheit von Ronaldos Dauerrivalen Lionel Messi, der es als Fünfter nicht unter die Top Drei der Vorauswahl geschafft hatte, sorgte für weniger Brisanz als gewöhnlich bei Preisverleihungen im Fußballkosmos. Selbst die Zeitungen in Spanien und Portugal schenkten der Auszeichnung wenig Beachtung. "Es gibt keinen Zweiten wie Cristiano Ronaldo", schwärmte die Real-nahe Zeitung "As" verhältnismäßig knapp.

Dennoch gelang es dem siegreichen Portugiesen, das ewige Duell mit einer kleinen, humorvollen Stichelei weiter anzuheizen. Ob denn die stark diskutierte Auszeichnung für Messi als bester WM-Spieler in Brasilien verdient gewesen sei, wurde er in einem TV-Interview gefragt, das zur Ehrung ausgestrahlt wurde. "Würde ich alles sagen, was ich denke, wäre ich im Gefängnis", antwortete der zweimalige Weltfußballer mit einem Schmunzeln. "Jeder hat es gesehen und kann es für sich selbst analysieren, die Leute in der Fußballwelt sind intelligent. Es wäre eine sehr interessante Frage für ihn...Ich kann nicht ehrlich sein."

Rund um die Gala im Fürstentum versuchte Ronaldo immer wieder das öffentliche Bild einer negativ geprägten Beziehung der beiden Superstars zu widerlegen. Es sei ein "sehr normales, professionelles Verhältnis zwischen Kollegen. Diese Rivalität ist Teil meines Lebens", betonte der Portugiese, der am Freitag von Nationaltrainer Paulo Bento nicht in das Aufgebot für das EM-Qualifikationsspiel am 7. September gegen Albanien berufen wurde. "Ronaldo ist zur Zeit nicht fit für den Wettbewerb", erklärte Bento.

Die Debatte, wer denn nun der prägende, herausragende Spieler dieser Generation ist, wird Ronaldo und Messi bis in den Ruhestand begleiten. Für Ronaldo war es die vierte große individuelle Saison-Auszeichnung seiner Karriere, der viermalige Weltfußballer Lionel Messi darf sechs dieser Trophäen sein Eigen nennen. Mit dem zweiten Königsklassen-Sieg vergangene Saison nähert sich der Portugiese ebenfalls seinem argentinischen Rivalen, der mit dem FC Barcelona dreimal in der Champions League erfolgreich war. Bei den nationalen Meisterschaften liegt Messi mit 6:4 vorne.

Nachdem er 2008 noch die Vorgänger-Auszeichnung Ballon d'Or erhalten hatte, die inzwischen an den Weltfußballer geht, durfte Ronaldo nun die einem Oberkörper nachempfundene Trophäe für den besten Profi des Kontinents in den Händen halten. "Diese habe ich noch nicht in meinem Museum, mein Bruder wird sie dort hinbringen", verkündete er in bester Laune mit seinem strahlenden Lächeln. "Cristiano Ronaldo hat sein Museum komplett", schrieb "Correio da Manha".

Im Dezember 2013 hatte Ronaldo auf der Atlantikinsel Madeira das MuseuCR7 zu seinen eigenen Ehren errichten lassen. Laut Eigenwerbung gibt es dort schon 150 Pokale zu bestaunen - auf 400 Quadratmetern bleibt aber noch reichlich Platz für neue Exponate.

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