Abstiegskampf Das große Vakuum: VfL Wolfsburg völlig führungslos

Wolfsburg · Die Krise beim VfL Wolfsburg ist hausgemacht. In der Führung herrscht ein riesiges Vakuum. So ist Trainer Bruno Labbadia im Abstiegskampf komplett auf sich allein gestellt.

 Auch für Wolfsburgs Ohis Felix Uduokhai war es eine deprimierende Saison.

Auch für Wolfsburgs Ohis Felix Uduokhai war es eine deprimierende Saison.

Foto: Jan Woitas

Bruno Labbadia stellt sich. Immer und losgelöst von den Ergebnissen steht der Wolfsburger Trainer seit seinem Amtsantritt im Februar Rede und Antwort.

Dabei würde es der VfL-Coach begrüßen, im intensiven Abstiegskampf auch mal eine kurze Auszeit zu haben und nicht auch noch die komplette Medienarbeit des niedersächsischen Fußball-Bundesligisten zu übernehmen. Das Problem: Es gibt beim VW-Club aktuell absolut niemanden, der Labbadia zur Seite springen könnte. Der deutsche Meister von 2009 schlingert völlig führungslos im Tabellenkeller herum und droht am Samstag endgültig in die 2. Liga abzustürzen.

Seit dem Aus von Klaus Allofs im Dezember 2016 ist der Posten des Sport-Geschäftsführers beim VfL vakant. Als Sportdirektor versuchte sich seitdem bis vor einer Woche Olaf Rebbe. Doch Rebbe hatte weder das sportliche Geschick noch das Standing, um als starker Mann die entstandene Lücke zu füllen. Nach einem quälend langen Prozess wurde er entlassen - einen Tag vor dem richtungsweisenden Spiel gegen den Hamburger SV.

Kurz nach Allofs schied im Sommer 2017 auch Thomas Röttgermann als Geschäftsführer aus, seitdem besteht das Gremium nur noch aus Wolfgang Hotze und Tim Schumacher. Hotze ist 66 und wollte sich eigentlich längst in den Ruhestand verabschiedet haben. Ein treuer VW-Mann, seit Jahrzehnten für die VfL-Fußballer tätig. Aber wie der auf Recht und Unternehmensentwicklung spezialisierte Schumacher kein absoluter Fußball-Experte und niemand für medienwirksame Auftritte.

Vor dem Spiel gegen Köln gab Hotze zumindest der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" ein Interview und sprach darin Labbadia das Vertrauen aus. Am Wochenende nach dem ernüchternden 1:4 in Leipzig hatte sich die Wolfsburger Führung erst gar nicht und dann sogar nur schriftlich geäußert. Die Position von Labbadia stärkte dieses Herumeiern nicht.

Der neue Aufsichtsratsboss Frank Witter ist zwar bereits seit einigen Wochen in Planungen und Gespräche eingebunden, die Volkswagen-Krise spannt das dortige Vorstandsmitglied aber stark ein. In den tagelang praktisch über die Öffentlichkeit geführten Verhandlungen mit Horst Heldt ließ sich Witter zudem von Hannovers Präsident Martin Kind vorführen - ein neuer Sport-Geschäftsführer ist daher immer noch nicht in Sicht.

So bleibt nur Labbadia, der sich nach Kräften müht, dem Chaos beim VfL Herr zu werden. Er gehe "ausgeruht und mit großer Lust" an die Aufgabe heran, hatte Labbadia bei seiner Präsentation im Februar gesagt. Gut erholt wirkte der 52-Jährige nach rund eineinhalb Jahren Pause. Doch noch keine drei Monate später ist der Ex-Profi deutlich gezeichnet von seiner Arbeit.

In Stuttgart und Hamburg wurde Labbadia als Retter gefeiert, in Wolfsburg von den Fans dagegen vom ersten Spieltag an verhöhnt. Was Labbadia auch versucht, bislang schlagen seine Retter-Maßnahmen bei der wild zusammengewürfelten Mannschaft nicht an. Doch Unterstützung gibt es nicht. Ein starker Sportchef, der sich die Spieler mal mit einer Brandrede zur Brust nimmt, ist eben nicht da. Auf Führungsebene ist der VfL Wolfsburg schon seit Jahren zweitklassig. Sportlich könnte ihn das Schicksal am Samstag ereilen.

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