Georgiens Trainer: Schwache Clubs größtes Problem

Tiflis · Das EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland ist nicht nur für Georgiens Mannschaft eine besondere Partie, sondern auch für den neuen Fußball-Nationaltrainer Kachaber Zchadadse.

 Trainer Kachaber Zchadadse will eine mutige georgische Auswahl sehen. Foto: Zurab Kurtsikidze

Trainer Kachaber Zchadadse will eine mutige georgische Auswahl sehen. Foto: Zurab Kurtsikidze

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Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt hat bis heute Kontakte nach Deutschland. Das Spiel am Sonntag könne seiner Mannschaft viel geben, betont der 46-Jährige.

Welche Chancen rechnen Sie sich gegen Deutschland aus?

Kachaber Zchadadse: Allein der Fakt, dass wir gegen den Weltmeister spielen, ist eine große Herausforderung und Verantwortung. Es ist auch sehr angenehm, denn meine Spieler bekommen die Möglichkeit, gegen die beste Nationalelf zu spielen und sich beweisen zu können. Ich selbst bekomme die Möglichkeit, zu sehen, was meine Mannschaft kann - das Spiel gegen Deutschland kann dem georgischen Fußball in rein sportlicher Hinsicht viel geben. Natürlich hoffe ich auf ein positives Ergebnis für uns.

Georgien hat in Tiflis gegen Deutschland vor genau 20 Jahren, am 29. Marz 1995, 0:2 verloren. Damals waren Sie Abwehrspieler, heute sind Sie Nationaltrainer. Bitte vergleichen sie deutsche Elf von damals mit der von heute.

Zchadadse: Wenn man die Namen von Spielern nennt, waren vor 20 Jahren vielleicht mehr größere Namen in der DFB-Elf: Häßler, Möller, Sammer, Klinsmann, Kohler, Köpke, Basler, Kirsten und so weiter. Aber auch heute hat Deutschland große Kicker wie Reus, Götze, Kroos, Schweinsteiger, Neuer, Müller und Hummels. Mehrere davon sind noch sehr jung, und wer weiß, was die alles noch gewinnen. Vor 20 Jahren hatten auch wir eine sehr gute Mannschaft und wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Shota Arveladze das Tor zum 1:1 geschossen hätte. Wir hatten nicht viele Momente, aber haben schon gut gespielt, und wer kriegt schon gegen Deutschland mehrere Chancen?

Was fehlt dem georgischen Fußball, um besser in den Qualifikationen abschneiden zu können?

Zchadadse: Jetzt, wo ich meine ersten Schritte als Georgiens Nationaltrainer mache, will ich nicht über Ex-Trainer reden, denn das wäre nicht korrekt von mir. Allgemein: Das größte Problem im georgischen Fußball ist die schwache Meisterschaft, die wir hier haben. Ja, wir haben schon gute Spieler, die im Ausland spielen, aber die Basis müssen immer und überall die starke eigene Meisterschaft und starke Clubs sein.

Sie haben vier Jahre bei Eintracht Frankfurt gespielt. Haben Sie noch Kontakte zur Eintracht oder in die Bundesliga?

Zchadadse: Auf jeden Fall! In Frankfurt habe ich unvergessliche Jahre verbracht, und natürlich habe ich bis heute Kontakte. Als die Eintracht in der Europa League in Aserbaidschan gegen Karabach gespielt hat, habe ich die Frankfurter besucht und auch den neuen Präsidenten kennengelernt. Ich war sehr froh, den legendären Bernd Hölzenbein noch mal treffen zu können, der zu meiner Zeit in Frankfurt Vizepräsident war.

Inwiefern hilft Ihnen Ihre Zeit in Deutschland für den Trainerjob?

Zchadadse: Ich spielte unter fantastischen Trainern wie Klaus Toppmöller, Jupp Heynckes, Dragoslav Stepanovic, der nicht nur ein sehr guter Trainer, sondern auch ein fantastischer Mensch ist. Alle waren ausgezeichnete Profis mit unterschiedlichen Methoden. Stepanovic gab mir vor jedem Spiel eine Kassette, wo die Bewegungen von gegnerischen Stürmern mit und ohne Ball aufgenommen waren. Heynckes war ein besonderer Trainer, weil er in Deutschland anfing, ohne Manndeckung spielen zu lassen.

Gegen welchen Stürmer aus der Bundesliga war es am schwersten zu spielen?

Zchadadse: Bruno Labbadia! Es war sehr schwer, gegen ihn zu spielen. Auch gegen Fredi Bobic und Stéphane Chapuisat war es schwer, und natürlich gegen Jürgen Klinsmann, weil er sich sehr viel bewegte. Wenn ich ehrlich bin: Leicht war es gegen Toni Polster, aber er spielte oft "schmutzig".

ZUR PERSON: Kachaber Zchadadse ist seit Ende vergangenen Jahres Fußball-Nationaltrainer von Georgien. Der 46-Jährige folgte auf Temur Ketsbaia, der am 14. November 2014 nach dem 0:4 gegen Polen zurückgetreten war. Der ehemalige Abwehrspieler bestritt zwischen 1993 bis 1996 73 Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt.

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