Kommentar zu Eintracht Frankfurt Praxis statt Predigt

Meinung | Bonn · Trainer Niko Kovac hat Eintracht Frankfurt ganz pragmatisch stabilisiert. Nicht mit Hand auflegen, aber mit Händchen, wie GA-Redakteur Guido Hain findet.

 Wer weiß, was dieser freundliche Trainer seinen Spielern empfiehlt? Fest steht: Niko Kovac hat Erfolg.

Wer weiß, was dieser freundliche Trainer seinen Spielern empfiehlt? Fest steht: Niko Kovac hat Erfolg.

Foto: dpa

In Frankfurt ist Jesus schon jetzt eine große Nummer – dabei hat die Adventszeit gerade erst begonnen. Jesus Vallejo, wie der blutjunge Verteidiger aus Spanien mit vollem Namen heißt, geht in diesen glücklichen Eintracht-Tagen durchaus als Sinnbild durch für die erstaunliche Entwicklung, die der Verein genommen hat. Ausgeliehen von Real Saragossa, ist er schon nach wenigen Wochen eine unverzichtbare Größe. Hochgelobt und hochbegehrt. Ein Segen für die Eintracht.

Nur soll in dieser Zeit der großen Überraschungen – keine Frage, dazu gehören die Hessen – niemand behaupten, dass das einfach so mit Handauflegen funktioniere. Selbst wenn der Club seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 noch nie mehr Punkte gesammelt hat nach zwölf Spieltagen. Das ist umso erstaunlicher, da er im Sommer den Rettungsschirm erst in der Relegation spannte. Es war Niko Kovac, der den befürchteten Aufprall in letzter Sekunde verhinderte.

Dass der Kroate nicht nur ein Erste-Hilfe-Trainer ist, zeigt sich gerade. Erwartet worden war der Aufschwung nicht. Spötter behaupteten sogar, die Eintracht habe nicht nur zwei Millionen Euro in Neue investiert, sondern auch in Dolmetscher, die das Sprachenwirrwarr der Spieler aus vielen Ländern entwirren sollten. Doch Kovacs Sprache ist nicht die jener Akademiker-Trainer, die Matchpläne sagen und Taktik meinen. Sie ist einfacher, führt aber offenbar zum Ziel.

Kovac, dieser Praxis-gestählte Ex-Profi, ist mehr Pragmatiker als Prediger moderner Fußballtheorien. Einer mit dem Gespür für Strukturen. Grundlegende Tugenden lebt er vor: Disziplin, Einstellung, Wille, Zusammenhalt. Ob nun die Alten wie Meier, Abraham, Huszti und Hasebe die Jungen wie eben Vallejo mitziehen oder umgekehrt – sie ziehen in dieselbe Richtung.

Interessant wird sein, ob die Eintracht der gestiegenen Erwartungshaltung standhalten kann. Über den richtigen Trainer dazu verfügt sie anscheinend. Keiner, der die Hand auflegt. Aber einer mit Händchen.

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