Kommentar zur FIFA Nur der erste Schritt

Sepp Blatter tat am Morgen dieses 8. Oktober das, was ihm lieb gewordene Gewohnheit ist: Er kam in sein Büro in der luxuriösen Fifa-Zentrale auf dem Züricher Sonnenberg.

Dort musste er aber wenig später seine Sachen packen. Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes hat den Fifa-Präsidenten suspendiert. Vorerst für 90 Tage.

Der Sonnenkönig ist am Ende. Endlich. Ihm bliebe ein einziger anständiger Schritt: der sofortige Rücktritt. Schon oft gefordert, als Reaktion auf die Entwicklung auch explizit von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, aber immer noch nicht vollzogen.

Die Suspendierung Blatters war lange überfällig, schon seine Wiederwahl im Mai der blanke Hohn. Der selbstherrliche 79-Jährige, der über Jahre ein System der Korruption im mächtigsten Sportverband der Welt zumindest geduldet und damit verantwortet hat, wollte sich noch eine weitere und damit die insgesamt fünfte Amtszeit als Fifa-Boss gönnen. Und die zur Vetternwirtschaft erzogenen Vasallen aus aller Herren Länder erwiesen dem Regenten einmal mehr ihre Reverenz.

Seither hat es fünf Monate lang so ausgesehen, als wollten die hehren Herren vom Sonnenberg einfach so weitermauscheln. Ob Ermittlungen der US-Justiz, Festnahmen von Fifa-Funktionären und zuletzt sogar ein Strafverfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Blatter wegen des Verdachts "ungetreuer Geschäftsbesorgung": All das scherte ihn herzlich wenig. Motto: aussitzen und einfach weitermachen. Prost, Miss Sophie.

Von Selbstreinigungskräften war bis gestern keine Spur, die Ethikkommission der Fifa glich einem Papiertiger. Ihrem Vorsitzenden, dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert, haftete der zweifelhafte Ruf eines Blatter-Verstehers an, obwohl er sich als Vorsitzender Richter am Strafgericht München in Wirtschaftsstrafsachen als Hardliner erwiesen hat - etwa bei der Aufklärung des Siemens-Schmiergeldskandals.

Eckerts Untersuchungsbericht zur WM-Vergabe an Katar und Russland bescheinigte der Fifa ein sauberes Verfahren. Und Konsequenzen gegen Blatter blieben auch nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn wegen Wirtschaftskriminalität aus. Doch jetzt hat Eckert endlich vollzogen, was er Blatter schon 2011 angedroht hatte: "Entweder er räumt auf, oder er ist weg."

Neben Blatter ist auch dessen potenzieller Nachfolger Michel Platini suspendiert, ebenso der langjährige Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke. Mit diesen Schritten ist die Glaubwürdigkeit des Weltverbandes aber noch lange nicht wiederhergestellt. Sie sind nur der Beginn einer dringend notwendigen Aufarbeitung auf dem Weg zu mehr Transparenz und weniger Machtmissbrauch.

Issa Hayatou, der bis zur Neuwahl am 26. Februar kommissarisch benannte Fifa-Präsident, ist dafür nicht der geeignete Mann: Kaum ein anderer verkörpert so sehr die Korruption wie der 74-jährige Kameruner. Die Fifa braucht einen völligen Neuanfang, zu allererst personell. Dazu müssen weitere Köpfe rollen.

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