Derby beim 1. FC Köln Eklat nach dem Klassenerhalt von Bayer 04

LEVERKUSEN · Michael Schade, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, verkündet im Anschluss an das 2:2 gegen den 1. FC Köln das Ende der Zusammenarbeit mit Trainer Tayfun Korkut. Sportdirektor Rudi Völler war darüber nicht informiert.

Irgendetwas muss Michael Schade da falsch verstanden haben. Wenn es darum geht, ganz vorne zu landen, ist die Mannschaft gefragt – und nicht der Geschäftsführer. Ob Schade für die in dieser Bundesliga-Saison ihren Ansprüchen so weit hinterher hechelnden Fußballprofis von Bayer 04 Leverkusen einspringen oder persönliche Eitelkeiten bedienen wollte, ist nicht geklärt.

Jedenfalls sorgte der Clubboss nach dem hochverdienten 2:2 im Derby gegen den 1. FC Köln und dem damit erzitterten Klassenerhalt für einen Eklat. Während Sportdirektor Rudi Völler vor den TV-Kameras die üblichen Statements des Abwartens abgab, verkündete Schade als Erster das Aus von Trainer Tayfun Korkut.

„Fußball ist ein Erfolgsspiel und die Erfolge haben gefehlt. Es ist natürlich, dass es am Ende der Saison eine Beendigung der Zusammenarbeit geben wird.“ Schade sagte das eher beiläufig und abgesprochen war es schon mal gar nicht. „Das haben Sie jetzt gesagt“, reagierte der völlig geschaffte Völler auf die erste Frage zum Thema. Dann erfuhr er von Schades Vorpreschen, musste sich erst einmal sammeln, ehe er Korkut dankte und kopfschüttelnd zum nächsten Interview abzog.

Enttäuschung über Schades Vorgehensweise?

„Wir sind alle etwas emotional, der Michael sicher auch. Da drücken wir mal ein Auge zu“, versuchte Völler zu retten, was längst verloren war. Es nützte auch nichts, dass Schade es am Sonntag mit einer Entschuldigung versuchte: „Ich habe einen Fehler gemacht, den ich sehr bedaure. Denn der Zeitpunkt dieser Aussage war definitiv falsch. Das ist umso bedauerlicher, weil ich Tayfun Korkut sehr schätze und mag.“ Den so geschätzten Trainer hatten die Ereignisse nach dem Derby überrascht und verwirrt: „Ich habe die Info bekommen, aber ich hab's selber nicht gesehen“, reagierte er kryptisch. Bevor er den Raum der Pressekonferenz verließ, wirkte er so sehr angeschlagen, dass ihn FC-Coach Peter Stöger tröstend umarmte.

Ausgerechnet nach der besten Leistung unter Korkut und der Sicherung der Klasse musste der 43-Jährige diese Posse über sich ergehen lassen. „Fakt ist, ich habe für diese Saison unterschrieben. Fakt ist, dass ich nicht über meine Zukunft entscheide“, sagte er. Das klang nach großer Enttäuschung über Schades Vorgehensweise.

Klar überlegen, aber 0:2 hinten

Abgesehen von der Fehlleistung des Geschäftsführers war es für die Leverkusener ein guter Nachmittag gewesen. Die Fans hatten der Mannschaft in ihren roten Retter-Shirts mit einem Spalier eine unglaubliche Anfahrt zum Stadion beschert und den Schulterschluss gefunden. Angeführt von den überragenden Stefan Kießling und Julian Brandt war Bayer im Derby klar überlegen – lag aber 0:2 hinten. „Unglaublich, was die Mannschaft gezeigt hat. Köln hat zweimal aufs Tor geschossen und zweimal getroffen. Das waren extreme Nackenschläge, ein Schock“, berichtete Kießling.

Nachdem der Torjäger mehrfach an Timo Horn und einmal am Pfosten gescheitert war, leitete er die Wende ein, die Joker Pohjanpalo mit dem Ausgleich krönte. „Das war Leverkusen, wie wir es kennen“, fand Kießling. Seine Zukunft im Bayer-Trikot ließ er trotz eines bis 2018 laufenden Vertrages offen. „So etwas wie in den letzten eineinhalb Jahren tue ich mir nicht noch mal an“, stellte er klar. Vielleicht meinte Kießling damit seine lädierte Hüfte – ganz sicher aber, dass er unter Korkut-Vorgänger Roger Schmidt nicht mehr erste Wahl war. Und wahrscheinlich auch ein bisschen die mangelhafte Kommunikation in der Chefetage.

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