Frühe Alarmstimmung in Nürnberg

Nürnberg · Die vereinzelten Pfiffe von den Stadionrängen waren Valérien Ismaël zu viel. Der Trainer des 1. FC Nürnberg runzelte die Stirn, warf noch einen Blick auf die Spielstatistik des ernüchternden 0:2 (0:1) gegen Fortuna Düsseldorf und grantelte dann los:

 Nürnbergs Trainer Valérien Ismaël während der Partie gegen Fortuna Düsseldorf. Foto: Daniel Karmann

Nürnbergs Trainer Valérien Ismaël während der Partie gegen Fortuna Düsseldorf. Foto: Daniel Karmann

Foto: DPA

"Man hat das Gefühl, es wird nur darauf gewartet, dass bei uns irgendetwas schlecht läuft, und dann haut man auf die Mannschaft drauf", monierte der Franzose am Montagabend nach der zweiten Heimniederlage in Serie in Richtung Zuschauer. Beim fränkischen Fußball-Zweitligisten herrscht schon Mitte September erstmals Alarmstimmung.

"Wir sind noch nicht gefestigt genug im Kopf", sagte der Trainer und versuchte so den nächsten Rückschlag des "Clubs" in der noch jungen Saison zu erklären. Drei Niederlagen aus fünf Ligapartien, dazu das Erstrunden-Aus im DFB-Pokal - der große Neuanfang nach dem Abstieg aus der Bundesliga stellt die Nürnberger vor gewaltige Probleme. Von der erhofften Aufstiegsform ist der neunmalige deutsche Meister noch weit entfernt. Und das liegt in erster Linie an der Psyche.

"Dieser Druck, der entsteht, wenn wir in Rückstand geraten, ist für die Mannschaft zu groß", resümierte Ismaël schonungslos. Dass dem Team um die eigentlich routinierten Javier Pinola und Kapitän Jan Polak schon jetzt die Nerven flattern, verheißt nichts Gutes. "Wir dürfen uns nicht von außen ablenken lassen", mahnte Rückkehrer Polak.

Gegen die keinesfalls übermächtige Fortuna war genau das passiert. Nach einem guten Start hatte Gäste-Stürmer Erwin Hoffer (23. Minute) die Franken mit seinem Tor aus der Bahn geworfen, das 2:0 von Sergio da Silva Pinto (62.) war praktisch die Vorentscheidung.

Und am Ende folgten die Pfiffe. Ob die noch leisen Unmutsbekundungen seine Schützlinge tatsächlich so beeindruckt hätten, wurde Ismaël gefragt - immerhin hatten die Franken in der jüngsten Abstiegssaison schon deutlich lautere Pfeifkonzerte erlebt, und gegen Düsseldorf war das Stadion mit 26 558 Zuschauern nur zum Teil gefüllt. "Aber es hat schon gewirkt auf die Jungs", räumte der Trainer ein. "Die Stabilität ist noch nicht da, dieser Glaube, ein Spiel drehen zu können."

Mit nur sechs Punkten rangiert der "Club" bereits fünf Zähler hinter dem Spitzenquartett um Tabellenführer FC Ingolstadt. Der Druck wird nun noch wachsen gegen Karlsruhe, Heidenheim und Kaiserslautern, wenn sogar Ismaël selbst unterstreicht: "Jetzt steht die Englische Woche an, und die könnte schon richtungsweisend für uns sein."

Die Hoffnung hat der Ex-Profi wohl noch nicht verloren. "Wir müssen schauen, dass alle elf Spieler gleichzeitig ihre Topleistung abrufen. Dann bin ich hundertprozentig sicher, dass wir die Kurve kriegen." "Wir dürfen nicht lamentieren", forderte Abwehr-Altmeister Pinola, Torwart Schäfer fand: "Wir haben eine Menge Arbeit vor uns."

Das hatten die effektiven Düsseldorfer den Franken vor Augen geführt - Fortuna-Trainer Oliver Reck war entsprechend happy. "Auf der Leistung können wir aufbauen", lobte der Coach, ehe er sich als höflicher Gast präsentieren wollte. "Klar wünscht man sich das ein oder andere Tor mehr, aber ich glaube, das wäre nicht verdient gewesen, denn so schlecht war der "Club" nicht", sagte Reck. Wenn ein Kompliment so verpackt werden muss, hat der eigentlich als Aufstiegsfavorit in die Spielzeit gestartete 1. FC Nürnberg tatsächlich ein Problem.

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