Mulmiges Gefühl - Wolfsburg mit "hammerharter Aufgabe"

Wolfsburg · Mit einem mulmigen Gefühl ist der VfL Wolfsburg am Mittwochmorgen von Braunschweig nach Krasnodar geflogen. Das liegt zum einen am unbekannten Reiseziel des kleinen VfL-Charterflugzeuges, zum anderen am Gegner.

 Aaron Hunt fehlt dem VfL Wolfsburg in Krasnodar. Foto: Peter Powell

Aaron Hunt fehlt dem VfL Wolfsburg in Krasnodar. Foto: Peter Powell

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"Das wird eine hammerharte Aufgabe", sagte Trainer Dieter Hecking zu der Europa-League-Partie am Donnerstag (18 Uhr) bei FK Krasnodar. Nach nur einem Punkt steht der Fußball-Bundesligist unter Zugzwang.

Es ist eine ungewöhnliche Reise für den Fußball-Bundesligisten. Nur 21 Anhänger haben die offizielle VfL-Fahrt mitgemacht, um den Verein in der südrussischen Industriestadt zu unterstützen. "Einige haben ein unsicheres Gefühl und wollen deshalb nicht mit", erklärte der Wolfsburger Fanbeauftragte Michael Schrader. Reisen nach Russland haben durch die Übernahme der Krim und die Situation in der östlichen Ukraine nicht gerade an Attraktivität gewonnen.

Vielen Fußballfans ist es womöglich so ergangen wie VfL-Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri. "Den Namen Krasnodar habe ich das erste Mal bei der Auslosung gehört", sagte der zweifache Torschütze von Freiburg. Durch die Vorbereitung weiß Caligiuri inzwischen mehr über den Gegner, der rund 300 Kilometer vom Olympiaort Sotschi zu Hause ist. "Das wird ein unbequemes Spiel", sagte der Wolfsburger Profi: "Die haben Qualität."

Der Trainer hat mehrfach Videos von FK Krasnodar analysiert und seine Spieler eindringlich vor dem Europapokal-Neuling gewarnt. "Das ist eine richtig gute Mannschaft", sagte Hecking über den Tabellenfünften der russischen Liga: "Ich denke sogar, dass sie die beste in der Gruppe ist." Eines ist dem Coach der Wolfsburger beim Videostudium ganz besonders aufgefallen: "Sie haben ein überragendes Umkehrspiel."

Als Tabellenletzter mit nur einem Punkt aus den Spielen gegen Everton und Lille steht der VfL bei den mit südamerikanischen und skandinavischen Profis verstärkten Russen gehörig unter Zugzwang. Doch der Coach betonte: "Der Druck ist nicht groß. Es ist noch alles drin, wir können die Gruppe immer noch überstehen."

Auch mehrere Ausfälle schrecken den Coach nicht. Neben dem zuletzt besonders starken Ricardo Rodriguez fehlen auch Aaron Hunt, Nicklas Bendtner und Christian Träsch. Für Rodriguez wird Marcel Schäfer erstmals in dieser Saison von Beginn an als Linksverteidiger auflaufen. "Er wird zeigen wollen, dass er nicht nur Ersatz ist", sagte Hecking: Für solche Situationen "haben wir auch einen großen Kader. Ich hoffe, dass es keinen Abfall gibt."

Mittelfeld-Motor Kevin De Bruyne hat bereits genau kalkuliert. "In unserer Gruppe ist es so eng, dass ein Sieg extrem wichtig wäre", sagte der belgische Nationalspieler. "Wenn es dafür nicht reicht, sollten wir zumindest einen Punkt mitbringen, damit wir die Chance auf ein Weiterkommen haben." Der schwach in die Saison gestartete VfL hat sich inzwischen gefangen und scheint mit drei Bundesligasiegen in Serie in Form zu kommen.

Einer der Spieler ist besonders begeistert von dem Trip. "Ich freue mich", sagte Ivica Olic, der vier Jahre erfolgreich bei ZSKA Moskau spielte. Der Angreifer, für den es nach mehr als sechs Jahren in der Bundesliga die erste Rückkehr nach Russland ist, hat aber auch eine Warnung parat. Sein bei Lokomotive Moskau spielender Landsmann Vedran Corluka habe ihm gesagt: "Die sind vor allem in der Offensive sehr gefährlich."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FK Krasnodar: Dykan - Jedrzejczyk, Granqvist, Sigurdsson, Kaleshin - Pereyra, Gazinski - Izmailow, Ahmedow, Laborde - Ari

VfL Wolfsburg: Benaglio - Jung, Naldo, Knoche, Schäfer - Guilavogui, Luiz Gustavo - Caligiuri, De Bruyne, Perisic - Olic

Schiedsrichter: Artur Dias (Portugal)

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