Testspiel in Berlin Deutsche Mannschaft verliert gegen England 2:3

Berlin · Die deutsche Mannschaft hat gegen England mit 2:3 verloren, dabei einen 2:0-Vorsprung verschenkt und erkennen lassen, dass zur EM im Sommer in Frankreich noch jede Menge Arbeit wartet.

1966, 1970, 1974, 1990, 1996, 2010 - ach, was waren das fürherrliche Spiele gegen die Engländer. Klassiker eben. Natürlichbekam auch die Partie der deutschen Nationalmannschaft amSamstagabend gegen die Männer von der Insel dieses Etikettverpasst.

Selbst der "Kaiser" erhob solche Duelle über die meistenanderen: "We call it a classiker", sprudelte es aus FranzBeckenbauer vor einem Test gegen die Briten einmal heraus. Willsagen: Etwas Außergewöhnliches kündigt sich an. Von eineraußergewöhnlichen Leistung war die Mannschaft von BundestrainerJoachim Löw im Test am Samstagabend gegen die Engländer allerdingsweit entfernt.

Sie verlor vor 71.400 Zuschauern mit 2:3 (1:0),verschenkte dabei einen 2:0-Vorsprung und ließ erkennen, dass zurEM im Sommer in Frankreich noch jede Menge Arbeit wartet. Ohnehinwar die sportliche Emotionalität vor dem jüngstenAufeinandertreffen der beiden Nationen im Olympiastadion etwas inden Hintergrund gerückt.

Das Spiel stand eher als Klassiker "light"auf der Tageskarte. Die Debatte um die Sicherheit in Berlin und dielatente Bedrohung durch mögliche Terrorakte hatten den sportlichenReiz gemindert. Im Stadion gab es eine Schweigeminute für die Opferder jüngsten Anschläge in Brüssel. Andächtige Stille herrschte aberauch danach. Auf dem Platz.

Beide Teams spielten nicht so, dass dieZuschauer sich vor Begeisterung heiser brüllen mussten. Nacheinigen Unkonzentriertheiten fand die deutsche Elf dann aber besserins Spiel. Der Schuss des wuchtigen Sami Khedira wurde aber nochgeblockt (4.). Dann war wieder Ruhe.

Mario Gomez, in der LöwschenGunst zuletzt deutlich gestiegen, mühte sich. Der Angreifer vonBesikats Istanbul war als einzige Spitze aber lange Zeit gutaufgehoben bei den englischen Abwehrkanten um Kapitän Gary Cahill.Mesut Özil, Marco Reus und Thomas Müller, die die englischeDefensive unter Druck setzen sollten, kamen nicht in Schwung. DieEngländer standen kompakt, suchten aber auch nach vorne ihreChance.

Hilfreich waren dabei einige Ballverluste der deutschenSpieler. Am Ende fehlte aber die Präzision, sich wirklich guteChancen zu erspielen. Im deutschen Spiel klappte nicht viel. Undwenn alles nicht richtig funktioniert, funktioniert immerhin ToniKroos. Über seine ungewohnten Freiheiten konnte er sich nurwundern. Also lief er er durchs Mittelfeld und schoss - scharf mitlinks ins untere Eck (43.). Die Führung kam überraschend.

Vielleicht war der englische Torwart Jack Butland aber auch nichtauf der Höhe. Er hatte kurz vor dem Treffer eine Schulterverletzungsignalisiert, wurde anschließend vom Platz getragen. Einaufmunternder Klapps von Löw für Butland, dann war Pause. Dermalade Kader mit etlichen Verletzten wie Kapitän BastianSchweinsteiger, Mittelfeldkollege Ilkay Gündogan oder AbwehrspielerJerome Boateng hatte Löw zu einigen Umstellungen gezwungen.

Erwollte die Partie zur Erkenntnisgewinnung für die EM nutzen. SeineSpieler, so hatte Löw es gefordert, sollten sie ebenfalls nutzen:als Bewerbung für für einen Platz im EM-Kader. Der LeverkusenerJonathan Tah konnte dies zunächst nicht. Er musste noch auf seinDebüt im Nationalteam warten.

Neben Mats Hummels bot BundestrainerJoachim Löw Antonio Rüdiger als Innenverteidiger auf. Dafür standmit Emre Can zumindest ein früherer Bayer-Profi in der Startelf.Sein Pendant auf der linken Verteidigerseite hieß Jonas Hector, derseine Sache im Gegensatz zum schwachen Can ordentlich machte.

Dannkam die zweite Hälfte und mit ihr Tah als 78. Debütant unter Löw.Der Bayer-Profi sah zunächst einen Fehler Cans, der den Ball imeigenen Strafraum vertendelte. Jordan Henderson nutzte die Chanceaber nicht (55.). Das machte im anderen Strafraum Gomez besser.Sami Khedira flankte - und der Torjäger tat, was ein Torjäger zutun hat. Er traf per Kopf (57.). Die Partie nahm Fahrt auf. Auch inRichtung deutsches Tor. Ein kurzes Nickerchen in der Abwewehr undes stand plötzlich 1:2 (61.). Stürmer Harry Kanes humorloser Schusswar selbst für Manuel Neuer nicht zu erreichen.

Die Gäste wurdenmutiger. Und wurden belohnt. Jamie Vardy ließ dabei künstlerischesTalent erkennen. Er lenkte den Ball ins deutsche Tor - mit derHacke (74.). Ein starker Einstand, der Torjäger aus Leicester warerst drei Minuten zuvor eingewechselt. Doch Schluss war noch nicht.Die Engländer erkannten die Schwächen in der deutschen Abwehr. EricDiers Kopfball in der Nachspielzeit drehte die Partie endgültig.Neuer war bedient, die Engländer feierten. Und die deutschen Fanspfiffen.

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