Kommentar BVB-Konter mit Stil

Jeder dahergelaufene Student hätte in diesem Moment wohl seine volle Ladung Döner abbekommen - Bastian Schweinsteiger nicht. Dass der urlaubende Weltmeister für Kevin Großkreutz gerade nicht greifbar ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Besonders witzig fand der Dortmunder es natürlich nicht, dass die Bayern-Koryphäe seinen Leib- und Magen-Club derart platt und schäbig verunglimpfte. Aber er hat seinem neuen Kumpel verziehen. Wohl wissend, dass er selbst als bildlicher Dickhäuter nach einigen Eskapaden in einer gefährlich-zerbrechlichen Umgebung sitzt.

Bei der WM haben der Münchner und der Dortmunder festgestellt: Sie liegen auf einer Wellenlänge. Beim Feiern jedenfalls kennen sie aber keine Freunde. Der Eine (Schweinsteiger) packte gesanglich in die unterste Schublade ("BVB-Hurensöhne"), der Andere (Großkreutz) zielte ebenfalls daneben (Pinkel-Affäre). Im aktuellen Fall des - na klar - reumütigen Bayern-Barden gilt: Man sollte aus den Gesängen keine Staatsaffäre machen.

Schon bei dem Gaucho-Lied der feiernden Weltmeister in Berlin durchzog ein Aufschrei die Rassismus und Diffamierung witternde Fußball-Nation. Ein wenig mehr Gelassenheit im Umgang mit solchen nicht unbekannten Fußball-Liedern wäre wünschenswert. So wie es der BVB gerade vormacht - auch wenn sich Schweinsteiger im Ton vergriff. Mit einem Schuss Lockerheit und einer Portion Humor konterten sie dessen bierselige Fan-Schlachtrufe via Internet. Das hat Stil.

Gedanken sollte sich Schweinsteiger dennoch machen, ob dies alles so weltmeisterlich ist, was er da gerade angeboten hat. Und womit er sich umgibt. Denn mutmaßlich waren es Bekannte, die das gesangliche Schauerstück von einer privaten Feier ins Internet stellten. Ob solche Party-Spielchen einem möglichen künftigen DFB-Kapitän gerecht werden, darf ernsthaft bezweifelt werden. Vorbildlich war das nicht.

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