Champions League Leverkusen reist ohne Illusionen nach Madrid

Köln/Madrid · Bayer Leverkusen glaubt vor dem Rückspiel bei Atlético nicht an ein Wunder. Die Personallage ist angespannt: Mit Toprak, Tah und Henrichs fehlen drei der vier Spieler aus der Abwehrkette.

 Stellte die Bayer-Abwehr um Ömer Toprak (links) im Hinspiel vor große Probleme: Madrids Wirbelwind Kevin Gameiro.

Stellte die Bayer-Abwehr um Ömer Toprak (links) im Hinspiel vor große Probleme: Madrids Wirbelwind Kevin Gameiro.

Foto: picture alliance / Federico Gamb

Es herrschte schon fröhlichere Stimmung bei den vielen Europapokal-Reisen von Bayer 04 Leverkusen. Als die Werkself am Dienstagvormittag vom Köln-Bonner-Flughafen zum Trip nach Madrid aufbrach, mussten die Verantwortlichen schon tief in die Motivationskiste greifen, um der anstehenden Partie einen Sinn zu verleihen. „Wunder gibt es immer wieder“, erklärte Clubchef Michael Schade. „Aber wir müssen realistisch bleiben: Es ist unrealistisch“, fügte er voller Ironie hinzu.

Nach dem 2:4 im Hinspiel gegen Atlético Madrid in der BayArena vor zwei Wochen mutet der Vorstoß in das Viertelfinale der Champions League wie ein Hirngespinst an. Auch Sportchef Rudi Völler macht sich keine Illusionen, wenn an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) die Partie angepfiffen wird: „Das ist eine Mammut-Aufgabe. Am wichtigsten ist, dass wir eine gute Leistung zeigen und Selbstvertrauen tanken.“

Trotz der miesen Ausgangslage: Aufgeben gilt nicht im Profisport. Die weiße Fahne wird nicht gehisst, das Handtuch nicht geworfen. Vielleicht gelingt es Tayfun Korkut ja nach dem bescheidenen 1:1 am Freitag gegen Bremen in seinem zweiten Spiel für Bayer, das Team zu einer Riesenüberraschung zu führen. Immerhin ist der neue Trainer gewissermaßen ein Spanien-Spezialist. Der 42-Jährige spricht die Sprache gut, er kennt die Primera Division aus 99 Ligaspielen als Profi für Real Sociedad San Sebastian und Espanyol Barcelona (in den Jahren 2000 bis 2004) und als Junioren-Trainer in San Sebastian (2007/08). Und er hat Atlético auch schon einmal besiegt: Mit Real Sociedad gewann Korkut im Januar 2003 mit 2:1 im Stadion Vicente Calderón – und schoss den Führungstreffer gegen den heute als Atlético-Co-Trainer tätigen Germán Burgos im Tor. Das kann Korkut seinen Spieler erzählen, aber aus einer eindeutigen Statistik der Uefa ist keinerlei Hoffnung zu saugen: Seit Einführung der Champions League 1992 ist keine einzige Mannschaft weitergekommen, die das erste Spiel zu Hause mit zwei Toren Unterschied verlor.

Doch wahrscheinlich würde der Deutsch-Türke seine Chance auf eine Weiterbeschäftigung über den 30. Juni hinaus stark mindern, wenn er offensiv zugeben würde, dass er mit dem Team am Donnerstag als Verlierer zurückkehrt. Also verweist Korkut vorsichtig auf das allerjüngste „Fußball-Wunder“: „Man hat in den letzten Tagen gesehen, was alles möglich ist.“ Damit meinte er das sensationelle 6:1 des FC Barcelona gegen Paris St. Germain nach dem 0:4 im Hinspiel.

Korkut muss in Madrid improvisieren. Leverkusen fehlen mit den verletzten Ömer Toprak und Jonathan Tah sowie dem gesperrten Benjamin Henrichs drei der vier Spieler aus der Abwehrkette, dazu Kapitän Lars Bender, Stefan Kießling und Kai Havertz. Roberto Hilbert, bei Roger Schmidt auf dem Abstellgleis gelandet, wird wohl in die Startelf zurückkehren.

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