Schlusslicht Sandhausen trennt sich von Trainer Dais

Sandhausen · Der Aufstieg glich einem Fußball-Wunder. Erstmals gelang dem kleinen SV Sandhausen in diesem Sommer der Sprung in die 2. Liga. Nach einer deftigen Niederlagenserie musste Trainer Gerd Dais gehen. Die Suche nach dem Nachfolger läuft.

 Die Zeit von Trainer Gerd Dais in Sandhausen ist abgelaufen. Foto: Uwe Anspach

Die Zeit von Trainer Gerd Dais in Sandhausen ist abgelaufen. Foto: Uwe Anspach

Foto: DPA

Im Sommer schimmerte die Welt in des SV Sandhausen noch rosarot. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte hatte der mit damals 700 Mitgliedern kleinste deutsche Profi-Club aus der 14 500 Einwohner zählenden Gemeinde vor den Toren Heidelbergs den Sprung in die 2. Fußball-Bundesliga geschafft. Doch die heile Welt hat Risse bekommen. Nach sechs Pflichtspielniederlagen in Serie zog das Schlusslicht die Konsequenzen und beurlaubte Aufstiegscoach Gerd Dais.

"Die Mannschaft ist in eine Negativspirale geraten und total verunsichert", erklärte Präsident Jürgen Machmeier zu der sechsten Trainertrennung in der laufenden Zweitliga-Saison. "Wir sind in einer Situation, in der wir einfach handeln mussten. Wir wollen uns später nicht den Vorwurf machen müssen, wir hätten nicht reagiert."

Die Trennung sei ihm schwergefallen. "Er hat sich große Verdienste erworben und hier etwas aufgebaut. Allerdings haben wir das Gefühl, dass jetzt nur noch ein neuer Impuls, ein neuer Trainer helfen kann." Trotz der Beurlaubung stehe Dais "letztendlich für den größten Erfolg der Vereinsgeschichte mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga", sagte der Clubchef. Doch nach einem Gespräch mit Geschäftsführer Otmar Schork und Dais stand die Entscheidung fest.

Der Trainer reagierte gefasst. "Ich habe Verständnis, dass man von Vereinsseite alles probiert. Allerdings hätte ich mir zugetraut, mit Verstärkungen in der Winterpause den Klassenverbleib noch zu schaffen", sagte Dais.

Der Trainer hat sich mit dem Aufstieg in die Geschichtsbücher der Nobodys eingeschrieben. Im Februar 2011 drohte Sandhausen der Sturz in die Regionalliga - da holte Bauunternehmer Machmeier in seiner Not Dais zurück, den der Club genau ein Jahr zuvor beurlaubt hatte.

Der frühere Profi des Karlsruher SC und SV Waldhof Mannheim brachte den SV wieder auf Touren und führte ihn schließlich in die 2. Liga. Zum Verhängnis wurden dem 49-Jährigen vermutlich vor allem die beiden letzten Niederlagen. Nach dem Offenbarungseid beim 1:6 vor einer Woche zu Hause gegen Aufstiegsfavorit Hertha BSC setzte es nun am Sonntag ein bitteres 2:5 beim VfL Bochum.

"Die Zweite Liga ist ein Quantensprung", hatte Dais, der Sandhausen bereits 2005 in die Regionalliga und ein Jahr später in die neu gegründete Dritte Liga geführt hatte, im Sommer erklärt.

Neun Liganiederlagen bei nur zwei Siegen, dazu 32 Gegentore - das Schlusslicht soll nun ein neuer Coach flott kriegen. Noch in dieser Woche soll er präsentiert werden. Der Verein habe noch mit keinem Nachfolger gesprochen, erklärte Schork. Spekuliert wird aber unter anderen über Hans-Jürgen Boysen.

"Wir hoffen, dass wir die Trendwende noch schaffen, auch wenn man von einem neuen Trainer keine Wunderdinge erwarten kann", sagte Präsident Machmeier vor dem nächsten Spiel an diesem Sonntag beim FC Ingolstadt. "Jetzt sind die Spieler gefordert."

Trainertrennungen in der 2. Liga: Dais ist der Sechste

1. Oliver Reck (MSV Duisburg): Trennung am 25. August 2012, Nachfolger Kosta Runjaic berufen am 3. September 2012

2. André Schubert (FC St. Pauli): Trennung am 26. September 2012, Nachfolger Michael Frontzeck berufen am 8. Oktober 2012

3. Andreas Bergmann (VfL Bochum): Trennung am 28. Oktober 2012, Nachfolger Karsten Neitzel fest berufen am 6. November 2012

4. Oscar Corrochano (Jahn Regensburg): Trennung am 4. November 2012, Nachfolger Franz Gerber berufen am 4. November 2012

5. Reiner Maurer (1860 München): Trennung am 17. November 2012, Nachfolger Alexander Schmidt berufen am 18. November 2012

6. Gerd Dais (SV Sandhausen): Trennung am 19. November 2012, Nachfolger steht noch nicht fest

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort