"Mit aller Macht" RB Leipzigs Plan zur Champions League

Leipzig · Beobachter waren sich einig: Hälfte eins war Champions-League-reif, selbst wenn der Gegner "nur" Köln hieß. RB Leipzig zeigte sich unbeeindruckt von allen Diskussionen und beeindruckte angeführt von Torjäger Werner mit einem immer größer werdenden Repertoire.

 RB Leipzig ist reif für die Königsklasse.

RB Leipzig ist reif für die Königsklasse.

Foto: Jan Woitas

Von einer Champions-League-reifen Vorstellung wollte Trainer Ralph Hasenhüttl nicht reden. Hergeben will er den zweiten Platz und damit die sichere Teilnahme von RB Leipzig an der europäischen Meisterklasse aber auf keinen Fall mehr.

"Klarerweise werden wir versuchen, diesen Vorsprung, den wir haben, mit aller Macht zu verteidigen", kündigte der Coach des Aufsteiger am Sonntag nach dem Training an. Ob die Mannschaft dann überhaupt in der Lage sei, in der Königsklasse mitzuhalten - "darüber brauchen wir uns im Moment Gott sei Dank keine Gedanken machen", befand Hasenhüttl.

Mit dem 3:1 (2:0) tags zuvor gegen den 1. FC Köln machten die Leipziger auf jeden Fall den nächsten Schritt beim wundersam-sagenhaften Aufstieg von Vereinsgründung und Oberliga im Jahr 2009 in Richtung Europa in der Spielzeit 2017/18. Hasenhüttl ließ mit drei Angreifern beginnen statt im gewohnten 4-4-2-System zu spielen und variierte nach Notwendigkeit auch noch bei seiner Abwehrkette. Seine junge Mannschaft, von der einzig der 25 Jahre alte Schwede Emil Forsberg jemals schon in der Champions League zum Einsatz kam, setzte die Vorgaben über weite Strecken nahezu perfekt um.

"Wenn wir fit sind, spielen wir so einen Fußball", kommentierte Timo Werner den teilweise mitreißenden Auftritt, bei dem ihm selbst noch mal eine Sonderrolle zukam. Der beste deutsche Torjäger (13 Treffer) erzielte das Tor zum 3:1-Endstand, den 1:0-Treffer durch Forsberg hatte Werner eingeleitet. Beide kommen nach 22 Spieltagen zusammen auf 33 Scorerpunkte - so viele wie Robert Lewandowski und Arjen Robben vom FC Bayern sowie Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund. Leipzig ist nicht nur als Mannschaft auf den obersten Rängen etabliert, fast jeder einzelne Spieler scheint erst am Beginn einer größeren Karriere zu stehen.

Tor Nummer zwei am Samstag mussten die Leipziger nicht mal selbst schießen. "Wir haben den Gegner so gestresst, dass er sich das Ding selber reingedrückt hat", kommentierte Hasenhüttl das Eigentor in der 34. Minute von Dominic Maroh. Nur in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit, in den Yuya Osaka (53.) auch der Anschlusstreffer gelungen war, verloren die RB-Spieler etwas die Kontrolle. "Wir müssen in Zukunft noch mal einen Entwicklungsschritt machen, um so Ergebnis souveräner zu Ende zu spielen", forderte Hasenhüttl.

Sätze wie dieser dokumentieren am besten den Anspruch der Leipziger. Oder dieser von Innenverteidiger und Routinier Marvin Compper (31): "Es sind noch 12 Spiele zu spielen und 36 Punkte zu vergeben. Wir gehen mit der Motivation und mit dem Willen in jedes einzelne Spiel, es zu gewinnen. Und dann werden wir sehen, was dabei rum kommt."

Acht Punkte Vorsprung beträgt der Vorsprung auf Platz drei, elf sind es auf Platz fünf, der gar nicht zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde. "Die glauben wahrscheinlich, wir sind der FC Bayern, und wenn wir mal da vorne drin stehen, geht das alles von alleine. Das ist bei uns nicht der Fall", entgegnete Hasenhüttl aber denen, die die RB-Teilnahme an der Königsklasse - fernab der Diskussionen um ein angeblich mögliches Verbot - schon für selbstverständlich halten.

Selbst, wenn die Leipziger international auf Vereinsebene erwiesenermaßen unerfahren sind - allein die Ergebnisse mit 15 Siegen aus 22 Spielen sind schon Beleg der Qualität. Zudem läuft die Mannschaft derzeit wieder zur Bestform der famosen Hinrunde auf, in der es die erste Niederlage im 14. Saisonspiel gegeben hatte. "Viele Mannschaften haben schon gesehen, was hier in Leipzig los ist", sagte Kölns Nationalspieler Jonas Hector. Womöglich kommen die Mannschaften in ein paar Monaten nicht nur aus Deutschland.

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