Götze blüht auf: "Schön, wenn man Vertrauen spürt"

Frankfurt/Main · Das im Münchner Alltag so häufig vermisste "Super-Mario"-Gefühl tat dem Mann des Abends sichtlich gut.

 Traf gegen Polen zweimal: Mario Götze. Foto: Fredrik von Erichsen

Traf gegen Polen zweimal: Mario Götze. Foto: Fredrik von Erichsen

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Mit einem Dauergrinsen lief Mario Götze durch die Katakomben des Frankfurter Fußballstadions, das der Matchwinner nach dem rassigen 3:1-Sieg des Fußball-Weltmeisters gegen Polen als allerletzter Spieler verließ. Götze war für die Dopingkontrolle ausgelost worden, dennoch nahm er sich danach um kurz vor Mitternacht noch ausgiebig Zeit, über sein 46. Länderspiel zu reden. "Es gibt schlechtere Tage", scherzte Götze.

Schlechtere Tage, wie er sie so häufig beim FC Bayern ertragen muss, wo nicht Joachim Löw, sondern Pep Guardiola sein Trainer ist, wo die Konkurrenz noch größer ist als im Nationalteam und der Frust oft an ihm nagt. Der zweifache Torschütze beschrieb die Lage in zwei Sätzen: "Natürlich ist es immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin."

Löw vertraut Götze, seit er das Ausnahmetalent vor fünf Jahren im Alter von 18 Jahren zum Nationalspieler machte. Er redet ihn stark, wie im WM-Finale, als er Götze bei der Einwechslung zuraunte: "Zeige der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi und dass du dieses Spiel entscheiden kannst." Prompt schoss Götze in der Verlängerung das goldene Tor gegen Argentinien. Vor dem Polen-Spiel hatte Götze-Fan Löw ihn wieder starkgeredet: "Ich bin überzeugt, dass er zeigen will, was in ihm steckt."

Das tat Götze mit seinen Länderspieltreffern 15 und 16, einem Pfostenschuss und sogar einem Rettungs-Kopfball auf der eigenen Torlinie eindrucksvoll. Der Bundestrainer gönnte Götze zur Belohnung den rauschenden Beifall der Zuschauer, als er ihn kurz vor dem Schlusspfiff auswechselte. "Jeder freut sich, wenn er ein gutes Spiel macht, zwei Tore schießt, dann auch noch mit den Fans im Rücken", sagte Götze.

"Mario hat sich wahnsinnig viel bewegt. Er hat auf der einen Seite Tiefe geschaffen, so dass wir auch im Zwischenraum Platz hatten. Er hat sich gut gelöst, war immer anspielbar, ist viel gelaufen. Er hat zwei Tore erzielt, die wichtig waren. Mario hat ein sehr gutes Spiel gezeigt", lobte Löw seinen spielfreudigen Mittelstürmer.

Als einziger Nationalspieler stand Götze in allen elf Länderspielen seit der WM auf dem Platz. Und der Deutschland-Götze konnte gegen Polen alles das zeigen, was beim Bayern-Götze viel zu selten aufblitzt - oder aufblitzen darf? "Es war nicht immer einfach für Mario", sagte Kollege Manuel Neuer: "Man hat gesehen, dass er ein ganz wichtiger Spieler nicht nur für die Nationalmannschaft ist, sondern auch für uns im Verein beim FC Bayern München."

Neuer hat eine neue Lockerheit bei Götze festgestellt. "Er ist Vollprofi, er denkt wirklich 24 Stunden an den Fußball und an seine Leistung. Wenn man dann zu verbissen ist, ist das nicht immer förderlich. Ich glaube, er schaut jetzt auch ein bisschen anders darauf - und das hat man ihm auch angesehen", sagte der Torwart.

"Ich versuche immer, an meine Leistungsgrenze zu gehen", betonte Götze. Alle vier Tore des Abends gingen auf das Konto des FC Bayern; neben Götze traf auch Thomas Müller für Deutschland, Robert Lewandowski war für Polen erfolgreich. "Das ist ein positives Zeichen. Das zeigt die Qualität von uns bei Bayern", sagte Götze. Es ist auch ein Aspekt seines schweren Standes in München. Aber vielleicht hat auch Clubcoach Guardiola der Länderspiel-Auftritt von Götze beeindruckt, zumal beim Rekordmeister zum Champions-League-Start neben Franck Ribéry auch Arjen Robben verletzt ausfallen wird.

"Ich fühle mich grundsätzlich wohl bei der Nationalmannschaft", sagte Götze vor dem zweiten EM-Qualifikationsspiel am Montag in Schottland, wo er weitere Eigenwerbung im DFB-Trikot betreiben kann. Das DFB-Wohlgefühl soll sich in seinem dritten Jahr beim FC Bayern auch dort einstellen. Götze glaubt dran: "Ich bin ein positiver Mensch."

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