Kommentar Leere Bierfässer

Uefa-Präsident Michel Platini wird sich königlich amüsiert ins Fäustchen lachen. Als er 2008 erstmals die Idee einer EM mit 24 Mannschaften in den Ring warf, war die Kritik groß. Eine gähnende Langeweile wurde von den Experten für das Turnier prophezeit.

Und erst die Qualifikation! Als der deutschen Nationalmannschaft mit Irland, Schottland, Polen, Georgien und Gibraltar die Gruppengegner zugelost wurden, konnte sich selbst DFB-Präsident Wolfgang Niersbach eine spitze Bemerkung nicht mehr verkneifen. "Die Iren und Schotten werden Spuren der Sympathie und viele leere Bierfässer hinterlassen", sagte der 63-Jährige.

Die Iren haben am Dienstag weitaus mehr hinterlassen. Einen bleibenden Eindruck. Und die Gewissheit, dass vom Glanz der Weltmeister nicht mehr viel übrig geblieben ist. Ideenlos und ohne Spielwitz agierte die deutsche Mannschaft gegen die defensiven Iren. Gegen Polen erspielten sich die DFB-Kicker zwar gute Möglichkeiten, bewiesen aber vor dem Tor eklatante Abschlussschwächen.

Die größte Sorge dürfte Löw aber weiterhin die teils überforderte Defensive bereiten. Nach den Polen offenbarten auch die Iren die großen Lücken auf den Außenpositionen. Die DFB-Auswahl ist von der WM-Form weit entfernt. Es ist gut, dass Löw junge Spieler integriert und auf große Turniere vorbereitet. Bevor die Youngster aber von einem 7:1-Erfolg gegen die gastgebenden Franzosen bei der EM 2016 träumen können, sollten sie sich erst einmal qualifizieren.

Das ist momentan alles andere als sicher. Nach dem schlechtesten Auftakt der Qualifikations-Geschichte liegt die DFB-Elf auf dem vierten Tabellenplatz. Die schweren Auswärtsspiele in Schottland und Irland stehen noch aus. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Löw-Truppe dort ausschließlich Spuren der Sympathie sowie leere Bierfässer hinterlässt und nicht etwa wichtige Punkte. Langeweile sieht jedenfalls anders aus.

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