Bruchhagen für Umbruch HSV greift durch: Djourou aus Kader verbannt

Hamburg · Der HSV greift durch und verkleinert nach dem Absturz auf Rang 16 den Kader. Zum verbannten Spieler-Trio gehört Djourou. Der ehemalige HSV-Kapitän hat es sich nach schwachen Leistungen zuletzt auch durch kritische Äußerungen mit den Verantwortlichen verdorben.

 Johan Djourou steht nicht mehr im Kader des Hamburger SV.

Johan Djourou steht nicht mehr im Kader des Hamburger SV.

Foto: Andreas Gebert

Der Hamburger SV greift nach dem Absturz auf den Relegationsplatz durch und macht auch vor großen Namen nicht Halt. Der Bundesligist verbannte gleich drei Spieler aus dem Kader.

Prominentestes Opfer der offiziell als Verkleinerung der Trainingsgruppe genannten Maßnahme ist der Schweizer Fußball-Nationalspieler Johan Djourou, den Trainer Markus Gisdol bereits im November nach der 2:5-Pleite gegen Borussia Dortmund und schwachen Leistungen als Kapitän abgesetzt und den Japaner Gotoku Sakai zu dessen Nachfolger ernannt hatte.

Bei der 0:4-Pleite in Augsburg war der als Störfaktor ausgemachte Verteidiger, der wie die Ersatzspieler Nabil Bahoui und Ashton Götz gestrichen wurde, schon nicht mehr dabei. "Wir haben noch drei Spiele, in denen wir alles selbst richten können. Wir müssen in dieser entscheidenden Phase alles unserer Mission unterordnen. Deshalb haben wir entschieden, unsere Kräfte noch einmal zu bündeln", sagte der Sportchef Jens Todt zu der Maßnahme.

Djourou hatte es sich mit den Verantwortlichen endgültig verdorben, als er kürzlich ein kritisches Interview in der "Aargauer Zeitung" gab. Gisdol, der einst in Hoffenheim Tim Wiese in die Trainingsgruppe 2 schickte und in dieser Winterpause schon den streitbaren HSV-Abwehrchef Emir Spahic ausmusterte, setzt nun auf andere Spieler.

Die Verkleinerung des Kaders muss nicht die einzige Maßnahme bleiben. Beim erneut in die Krise gerutschten HSV soll im dritten Jahr in Serie ein Trainingscamp außerhalb Hamburgs die Wende zum Guten herbeiführen. "Jetzt haben wir das Messer wieder am Hals", erklärte Sportchef Todt im "kicker" die erwogene Notmaßnahme, auch vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Mainz 05 die Abgeschiedenheit zu suchen. Eine Vollzugsmeldung stand am Dienstag aber noch aus.

"Wir wollen uns auf unser großes Ziel fokussieren. Alle zusammen. Nur so geht es", betonte Ex-Nationalspieler Todt. "Der Klassenerhalt steht über allem", erklärte zum wiederholten Mal auch Clubchef Heribert Bruchhagen, der angesichts der erneuten Zittersaison bereits den nächsten Umbruch im teuren Kader in Aussicht gestellt hat.

Vorher muss Gisdol retten, was beim nach drei Pleiten in Serie abgestürzten Traditionsclub noch zu retten ist. Immerhin: Die noch nie abgestiegenen Hanseaten haben dank der ausstehenden Heimspiele gegen die punktgleichen Rivalen Mainz und Wolfsburg noch alles selbst in der Hand. Allerdings gingen in diesem Jahr gerade die Duelle mit den ebenfalls im Keller stehenden Rivalen wie Wolfsburg (0:1), Ingolstadt (1:3), Darmstadt (1:2) und Augsburg (0:4) alle verloren.

Gisdols Hauptaufgabe besteht nun darin, die Köpfe der Profis frei zu kriegen, die Nerven zu beruhigen und letzte Reserven zu mobilisieren. 2015 gelang dies mit dem "Geist von Malente", wo Vorgänger Bruno Labbadia vor dem Ende der regulären Saison und der Relegation gegen den Karlsruher SC gleich zweimal Quartier bezog. Im November 2016, als Gisdol Labbadias Job beim damaligen Tabellenletzten noch nicht lange inne hatte, ging es nach Barsinghausen - der HSV holte immerhin ein 2:2 gegen Werder Bremen. Danach ging es steil aufwärts.

Aus dem Rückstand nach nur zwei Punkten aus den ersten zehn Spielen wurde zwar ein Polster von zwischenzeitlich vier Zählern auf Rang 16. Das allerdings hat, wie nicht zuletzt der schlappe Auftritt in Augsburg verdeutlichte, offenbar zum Spannungsabfall im Team geführt.

Dass beim HSV weiterhin gilt, Fehler anderer bei der Kaderplanung auszubügeln, will Bruchhagen trotz eigener Sparvorgaben fortsetzen. "Wir werden den Kader zur nächsten Saison deutlich verändern", sagte der Vorstandsvorsitzende dem "Hamburger Abendblatt" (Dienstag). Und dies ungeachtet der Tatsache, dass allein in dieser Spielzeit knapp 45 Millionen Euro für neue Akteure ausgegeben wurden. HSV-Investor und -Fan Klaus-Michael Kühne hat bereits frisches Geld zugesagt.

Dass die weiteren Millionen in einen Erstklässler HSV fließen, steht für Vereins-Ikone Willi Schulz außer Frage. "Die Mannschaft hat ihre Qualität schon oft bewiesen. Wir werden unsere Heimspiele gewinnen", sagte der Ex-Nationalspieler. Er erwartet, dass schon auf Augsburg eine Trotzreaktion folgen wird. "Ich bin sicher, dass die Jungs jetzt hellwach sein und gegen Mainz 05 alles geben werden", sagte der 78-Jährige.

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