96 vor unruhigen Zeiten Die vielen Baustellen des Martin Kind

Hannover · Der Streit zwischen Hannover 96-Präsident Martin Kind und der Opposition belastet weiter den Club. Kind kämpft an mehreren Fronten darum, die 50+1-Regel zu kippen. Nur so könne 96 überleben, sagt Kind. So gehe 96 unter, sagen die Kritiker.

 Martin Kind ist der Präsident von Hannover 96.

Martin Kind ist der Präsident von Hannover 96.

Foto: Peter Steffen

Sportlich hat Hannover 96 zuletzt wieder die Kurve gekriegt. Mit einem Heimsieg gegen den FC Augsburg am Samstag kann Hannover endgültig den Anschluss ans Tabellen-Mittelfeld herstellen. Und dennoch bleibt es unruhig.

Denn Club-Boss Martin Kind will weiter um jeden Preis die 50+1-Regel kippen, ansonsten habe der Verein keine Zukunft, wie der 74-Jährige immer wieder betont. Erst am Montag machte Kind bei einer Podiumsdiskussion mit DFB-Präsident Reinhard Grindel noch einmal deutlich, dass er zur Not durch alle Instanzen gehen wird, um seinen Willen zu bekommen. "Ich klage hin bis zum EU-Recht, da bin ich kompromisslos", sagte Kind. Der starke Mann bei 96 kämpft derzeit an mehreren Fronten.

DFB-SCHIEDSGERICHT: Kind rechnet noch im November mit einer Entscheidung des Ständigen Schiedsgerichts der Lizenzligen über seinen Einspruch gegen die Entscheidung des DFL-Präsidiums von Mitte Juli. Damals war Kind eine Ausnahmeregelung von der 50+1-Regel versagt worden, weil nach Auffassung der DFL keine "erhebliche Förderung" durch Kind vorliegt. Die 50+1-Regel besagt, dass Vereine der Bundesliga und Zweiten Liga nur dann eine Lizenz erhalten, wenn der jeweilige Stammverein nach der Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft weiter die Mehrheit der Stimmanteile besitzt, also mindestens 50 Prozent plus einer Stimme.

LANDGERICHT FRANKFURT: Bekommt Kind auch vor dem Schiedsgericht des Verbandes kein Recht, will er umgehend vor ein ordentliches Gericht ziehen. Die Klage ist bereits vorbereitet, durch sie soll die 50+1-Regel kartell- und wettbewerbsrechtlich überprüft werden.

VEREINSOPPOSITION: Am Dienstagabend hatte die IG Pro Verein 1896 zu einer Informationsveranstaltung geladen. Rund 350 Interessierte waren gekommen, um sich die Pläne der Vereinsopposition anzuhören. Die Kind-Gegner machten deutlich, dass sie am Zwei-Säulen-Modell aus ausgegliederter Profiabteilung und e.V. festhalten wollen. Allerdings fordern sie mehr Mitspracherecht für den Verein. Der Streit schwelt bereits seit Jahren, auf der Mitgliederversammlung im Frühjahr wurden weder das Präsidium um Kind noch der Aufsichtsrat entlastet.

Unterstützung erhielt die Opposition nun von Ex-Coach Ewald Lienen. Zwar wollte sich Lienen in seinem Gastvortrag nicht auf eine Seite schlagen. Seine Haltung zu 50+1 ist aber klar: "Wenn wir 50+1 fallen lassen, geben wir den Fußball aus der Hand. Ohne 50+1 bleiben die Unterschiede dann auf einem viel höheren Niveau bestehen." Die Opposition will nun eine außerordentliche Mitgliederversammlung erzwingen, um zunächst den Aufsichtsrat neu zu besetzen. Die nötigen Unterschriften haben die Initiatoren fast zusammen.

SORGE UM DIE LIZENZ? Eine Satzungsänderung hat die DFL auf den Plan gerufen. 96 hatte im September Neuregelungen bei der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA vorgenommen und auch im Handelsregister eintragen lassen. Diese schränken nach Auffassung von Kritikern die Rechte der Hannover 96 Management GmbH, die zu hundert Prozent dem eingetragenen Verein gehört, stark ein. Kritiker sehen die Bundesliga-Lizenz in Gefahr, was Kind als "Blödsinn" bezeichnet. Dennoch prüft die DFL den Fall.

WEITERE SORGEN: Der Vertrag mit Sportdirektor Horst Heldt wurde zwar verlängert, zum Geschäftsführer wurde Heldt aber anders als geplant noch nicht befördert. Dass er in seiner Zeit in Hannover bereits zwei Mal wechseln wollte, hat Kind ihm nicht verziehen. Zudem streitet der 96-Präsident mit Mitgesellschafter Matthias Wilkening vor Gericht.

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