Kommentar zu Sandro Wagners Gehaltsvorstellungen Nur noch peinlich

Meinung | Bonn · Stürmer Sandro Wagner vom Bundesligisten SV Darmstadt 98 hält die Berufsgruppe der Fußballprofis für teilweise unterbezahlt. Der 28-Jährige findet Millionengehälter gerechtfertigt. Seine Begründung: Man stehe in der Öffentlichkeit und habe einen riesigen Druck.

 Sandro Wagner sagt, was er denkt. Unter anderem: "Fußballer verdienen teilweise zu wenig"

Sandro Wagner sagt, was er denkt. Unter anderem: "Fußballer verdienen teilweise zu wenig"

Foto: dpa

Sandro Wagner findet also, dass Fußballer zu wenig Geld verdienen – selbst die Profis des FC Bayern. Diese Meinung hat der Stürmer, als Billigware von Hertha BSC für die Resterampe-Truppe von Darmstadt 98 verpflichtet, ziemlich exklusiv. Und liegt damit völlig daneben.

Zugegeben, Wagners Jahresverdienst beim fast geretteten Aufsteiger liegt weit unter dem der Spitzenverdiener in der Balltreter-Branche. Wahrscheinlich sogar unter einer Million Euro. Deshalb könnte er einem fast schon ein kleines bisschen Leid tun, wäre es nicht immer noch das Drei- bis Vierfache eines Jahressalärs der Bundeskanzlerin. Da bleibt nur Ironie: Krankenpflegepersonal muss für das Milliönchen sogar ein ganzes Arbeitsleben lang placken, bleibt aber immerhin davon verschont, die meiste Zeit der Jugend auf dem Fußballplatz zuzubringen. Armer Sandro Wagner, das ist eine richtig harte Strafe!

Beim FC Bayern, aus dessen Nachwuchs er hervorging, galt er als hochtalentiert, aber auch schwierig. Münchens Jugendleiter Hermann Gerland beschreibt ihn als höchst eigenwillig. Nun ließe sich Neid des U 21-Europameisters von 2009 auf seine inzwischen prominenteren Wegbegleiter von einst als Motiv für eine unbedachte Äußerung vermuten. Neuer, Hummels, Khedira, Höwedes, Boateng und Özil: Sechs seiner damaligen Teamkollegen wurden 2014 in Brasilien Weltmeister. Und zählen zu jenen Extrakönnern, die – nach Wagners Ansicht – mit „zwölf Millionen oder so“ immer noch zu wenig verdienen.

Neid eines zu kurz Gekommenen? Eine andere Auslegung liegt nahe: Da versucht einer, sich mit Gewalt ins Gespräch zu bringen und interessant zu machen, sich marktschreierisch als Typ mit Ecken und Kanten zu profilieren. Als Empfehlung in Richtung England, wohin es Wagner nach Einschätzung von Darmstadts Trainer Dirk Schuster zieht, wirken doch eher seine 13 Saisontore. Die hat er selbst wohl nicht als ausreichend empfunden.

So bleibt für seine respektlose Äußerung gegenüber Geringverdienern einzig eine Einordnung, die Wagner kürzlich für viele seiner Kollegen traf: Mangels eigener Meinung fand er sie „nur noch peinlich und zum Fremdschämen“.

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