Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC Berlin Trübe Aussichten für Herrlich und Bayer 04
LEVERKUSEN · Nach der bisher enttäuschend verlaufenen Hinrunde deutet vieles darauf hin, dass die Weiterbeschäftigung des Trainers bei der Begegnung zwischen Leverkusen und Hertha auf dem Spiel steht.
Die Paarung Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC hört sich an wie der ganz normale Bundesliga-Alltag, doch an diesem Samstag geht es beim Werksclub um viel mehr. Nach der bisher enttäuschend verlaufenen Hinrunde deutet vieles darauf hin, dass sich an diesem Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) die Zukunft von Heiko Herrlich als Cheftrainer entschieden wird. Der Niederländer Peter Bosz, der Ajax Amsterdam zu neuer Blüte verhalf, dann aber vor einem Jahr nach guten Start überraschend bei Borussia Dortmund scheiterte, steht offenbar bereit, die Nachfolge Herrlichs anzutreten.
„Können Sie mir sagen, dass Sie im nächsten Jahr noch Field-Reporter sind bei Sky? Ganz sicher? Zu 100 Prozent?“ Mit dieser Gegenfrage konterte Rudi Völler in einem Interview mit dem TV-Sender Sky nach dem 2:1-Sieg bei Schalke 04. Der Schlagabtausch mit Reporter Marcus Lindemann bekam viel Aufmerksamkeit, weil Völler mit seiner Widerborstigkeit an seine früheren, legendären TV-Auftritte erinnerte. Völler hatte folgende Frage Lindemanns reagiert: „Können Sie Stand heute sagen, dass Heiko Herrlich am 18. Spieltag noch Trainer von Bayer 04 Leverkusen ist?“
Völler wurde für sein Ausweichen kritisiert, weil seine recht offensichtliche Haltung nicht verstanden wurde. Der 58-Jährige konnte und wollte eben nicht mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ antworten. Und das bedeutet dann eben nichts anderes, als dass Herrlich zur Disposition steht, wenn nicht sogar schon die Entscheidung gefallen ist, dass er den Laufpass erhält. „Natürlich weiß auch Heiko, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen und ein Fazit ziehen“, sagte Völler dann nach einem langen Hin-und-Her mit Lindemann.
Und dieses Fazit liegt schon vor dem Duell gegen Hertha mehr als halbfertig auf dem Tisch: Es droht die schlechteste Hinrunden-Bilanz seit 13 Jahren. Und wenn es nicht die allerschlechteste wird, dann ist es gemeinsam mit der Katastrophen-Saison vor zwei Jahren die schlechteste. Mit einem Sieg gegen die Berliner kann Bayer 04 noch 24 Punkte erreichen, das wären genau so viele wie 2016/17, als es dann im März darauf den Rauswurf von Roger Schmidt gab und die Saison mit Interimscoach Tayfun Korkut als Tabellen-Zwölfter abgeschlossen wurde.
Verliert Bayer gegen Hertha, das die letzte Partie 2:0 in der BayArena gewann, oder erreicht nur ein Remis, steht mit 21 oder 22 Punkten die schwächste Bilanz seit 2005/06 fest. Damals war das Team mit 19 Zählern vor der Rückrunde Neunter, legte aber unter Michael Skibbe (der für Klaus Augenthaler kam) eine sensationelle Rückrunde mit 33 Punkten hin.
Von richtig guten Punktewerten, die Leverkusen in der letzten Dekade erzielte, ist der Club inzwischen weit entfernt: 37 Punkte (2013/14), 35 (Herbstmeister 2009/10) oder zweimal 33 Zähler (2012/13 und 2010/11), als Bayer 04 jeweils der Ligaspitze angehörte.
Würde Herrlich die aktuelle Mannschaft noch mit einer herausragenden Rückrunde in eine Topposition führen können? Starke Zweifel daran bestehen auch im Club. Der Trainer hat es nicht fertig gebracht, das Team zu inspirieren. Die Mannschaft spielt schwankend, vergibt zu viele Chancen, überzeugt selten. „Die Fans dürfen erwarten, dass sich die Mannschaft komplett den Arsch aufreißt, um gegen Hertha drei Punkte zu holen“, sagte Herrlich am Freitag.
Hertha steht vor Bayer, kann aber mit einem Sieg eingeholt werden. Die Berliner wollen auch auf die internationalen Plätze, wobei Trainer Pal Dardai vor der aktuellen Partie große Personalprobleme hat. Seine Mannschaft sei kaputt, aber den größeren Kraftakt müssen die Bayer-Profis leisten, denn sie haben anders als die Berliner sechs internationale Spiele bestritten. Bei der Hinrundenanalyse irgendwann nach dem Spiel sei er natürlich dabei, erklärte Herrlich. Vielleicht wird es sein letzter Diensttermin bei Bayer.