Relegationserfolg gegen 1860 Einfach Herrlich - "Schlafender Riese" Regensburg erwacht

München · In nur anderthalb Jahren hat Ex-Nationalspieler Heiko Herrlich Jahn Regensburg von der vierten in die zweite Liga geführt. Mannschaft und Trainer mussten erst zusammenfinden. Jetzt gilt es in der Oberpfalz, aus der Vergangenheit zu lernen.

 Die Spieler von Regensburg feiern den Austieg.

Die Spieler von Regensburg feiern den Austieg.

Foto: Andreas Gebert

Im ausgelassenen Regensburger Jubel durfte sich Heiko Herrlich als Vater des sagenhaften Jahn-Durchmarsches von der vierten in die zweite Liga feiern lassen.

"Heiko Herrlich, du bist der beste Mann", skandierten die freudetrunkenen Jahn-Anhänger lauthals in der Münchner Arena. Der Erfolgscoach reagierte im Rummel um ihn herum eher still und in sich gekehrt. "Es erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit, dass ich Teil sein darf von Jahn Regensburg", äußerte Herrlich: "Ich freue mich einfach für uns und unsere Gemeinschaft."

Ausgerechnet in München konnte der Ex-Nationalspieler am Dienstagabend mit dem 2:0 (2:0) im Relegations-Rückspiel gegen den abgestiegenen TSV 1860 seinen größten Erfolg als Trainer feiern. Und das fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem Champions-League-Triumph mit Borussia Dortmund im Olympiastadion gegen Juventus Turin. "Das ist ein sehr emotionaler Moment, hier in der Allianz Arena mit Jahn Regensburg aufzusteigen", sagte Herrlich mit Stolz in der Stimme.

Trainer und Team wurden in der Regensburger Innenstadt von ihren Fans gefeiert. Der Haidplatz war voller Menschen, die Farbe Rot war vorherrschend. Die Kicker um Kapitän Philipp Pentke kamen in Lederhosen und mit Bierkrügen auf die Bühne. "Wir freuen uns mega auf die 2. Liga, das wird einfach eine geile Saison", rief Stürmer Marco Grüttner der jubelnden Menge zu.

In anderthalb Jahren hat Heiko Herrlich in der Oberpfalz ein kleines Fußballwunder vollbracht. Unter der Anleitung des prinzipientreuen Trainers, der sich viel von seinem Lehrmeister Ottmar Hitzfeld abgeschaut hat, gelangen zwei Aufstiege am Stück.

Mannschaft und Trainer haben zu einer Symbiose gefunden. Der Jahn spielt unter dem Ex-Stürmer Angriffsfußball, gegen 1860 München gekrönt durch die Tore von Kolja Pusch und Marc Lais. Die Annäherung zwischen Chef und Profis war aber anfangs nicht leicht, wie Kapitän Philipp Pentke in der Stunde des großen Erfolges erkennen ließ.

"Wir haben im letzten Sommer von unserem Trainer gehört, wir sollten ihm vertrauen. Das war manchmal ein bisschen schwierig", sagte der Torwart. Demut dem Verein gegenüber und Teamgeist predigte Herrlich. "Er hat uns das jeden Tag eingeprügelt, und wir konnten es schon gar nicht mehr hören. Das Ergebnis spricht für sich", sagte Pentke.

"Ich habe schon vor zwei, drei Jahren gesagt, dass der Jahn ein schlafender Riese ist. Jetzt ist er aufgewacht, jetzt steht er da", sagte Jahn-Präsident Hans Rothammer. Die Vereinsführung muss nun mit Herrlich versuchen, die Mannschaft fit für die 2. Liga zu machen. Auch dort wolle man "eine gute Rolle spielen", erklärte Rothammer.

Der Jahn kennt sich aus. Vor fünf Jahren gelang gegen den Karlsruher SC schon einmal der Zweitliga-Aufstieg über die Relegation. Zwölf Monate später folgte die direkte Rückkehr in die 3. Liga. 2012 verlor der Verein den Vater des Aufstiegs, Trainer Markus Weinzierl, an den Bundesligisten FC Augsburg. Mit dem Trainerteam um Herrlich verlängerte der Club schon vor der Relegation für die Saison 2017/18.

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