Paderborn gewarnt Chemie Leipzig hofft auf nächsten Pokal-Coup

Leipzig · Kai Druschky schreibt mit seinem Siegtor gegen Regensburg Vereinsgeschichte. Erstmals ist die BSG Chemie Leipzig im DFB-Pokal. Und der Fünftligist schaltet einen Zweitligisten aus. In Runde zwei soll sich diese Sensation wiederholen.

 Die Spieler von Chemie Leipzig wollen gegen den SC Paderborn den nächsten Pokal-Coup schaffen.

Die Spieler von Chemie Leipzig wollen gegen den SC Paderborn den nächsten Pokal-Coup schaffen.

Foto:  Jan Woitas

Diese Belohnung klingt verlockend. Sollte Kai Druschky erneut zum Pokalhelden für den Fußball-Oberligisten BSG Chemie Leipzig avancieren, offerierte ihm sein Chef ein spezielles Angebot.

"Wenn sich das wiederholt, darf Kai den Rest der Woche ausschlafen", sagte Christian Rocca, Geschäftsführer einer Leipziger Immobilien-Firma, mit Blick auf das Zweitrunden-Duell im DFB-Pokal mit Zweitligist SC Paderborn am Dienstag.

Dem Kunstschuss seines Azubis hat es der einzig noch im Wettbewerb verbliebene Fünftligist zu verdanken, dass die historische Premiere im DFB-Pokal weitergeht. Der 25-Jährige markierte den sensationellen 2:1-Siegtreffer in der ersten Runde gegen Jahn Regensburg.

Anschließend überließ es Rocca, früher Präsident des Vorgänger-Clubs Sachsen Leipzig, Druschky, wann dieser am Tag nach dem Spiel ins Büro kommt. Pflichtbewusst erschien Druschky am Montag kurz nach acht Uhr. Und auch bei einem erneuten Sieg und einem Tor würde der gebürtige Berliner nicht blau machen. "Ich würde mich auf jeden Fall am Morgen arbeitsbereit melden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Noch ist aber offen, ob Druschky dabei sein kann. Beim 0:0 am Samstag in der Liga gegen Hohenstein-Ernstthal humpelte er nach einem Schlag in die Kniekehle vom Platz. Laut Trainer Dietmar Demuth soll die Blessur nicht so schlimm sein. Zudem war Demuth, dessen Team zuvor zehn Ligasiege in Serie feierte, mit der Leistung und Einstellung seiner Männer bei der Pokal-Generalprobe nicht zufrieden. "Da war kein Druck, kein Spielwitz, da war überhaupt nichts dabei."

Euphorie war auch bei der Auslosung nicht ausgebrochen. "Ich hatte mir einen größeren Namen erhofft. Als Amateur ist man wahrscheinlich nur einmal in seinem Leben in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Aber vielleicht gelingt uns ja wieder eine Sensation wie gegen Regensburg", sagte Kapitän Stefan Karau. Auch finanziell wird sich der Ertrag für die Leutzscher in Grenzen halten. Denn die Sachsen mussten eine mobile Flutlicht-Anlage aus dem englischen Bolton kommen lassen, um das Abendspiel zu gewährleisten.

Sportlich steht ohnehin etwas anderes im Fokus als das Schmankerl DFB-Pokal: der Wiederaufstieg in die Regionalliga. In den vergangenen Jahren erlebte Chemie eine sportliche Achterbahnfahrt: Nach dem Durchmarsch von der Landesliga in die vierthöchste Spielklasse ging es nach der Vorsaison zurück in die Oberliga. "Wir wollen den Abstieg vergessen machen. Das ist unser primäres Ziel", sagte Demuth.

Geschichtlich ist der Name BSG Chemie eng mit dem des Erzrivalen Lok Leipzig verbunden. Beide Clubs verbindet eine Jahrzehnte lange, tief verwurzelte Rivalität, noch bedingt aus der DDR-Zeit - mit einem großen Gewaltpotenzial der verfeindeten Fans.

Nach der Wende entwickelten sich die Fanlager politisch auseinander: Lok hatte über Jahre zahlreiche Anhänger aus der rechten Szene und muss mit diesem Erbe immer noch kämpfen. In Leutzsch ist die Szene dagegen eher links. Nach Misswirtschaft und verschiedenen Neugründungen starteten die Vereine vor mehr als zehn Jahren in den untersten Ligen von vorn. Seitdem sind die Vereinsführungen professionalisiert, es geht langsam bergauf. Beide Clubs verfolgen eine Politik der kleinen Schritte, setzen auf wirtschaftlich solides Handeln und nachhaltiges Wachstum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort