Stürmer von Bayer Leverkusen "Leon Bailey ist eine Waffe"

LEVERKUSEN · Nach anfänglichen Schwierigkeiten scheint der Jamaikaner Leon Bailey endgültig bei Bayer Leverkusen angekommen zu sein. Dem rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln drückte er seinen Stempel auf.

 Leverkusens Leon Bailey ärgert sich über eine vergebenen Torchance.

Leverkusens Leon Bailey ärgert sich über eine vergebenen Torchance.

Foto: Marius Becker

Leon Baileys Schwächen traten erst zu Tage, nachdem er die wichtigen Dinge des Tages zu einem erfolgreichen Ende geführt hatte. „Nein“, von den „Ghostbusters“ habe er noch nie etwas gehört, gab der 20-Jährige zu, als er nach dem 2:1-Derbysieg gegen den 1. FC Köln Auskunft zur Choreo der Fans von Bayer 04 Leverkusen Auskunft geben sollte. In Anlehnung an den Film aus dem Jahr 1984 hatten die Anhänger Bahner kreiert, auf denen der „Geißbock (Goat)“ erfolgreich von den Leverkusener Jägern weggesaugt wurde. Auch das Lied, das Bailey nach dem verdienten Triumph vor dem Fanblock mitsang, war dem jungen Angreifer fremd.

Auf dem Rasen der BayArena aber wusste der Jamaikaner mal wieder genau, wo es langgeht. Nach einer schwierigen ersten Halbzeit gegen stark verteidigende Kölner und einen aufmerksamen FC-Linksverteidiger Jannes Horn, drehte Bailey nach der Pause wie schon beim 5:1 in Mönchengladbach mächtig auf. Nicht von ungefähr erzielte der wieselflinke Außenstürmer nach Vorarbeit von Kevin Volland auch den Ausgleich (54.). Es war im 61. Bundesliga-Derby seit 1979 der 100. Bayer-Treffer gegen die Geißböcke. „Leon ist eine Waffe. Er ist schnell, stark im Abschluss und in der Vorbereitung“, lobte Bayer-Coach Heiko Herrlich seinen Stürmer, obwohl dieser noch „einigen Leistungsschwankungen“ unterlieg. Das dürfte an Baileys Alter liegen, denn mit Talent ist er reichlich gesegnet.

„Ich fühle mich mittlerweile gut hier und bin auf dem richtigen Weg. So kann es weitergehen“, sagt Bailey. Es scheint, als sei er nach einem schwierigen Start bei Bayer angekommen. Für 13,5 Millionen Euro war er im Januar vom KRC Genk an die Dhünn gewechselt, kam in der Rückrunde aber nur auf acht Einsätze und blieb ohne Tor. Inzwischen hat er mit Karim Bellarabi einen gestandenen Nationalspieler ins zweite Glied verdrängt. „Er hatte eine Durstrecke und ist dran geblieben. Das zeichnet ihn als jungen Spieler aus“, erklärte Herrlich.

Tor nach Videobeweis zurückgenommen

Der Trainer selbst war an Baileys Gala in Hälfte zwei nicht ganz unbeteiligt. Wie in Gladbach hatte er gegen den FC in der Pause sein System gewechselt und mit Benjamin Henrichs für den zittrigen Panagiotis Retsos und Lucas Alario für den keineswegs enttäuschenden Kai Havertz mutig gewechselt. Fortan dominierte die Werkself noch klarer und fand zudem endlich Räume im dichten Abwehrnetz der Kölner.

Der Siegtreffer fiel nach einem Standard, der neuen Leverkusener Stärke. Sven Bender veredelte eine Kopfballvorlage von Jonathan Tah nach Wendell-Ecke in Mittelstürmermanier aus der Drehung (74.). Für den Innenverteidiger war es der zweite Treffer in Folge, aber der erst sechste in seiner Bundesliga-Karriere. „Ich freue mich über das Tor, aber viel mehr über die drei Siege in einer Woche. Wir sind langsam da, wo wir in der Tabelle hinwollen“, sagte der Neuzugang. „Wir haben Glück und wir haben die Ergebnisse. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung“, erkannte auch Herrlich. Sein Team ist seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen und hat noch ordentlich Luft nach oben.

„Wir haben enorme individuelle Qualität und spielen als Mannschaft gut zusammen“, schickte Kevin Volland eine deutlich Warnung an die Konkurrenz. Der Bayer-Angreifer war mit diesem schönen Derbytag aber nicht restlos zufrieden. Schiedsrichter Manuel Gräfe hatte Vollands vermeintlich erlösendes 3:1 in der 85. Minute nach Videobeweis zurückgenommen wurde, ohne dass die völlig überraschten 30 210 Zuschauer in der ausverkauften Arena erfuhren warum.

Es war aber eine Korrektur-Entscheidung. In der Vorbereitung des Tores hatte Leon Bailey im Zweikampf mit Leonardo Bittencourt den Ball mit dem Oberarm berührt. „Stimmt, aber das war keine Absicht. Ich hasse diesen Videobeweis so sehr.“ Wenn es um Fußball geht, weiß der Jamaikaner eben Bescheid.

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