Der BVB auf Platz 18 Das Unerklärliche erklären

DORTMUND · Dortmund auf Platz 18, Dortmund am Tiefpunkt: Woran der BVB in der bisherigen Spielzeit scheitert

Die Mienen waren fassungslos, als die Spieler von Borussia Dortmund am Sonntagabend vor den Block der mitgereisten Fans traten. 0:2 in Frankfurt verloren, Tabellenplatz 18 und erstmals vernehmlicher Unmut von den eigenen Anhängern - die BVB-Krise hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Am Montag veröffentlichte der "Dortmunder Junge" Kevin Großkreutz sein Leiden auf Instagram: "Wir als Team haben versagt, und als Team müssen wir da wieder rauskommen! Und glaubt mir, ich möchte nichts schönreden. Es geht jetzt um den Verein Borussia Dortmund und dafür muss man alles geben!"

Doch woran hapert es bei Jürgen Klopp und seiner Mannschaft? Ein Erklärungsversuch.

Abgänge: 20 Tore, elf Vorlagen und der Schlüsselspieler der Dortmunder Offensive: Robert Lewandowskis Abgang tut dem BVB weh, der Pole fehlt mit seiner Laufbereitschaft, seiner Zweikampfstärke, seinem Torinstinkt, seiner Fähigkeit, auch schwierigste Bälle kontrollieren und verarbeiten zu können. Nachdem im Jahr zuvor schon der Wechsel von Mario Götze nicht kompensiert werden konnte, fehlt Dortmund mit Lewandowski ein zweiter Ausnahmespieler.

Neuverpflichtungen: Adrian Ramos und Ciro Immobile sollten als Duo den genannten Lewandowski ersetzen - und scheitern bislang auf ganzer Linie (jeweils zwei Saisontore). Stürmer brauchen unter Klopp stets länger, das war bei Lucas Barrios so, das war auch bei Lewandowski so. Doch keiner dieser beiden Vorgänger wirkte dabei so sehr wie ein Fremdkörper im BVB-Spiel, wie es der 20-Millionen-Mann Immobile bislang tut.

Überhaupt ist auffällig: Keine der Sommerverpflichtungen konnte einschlagen. Shinji Kagawa scheint seine Torgefahr mit dem Wechsel nach Manchester vor zwei Jahren verloren zu haben, Matthias Ginter kann mit seinen 20 Jahren die Defensive nicht stärken, und Dong-Won Ji, letzte Saison noch für Augsburg Torschütze gegen den BVB, spielt lediglich für die U23 in der Regionalliga.

Weltmeisterschaft: Neun Spieler standen im Sommer in Brasilien in den Kadern ihrer Auswahlteams und verpassten weite Teile der Vorbereitung. Das merkt man den Neuzugängen Ramos und Immobile genauso an, wie Mats Hummels zu Saisonbeginn trotz WM-Urlaubs überspielt und müde wirkte.

Verletzungen: Der zweite Faktor, weshalb Jürgen Klopp seine Spielphilosophie nicht auf den Platz bekommt und die Mannschaft phasenweise planlos wirkt. Klopp musste ob des stetig rotierenden Verletzungskarussells bislang in jedem Bundesligaspiel eine andere Startelf aufbieten. Wichtige, erfahrene Spieler wie Jakub Blaszczykowski und Nuri Sahin standen noch keine einzige Sekunde auf dem Feld. Ilkay Gündogan kam ohne Vorbereitung und nach über einem Jahr Verletzungspause mitten in der Saison zurück. Marcel Schmelzer und Mats Hummels plagen sich immer wieder mit Verletzungen. Und dann ist da natürlich noch der erneute Ausfall des spielstärksten Dortmunders Marco Reus.

Glück & Patzer: Acht Mal traf der BVB bereits Aluminium - nur Bayer Leverkusen hatte mehr Pech. Zuletzt traf Kevin Großkreutz in Frankfurt nur den Pfosten - es wäre das 1:1 gewesen.

Doch die Schwarzgelben brachten sich auch mehrfach selbst um den Lohn. Gegen Hannover (0:1) und in Köln (1:2) sah Roman Weidenfeller beim entscheidenden Gegentor jeweils unglücklich aus. In Frankfurt nutzte die Eintracht für beide Tore schwere Missverständnisse in der BVB-Defensive.

Trainer: Jürgen Klopp, der Unantastbare, der doppelte Meistertrainer, muss sich vermehrt Fragen gefallen lassen: Wieso verletzen sich beim BVB stets so viele Spieler? Wieso wechselt Klopp so spät? Wieso wirkt die Mannschaft so ideenlos? Wieso bleiben die neuen Stürmer ineffizient? Und: Kann Klopp es schaffen, die frustrierte, ratlose und immer mehr kopflose Mannschaft wieder aufzurichten?

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