Freiburger Sportmedizin Doping auch im Fußball

STUTTGART/FREIBURG · Dem deutschen Fußball droht ein Doping-Skandal. Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, seit Jahren mit der Aufklärung der Doping-Vergangenheit der Universität Freiburg beschäftigt, hat nicht nur Beweise für flächendeckendes Doping im Radsport, sondern erstmals auch für die Verabreichung von Anabolika bei den Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart und SC Freiburg gefunden.

Die Beweise gehen aus den 60 "Klümper-Akten" hervor, die sich mit dem abgeschlossenen Betrugsverfahren gegen den damaligen Leiter der Sporttraumatologischen Spezialambulanz Armin Klümper befassen. "Erstmals" sei der "sichere Befund möglich, dass Anabolikadoping auch im Profi-Fußball eine signifikante Rolle spielte", schrieb die Evaluierungskommission. In den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" sei beim Bundesligisten aus Stuttgart "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten aus Freiburg Anabolikadoping vorgenommen worden.

Die Erkenntnisse werfen einen dunklen Schatten auf beide Vereine, für die in dem genannten Zeitraum auch der heutige Bundestrainer Joachim Löw gespielt hatte. Die Kommission hielt in ihrem Zwischenbericht aber ausdrücklich fest, "dass eine Zuordnung von Medikationen an einzelne, konkret zu benennende Spieler nach Auswertung der Akten der Staatsanwaltschaft Freiburg nicht möglich ist". Der SC Freiburg spielte damals in der zweiten Liga, der VfB Stuttgart befand sich mit Spielern wie Bernd und Karlheinz Förster, Hansi Müller, Karl Allgöwer oder Rainer Adrion auf dem Höhenflug und wurde 1984 deutscher Meister.

Die Evaluierungskommission werde in den nächsten Wochen darüber beraten, ob sie diesen Text als Zwischenbericht gegebenenfalls vor Abschluss sämtlicher Arbeiten veröffentlichen will, hieß es in einer Stellungnahme. Mit den Ermittlungen sei der Nachweis möglich, "dass Doping in der Bundesrepublik Deutschland keineswegs nur der individuellen Verantwortung einzelner Sportler überstellt war, sondern dass es über einzelne Sportverbände oder Sportvereine mitunter zentral organisiert und finanziert wurde", hieß es.

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