Emotionaler Sieg für Nürnbergs Ismaël nach Torwartpoker

Nürnberg · Valérien Ismaël ballte nach dem Schlusspfiff die Fäuste, reckte sie mehrmals strahlend in die Höhe und umarmte dann besonders fest seine neue Nummer 1 Patrick Rakovsky.

 Valérien Ismaël kann endlich über einen Nürnberger Sieg jubeln. Foto: Daniel Karmann

Valérien Ismaël kann endlich über einen Nürnberger Sieg jubeln. Foto: Daniel Karmann

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Für den Trainer-Lehrling im harten Profigeschäft war das emotionale 3:2 (2:0) des 1. FC Nürnberg gegen den 1. FC Kaiserslautern ein sichtbarer Akt der Befreiung. Schließlich hatte der 39 Jahre alte Franzose in der Zweitliga-Partie mit der Verbannung des langjährigen Stammtorwarts Raphael Schäfer auf die Tribüne hoch gepokert.

"Ich freue mich unheimlich für die Jungs", sagte Ismaël stolz nach einem bis zum 3:0 rauschhaften und am Ende Nerven aufreibenden Fußballabend vor 25 130 Zuschauern, die sich mit ihrer Mannschaft wieder versöhnten. Ismaëls Marschroute, mit einem nach unten korrigierten Saisonziel und einem vorgezogenen Generationswechsel, auch im Tor Druck von den Spielern zu nehmen, ging kurzfristig auf.

"Wir hatten gespürt, dass die Mannschaft mit dem Aufstiegsziel nicht klarkommt", erläuterte Ismaël die Kurskorrektur nach einer "harten Zeit" mit drei Niederlagen und 0:8 Toren. "Wir haben es geschafft, die Mannschaft wieder aufzubauen und zu emotionalisieren."

Die erste Spielhälfte war für Ismaël die "beste" seiner noch kurzen Amtszeit. Daniel Candeias und Alessandro Schöpf trafen da für einen schwungvoll anstürmenden "Club". Der vom FC Bayern München verpflichtete Österreicher Schöpf legte sogar noch das 3:0 nach (51. Minute). Das große Zittern brach trotzdem noch einmal aus, als Alexander Ring und Chris Löwe die Lauterer ins Spiel zurückbrachten.

"Da hat man gesehen, dass wir noch nicht stabil genug sind, um das einfach runterzuspielen", resümierte Ismaël. Egal, urteilte Mittelfeldspieler Jürgen Mössmer: "Es ist auch für den Kopf wichtig, dass wir gewinnen und gegen gute Mannschaften bestehen können."

Der Befreiungsschlag kam für die sportlich Verantwortlichen um Sportvorstand Martin Bader und Ismaël gerade rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung am Dienstagabend mit brisanten Neuwahlen zum Aufsichtsrat. "Ich konzentriere mich auf das Sportliche, das andere kann ich nicht beeinflussen", bemerkte Ismaël zurückhaltend.

Die neue Torhüter-Hierarchie will er beibehalten. Der gut haltende und nach dem Spiel schweigende Ratkovsky bleibt die Nummer 1. "Wir haben gewonnen. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern", sagte Ismaël. Nach der neuen Zielsetzung einer Übergangssaison mit einer vorgezogenen Teamverjüngung habe er den 35-jährigen Schäfer zwei Tage vor der Partie über seine Degradierung in Kenntnis gesetzt. "Raphael ist die Nummer 3, er muss sich hinten anstellen", erklärte Wolfgang Wolf, Leiter der FCN-Fußballabteilung, deutlich.

Auch die Mannschaft wurde überrascht vom Torwarttausch, wie der herausragende Schöpf berichtete. "Raphael war immer die Nummer 1 beim Club", sagte der Doppeltorschütze. "Aber es musste vielleicht auch eine Änderung her, damit sich etwas neu entwickelt, damit sich etwas tut." Ismaël sagte immerhin, Schäfer zur Nummer 3 zu machen sei zunächst eine Entscheidung für das Kaiserslautern-Spiel gewesen.

Die Pfälzer verpassten den Sprung an die Tabellenspitze - besser gesagt: Sie verschliefen sie aus Sicht ihres Trainers. "Der eine oder andere war in der ersten Halbzeit nicht so anwesend, wie es sein müsste", rügte Kosta Runjaic. Mit 14 Punkten bleibt der FCK aber auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen, die der 1. FC Nürnberg offiziell nicht mehr im Visier hat. Obwohl: Beim letzten seiner bislang sieben Bundesliga-Aufstiege in der Saison 2008/09 belegte der "Club" nach acht Spielen mit neun Punkten Platz 13 - wie jetzt auch wieder.

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