Kommentar zu Bayer Leverkusen Der nächste Schritt

Meinung · Bayer Leverkusen vermittelt immer den Eindruck, dass es mehr erreichen müsste. Trainer Roger Schmidt verlangt von seinen Spielern viel - gerade von den Jungen wohl zu viel.

 Leverkusen Trainer Roger Schmidt braucht Zeit für die Entwicklung seiner Mannschaft.

Leverkusen Trainer Roger Schmidt braucht Zeit für die Entwicklung seiner Mannschaft.

Foto: dpa

Zweimal für die Champions League qualifiziert, im dritten Jahr das Achtelfinale der Königsklasse erreicht – Roger Schmidts (Zwischen-)Bilanz als Trainer von Bayer Leverkusen ist gut, auch wenn die Werkself aktuell in der Bundesliga hinterherhinkt. Schmidt hat die Leverkusener dorthin geführt, wo sie sich selbst verorten: deutlich über dem Mittelmaß, aber auch mit Respektabstand zur Spitze. Und dennoch vermittelt diese Mannschaft immer den Eindruck, dass da eigentlich noch mehr gehen müsste.

Schmidt will alles: hohes Pressing, rasantes Umschalten, flüssiges Kombinieren und das mit jungen Spielern, die heute schon erfüllen sollen, was sie eigentlich erst für morgen versprechen. Das ist ziemlich viel auf einmal und erneut der Versuch, die eierlegende Wollmilchsau zu züchten. Eine Mannschaft zu bilden, die alles kann, dabei aber frisch und jugendlich daherkommt. Es ist die Suche nach dem perfekten Fußball.

Diesem Ideal kam bislang nur der FC Barcelona unter Pep Guardiola einigermaßen nah. Aber Barcelona hat mehr Geld, mehr Qualität, mehr von allem. Außerdem bauten die Katalanen nie derart verbissen auf die Jugend und ließen es bei ihrem Ballbesitzfußball auch deutlich gemächlicher angehen. Ohnehin wäre ein Vergleich absurd.

Der Leverkusener Weg unter Schmidt hat bislang vielen Talenten den nächsten oder sogar übernächsten Schritt ermöglicht. Spieler wie Jonathan Tah, Benjamin Henrichs, Kai Havertz oder Julian Brandt machen Spaß und sind bei diesem Verein und diesem Trainer wohl genau an der richtigen Adresse. Auf der anderen Seite können sie noch nicht so konstant sein wie ältere Profis.

Auch das ist ein Grund, weshalb Bayer zuletzt immer eine Aufholjagd in der Bundesliga brauchte, um sich noch in die Champions League zu retten. Insgesamt ist da keine Entwicklung zu erkennen, nur ein ständiges Vor und Zurück. Die Leverkusener Springprozession.

Vielleicht fehlt nur eines, damit auch der Verein und nicht nur seine Talente den nächsten Schritt tun: ein Hauch von Pragmatismus.

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