Löw: Wir müssen die nächsten Monate improvisieren

Dortmund · Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Sieg von Fußball-Weltmeister Deutschland gegen Schottland am Sonntagabend in Dortmund.

 Bundestrainer Joachim Löw muss sein Team noch besser aufstellen. Foto: Roland Weihrauch

Bundestrainer Joachim Löw muss sein Team noch besser aufstellen. Foto: Roland Weihrauch

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Wie lautet Ihr Fazit nach dem Start in die EM-Qualifikation?

Löw:Ich bin absolut zufrieden, dass wir die drei Punkte erreicht haben. Das war meine einzige Erwartung an die Mannschaft, dass wir dieses Spiel gewinnen und gut in diese Qualifikation starten. Es war klar, dass dieses Spiel schwer werden würde, dass die Schotten nichts zu verlieren haben. In der ersten Hälfte hatten wir den Gegner absolut unter Kontrolle. In der zweiten Halbzeit haben wir ein bisschen die Kontrolle über das Spiel verloren. Aber es war gut, dass die Mannschaft sofort auf das 1:1 reagiert hat und den Siegtreffer erzielte. Damit bin ich zufrieden in unserer Situation.

Sie haben Sebastian Rudy als rechten Außenverteidiger aufgeboten. Wie kam es dazu und wie zufrieden waren Sie mit ihm?

Löw:Über lange Zeit war ich mit beiden Außenverteidigern zufrieden, weil Erik Durm und Sebastian Rudy schon versucht haben, immer nach vorne mit zu gehen, Druck zu entfachen. Mit ihren Ansätzen war ich zufrieden. Sebastian Rudy habe ich aufgestellt, weil er im Training am Ball sehr sicher war. Ich habe gesehen, dass er auf der Position in der Spielauslösung nach vorne sehr gut sein kann. Es war eine gute Variante in diesem Spiel.

Warum tat sich Ihre Mannschaft nach der Pause so schwer?

Löw:Wir haben es versäumt, das 2:0 zu machen. Der zweite Grund war, dass die Spieler, die bei der WM dabei waren, in der jetzigen Phase nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Da haben die Dynamik und die Präsenz im Zweikampf ein bisschen nachgelassen. Aber das ist völlig normal. Ich weiß, der August und September sind immer schwierig. Im Oktober werden die Spieler wieder frischer sein.

Sie haben die Probleme der Weltmeister angesprochen. Thomas Müller war dennoch der Matchwinner. Verblüfft er sie eigentlich noch manchmal?

Löw:Verblüffen kann der Thomas Müller mich nicht mehr. Mit ihm habe ich schon sehr viel erlebt. Am Anfang hat mich vielleicht seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor überrascht, sein Hunger nach Toren. Der Thomas ist immer da, wo es brennt und wo man sein muss als Spieler.

Wie sehen Ihre Pläne perspektivisch auf den beiden Außenverteidiger-Positionen aus?

Löw:Ich glaube, dass Kevin Großkreutz in Zukunft bei Borsussia Dortmund nicht mehr rechter Verteidiger spielen wird. Er ist ein wichtiger Spieler, weil er auf verschiedenen Positionen spielen kann. Mein Plan ist, dass ich in der Liga schaue, wer welche Form hat. In den nächsten Monate will ich das eine oder andere probieren auf den Positionen.

Was ist konkret mit den Freiburgern Günter und Sorg?

Löw:Sie wären auch Kandidaten, sie haben schon bei uns im Mai gegen Polen gespielt. Antonio Rüdiger macht bei uns im Training in der Defensive einen sehr starken Eindruck, was Zweikampfverhalten betrifft, Kopfballstärke. Das sind schon Spieler mit Perspektiven.

Denken Sie womöglich auch an eine Dreierkette in der Abwehr?

Löw:Auch bei einer Dreierkette braucht man Außenbahnspieler, die defensiv wie offensiv große Qualitäten haben. Es geht schon seit längerer Zeit in meinem Kopf herum, mal mit Dreierkette zu spielen. Aber es ist so, dass wir auf der Außenbahn Spieler wie Schürrle, wie Müller, wie Reus oder Draxler haben. Die Gefahr bei einer Dreierkette ist, dass diese Spieler auf den Außenpositionen, die bei uns so große Stärken nach vorne haben, dann stark nach hinten gebunden werden. Da würden wir an Qualität, an Kraft, an Dynamik verlieren. Das ist bei uns nicht ganz so einfach. Sie sollen ihre Kraft nach vorne behalten.

Robert Lewandowski hat für Polen gegen Gibraltar viermal getroffen. Was muss - abgesehen von den Außenverteidigern - in der Abwehr bis zum Duell mit den Polen im Oktober passieren?

Löw:Ich weiß jetzt auch nicht, was bis Oktober passieren muss. Erst einmal gar nichts. Klar fehlen uns hinten Spieler, die bei der WM eingespielt waren. Uns fehlen im Mittelfeld Schweinsteiger, Khedira, Özil, die für Stabilität gesorgt haben. Mats Hummels fehlt natürlich auch. Wir müssen die nächsten Monate ein bisschen improvisieren. Sami Khedira wird sicherlich bis Oktober nicht zurückkehren, bei Marco Reus muss man nach seiner Verletzung abwarten. Es bereitet mir aber jetzt kein Kopfzerbrechen für die nächsten Länderspiele im Oktober und November, weil ich weiß, dass wir es schon hinkriegen, wenn es drauf ankommt.

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