Fußball-Länderspiel Deutschland - Finnland Emotionaler Abschied von Bastian Schweinsteiger

Mönchengladbach · Pokalsieger, Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, Weltmeister – Bastian Schweinsteiger hat in seiner beispiellosen Karriere nahezu alles erlebt. Dass der erfolgsverwöhnte Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft schon vor dem 2:0-Erfolg über Finnland zu Tränen gerührt war, war wohl auch für den 32-Jährigen Neuland.

 Bastian Schweinsteiger hat sich aus der Nationaelf verabaschiedet.

Bastian Schweinsteiger hat sich aus der Nationaelf verabaschiedet.

Foto: dpa

Das blutige Gesicht von Bastian Schweinsteiger beim WM-Finale von Rio de Janeiro ist unvergessen, der emotionale Abschied des 121-maligen Nationalspielers wird es wohl ebenfalls bleiben. Weinend rang der Kapitän um Fassung als DFB-Präsident Reinhard Grindel sich im Namen des DFB vor dem Freundschaftsspiel gegen die Skandinavier bei der Nummer sieben bedankte.

Anschließend richtete Schweinsteiger mit brüchiger Stimm - unmittelbar vor seinem letzten fußballerischen Auftritt im National-Dress - die Worte an seine Fans, die wohl auch um ihn zu verabschieden in den Borussiapark nach Mönchengladbach gekommen waren. „Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid. Das bedeutet mir sehr viel. Es war für mich eine große Ehre, für Deutschland zu spielen. Und eine sehr, sehr große Ehre für Euch Fans zu spielen“, sagte der Weltmeister.

Die 30.121 Zuschauer dankten es ihrem Kapitän mit Standing Ovations. Der erste Gänsehautmoment eines ansonsten eher bedeutungslosen Auftritts der DFB-Elf gegen Finnland. Dem war sich wohl auch Bundestrainer Joachim Löw bewusst, der die Startelf auf gleich acht Positionen im Vergleich zum EM-Halbfinale gegen den Gastgeber Frankreich umgestellt hatte. Neben Schweinsteiger fanden sich nur Jonas Hector und Joshua Kimmich aus der EM-Elf zu Anpfiff auf dem Spielfeld wieder. In die Startformation rückten unter anderem Niklas Süle, der sein Debüt im DFB-Elf gab, sowie zahlreiche Nachwuchs-Hoffnungen, wie die Silbermedaillengewinner von Rio, Max Meyer und Julian Brandt.

Schweinsteiger-Abschied aus der Nationalelf
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Das Spiel stand aber ganz im Zeichen des Routiniers. Schweinsteiger war ein letztes Mal im DFB-Jersey Dreh- und Angelpunkt der Nationalmannschaft. Er verteilte gewohnt gelassen die Bälle, wurde von seinen jungen Kollegen immer wieder gesucht und von den Zuschauern bei jedem Ballkontakt lautstark gefeiert. Nach 16 Minuten durfte es Schweinsteiger aus knapp 20 Metern mit einem Freistoß probieren, scheiterte aber bereits an der Mauer. Im Anschluss vergab der frisch zu Arsenal London gewechselte Shkodran Mustafi nach einer Ecke nur knapp. Für den gefährlichsten Höhepunkt der ersten Halbzeit sorgte jedoch der Finne Paulus Ajaruuri, der den Ball aus wenigen Metern an den eigenen Pfosten schoss. Den schönsten Spielzug leitete indes Meyer ein, der Mario Götze mustergültig bediente. Der WM-Held tanzte zunächst Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky und anschließend sich und vier weitere Gegenspieler aus. Torlos ging es in die Kabine.

Nach dem Wechsel steigerte sich die DFB-Elf und wurde belohnt. Nach einer scharfen Hereingabe von Götze ließ Kevin Volland den Ball durch für Meyer (56.), der aus wenigen Metern fallend zur verdienten Führung der DFB-Elf traf. Nur wenige Augenblicke später rückte Schweinsteiger wieder in den Mittelpunkt. Ungehindert von den Ordnern gelangte ein Fan auf den Platz und überredete den 32-Jährigen zu einem Selfie. Der Kapitän genoss diesen Moment sichtlich, nur sieben Minuten später endete die Nationalmannschaftskarriere von Bastian Schweinsteiger. In der 67. Spielminute klopfte er sich auf die Brust, winkte artig ins Publikum, um sich dann mit einer herzlichen Umarmung auch von seinem Bundestrainer zu verabschieden. Minutenlang dankten die Zuschauer dem Weltmeister für seine Leistungen im DFB-Dress mit „Basti“-Sprechchören. Das Geheimnis um den neuen Spielführer blieb indes bestehen. Schweinsteiger nahm die Binde mit auf die Bank und verfolgte von dort feixend die restlichen Spielminuten.

Flachte die Stimmung im Stadion zunehmend ab, nahm der Spielwitz der deutschen Kicker zu. Götze bediente den zuvor eingewechselten Mesut Özil (77.), der mit ein wenig Glück Hradecky ein zweites Mal überwand. Mit einem bedeutungslosen 2:0 ist die deutsche Nationalmannschaft also in die neue Saison gestartet. Ein bedeutungsloser Start, aber ein äußert emotionaler Abschied, der mit einem weiteren Gänsehautmoment endete, als sich Schweinsteiger nach dem Spiel ein letztes Mal feiern und von Thomas Müller und Manuel Neuer in die Fankurve tragen ließ.

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