"Wie Schlag in den Magen" Disziplinloser HSV wieder in Not - Druck wird größer

Hamburg · Wieder einmal schwächt sich der HSV im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga selbst. Die ständigen Disziplinlosigkeiten verärgern Trainer Gisdol. Mitschuld am 0:1 in Wolfsburg hat diesmal der Schwede Ekdal. Der Druck wird wieder größer.

 HSV-Spieler Albin Ekdal geht nach der Roten Karte vom Feld. Sein Vergehen brachte HSV-Trainer Gisdol besonders in Rage.

HSV-Spieler Albin Ekdal geht nach der Roten Karte vom Feld. Sein Vergehen brachte HSV-Trainer Gisdol besonders in Rage.

Foto:  Peter Steffen

Am Tag nach der 0:1-Pleite in Wolfsburg knöpfte sich Trainer Markus Gisdol seine Profis noch einmal vor. "Das geht so nicht. Das darf uns kein weiteres Mal passieren", zürnte der Coach des Hamburger SV und meinte den Platzverweis für Albin Ekdal.

Der Mannschaft des Bundesliga-Drittletzten hielt er vor dem Sonntagstraining einen weiteren Vortrag über Disziplin. Tags zuvor hatte sein stark abstiegsbedrohtes Team knapp eine Stunde mit zehn Mann auskommen müssen und dabei das Gegentor kassiert. Was Gisdol nervt: Die Hamburger haben in der Hinrunde der laufenden Saison bereits fünf Platzverweise (dreimal Rot, zweimal Gelb-Rot) hinnehmen müssen.

Ekdals Blackout beim VfL hatte Gisdol schon am Spieltag enorm geärgert: "Damit hat er der Mannschaft extrem geschadet." Eine Sonderbestrafung für den Schweden wird es aber nicht geben. "Es geht um die Einsicht. Wir wollen es nicht größer machen, als es ist", meinte Gisdol. Denn der Auftritt seiner Mannschaft in Wolfsburg mache Mut für die nächsten Spiele. "Die Gelb-Rote Karte über alles zu stellen - da bin ich kein Freund von." Ekdal habe sich sowohl beim Trainer als auch bei der Mannschaft unaufgefordert entschuldigt, berichtete Gisdol. Der Schwede gab sich kleinlaut: "Ich schäme mich, dass ich die Mannschaft im Stich gelassen habe."

Mit 13 Punkten bleibt der HSV nach 17 Spieltagen Drittletzter und steht zum Rückrundenauftakt beim direkten Konkurrenten FC Ingolstadt am kommenden Wochenende noch mehr unter Druck als ohnehin schon. "Es muss nächste Woche zu elft zu Ende gespielt werden. Das ist ganz klar", forderte Gisdol. Sein Matchplan in Wolfsburg war früh ad absurdum geführt worden. Trotz guter taktischer Leistung und viel Kampf verlor der HSV am Ende durch ein Tor von Mario Gomez (83. Minute) noch einen schon sicher geglaubten Punkt. "Das ist wie ein Schlag in den Magen", urteilte Mittelfeldspieler Lewis Holtby.

"Das ist etwas, was uns ständig zurückwirft", sagte Gisdol. Derart undiszipliniert wird das Unternehmen Klassenverbleib in der Rückrunde noch schwieriger. "Das müssen wir eindämmen", sagte auch der neue HSV-Sportchef Jens Todt, der zusammen mit dem ebenfalls neuen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen als Krisenmanager gefragt sein dürfte, wenn auch das enorm wichtige Spiel beim Tabellenvorletzten FC Ingolstadt verloren geht.

Dabei sah sich der HSV nach nur einer Niederlage aus den letzten sechs Spielen im alten Jahr schon fast auf dem rettenden Weg. Bruchhagen und Todt als neues Führungsduo sowie die Neuzugänge Mavraj und Kyriakos Papadopoulos, die gegen den VfL ein starkes Innenverteidiger-Duo bildeten, sorgen für Optimismus. "Der Grundauftritt war gut. Da ist Leben drin", urteilte Todt nicht unzutreffend. Trotzdem ist der Fehlstart da.

Die Niederlage dürfte den Druck auf den neuen Sportchef erhöhen, bis zum Ende der Transferfrist in knapp zehn Tagen erneut tätig zu werden. Gisdol erneuerte seinen Wunsch nach einem defensiven Mittelfeldspieler. "Da laufen die Bemühungen auf Hochtouren", sagte der 47-Jährige. Zudem ist unklar, wie lange Johan Djourou ausfällt. Der Schweizer Innenverteidiger hatte sich beim Aufwärmen am Knie verletzt.

Der Einsatz von Innenverteidiger Johan Djourou ist im Spiel beim ebenfalls abstiegsbedrohten FC Ingolstadt in Gefahr. Der Schweizer hat sich beim Warmmachen vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg eine Innenbandzerrung im rechten Knie zugezogen, teilte der Verein nach einer Untersuchung mit. Beim Vfl hatten die Zugänge Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos die Innenverteidigung gebildet. "Die beiden haben es klasse gemacht", sagte Trainer Markus Gisdol.

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