Nicht nur Bullenkopf-Wurf Dresden muss für Fan-Fehlverhalten büßen

Frankfurt/M · Dynamo Dresden hat immer wieder Probleme, seine Fans in den Griff zu bekommen. Dafür muss der sächsische Traditionsclub nun erneut vor einem DFB-Gericht büßen. Voraussichtlich im Heimspiel gegen Union Berlin müssen 9000 Zuschauer draußen bleiben.

 Der Dresdner Block beim DFB-Pokalspiel SG Dynamo Dresden gegen RB Leipzig am 20. August 2016.

Der Dresdner Block beim DFB-Pokalspiel SG Dynamo Dresden gegen RB Leipzig am 20. August 2016.

Foto: Thomas Eisenhuth

Wie ein blutiger Bullenkopf zu einem ohnehin brisanten Pokalspiel ins Dresdner Stadion gekommen ist, weiß die Polizei bis heute nicht. Den Fußball-Zweitligisten kommt dieses makabre Schauspiel seiner Fans - das gegen den Erzrivalen RB Leipzig gerichtet war - teuer zu stehen.

Weil Dynamo-Anhänger zudem zahlreiche beleidigende Plakate aufgehängt hatten und der Club durch Ausschreitungen vorbelastet ist, haben sich die Dresdner vergebens gegen eine harte Strafe des DFB-Sportgericht gewehrt. Der Aufsteiger muss ein Spiel unter Teilausschluss der Öffentlichkeit bestreiten und eine Geldstrafe in Höhe von 40 000 Euro bezahlen.

Dieses Urteil fällte das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes in seiner Berufungsverhandlung in Frankfurt. "Dies ist kein Bullenkopf-Verfahren", betonte der Vorsitzende Richter Achim Späth jedoch und verwies auf fast 20 Vorfälle, mit denen Dresden vorbelastet in die fünfeinhalbstündige Verhandlung ging. Dresdens Geschäftsführer Michael Born ließ offen, ob man noch das Ständige Schiedsgericht des DFB anruft. Von den Maßnahmen betroffen ist höchstwahrscheinlich das Heimspiel am 5. Februar gegen Union Berlin, dann muss der K-Block mit über 9000 Zuschauern geschlossen werden.

Damit bestätigte das Gremium weitgehend den Beschluss des Verbands-Sportgerichts vom 7. November. Sowohl der Zweitligist als auch der DFB-Kontrollausschuss hatten sich dagegen gewehrt. Im DFB-Pokalspiel gegen Bundesliga-Aufsteiger Leipzig am 20. August hatten Dynamo-Anhänger einen abgetrennten Bullenkopf in den Innenraum geworfen und die Gäste-Mannschaft auf zahlreichen Plakaten verunglimpft. Dabei werden die vom Verein eigentlich überprüft, an diesem Tag waren es anscheinend zu viele. Die Gastgeber gewannen die Partie im Elfmeterschießen.

"Das Urteil ist für uns natürlich sehr enttäuschend", sagte Born. Für Dresden, so erinnerte Richter Späth gleich zu Beginn der Verhandlung, sprächen die "erhebliche Anstrengungen", das Spiel friedlich zu halten. Gegen den Verein allerdings "zahlreiche Vorbelastungen". Der Traditionsclub war wegen Ausschreitungen 2013/2014 komplett vom DFB-Pokal ausgeschlossen und danach erneut auffällig geworden.

Der Kontrollausschussvorsitzende Anton Nachreiner nahm die Dynamo-Verantwortlichen in die Pflicht: "Hier hat die Organisation des Ordnungsdienstes versagt." Obwohl das Stadion vor der Partie durchsucht und auch eine Nachtwache aufgestellt wurde, wissen weder die Clubverantwortlichen noch die Polizei, wie Fans den Bullenkopf in die Arena geschmuggelt hatten. Möglicherweise wurde er vorher in einem der gekühlten Cateringräume deponiert.

Wegen zahlreicher Vorfälle in der abgelaufenen Spielzeit hatte das DFB-Sportgericht die Dresdner zunächst am 15. Juli zu einer Geldstrafe in Höhe von 20 000 Euro und einem Zuschauerausschluss für ein Heimspiel auf Bewährung verurteilt. Die Bewährung hob dann das Gremium nach dem Pokalspiel gegen die von Red Bull gesponserten Leipziger auf. Teilsperrung des Stadions für ein Spiel und 60 000 Euro Geldstrafe - so lautete das Urteil.

Die Dresdner distanzierten sich schon damals von den "grenzüberschreitenden Geschmacklosigkeiten" (Born) und verwiesen darauf, dass das Spiel "absolut gewaltfrei" verlaufen sei. An dem Bullenkopf-Wurf beteiligt waren nach Polizei-Erkenntnissen sechs Personen, sie müssen sich wegen einer Ordnungswidrigkeit verantworten. Der Hauptverdächtige habe sich bisher nicht zum Vorwurf geäußert. Er arbeitet in einem Schlachthof.

Dynamo erhob Vorwürfe gegen den DFB. Geschäftsführer Michael Born fühlte sich von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius "irgendwie erpresst". Dies sagte Born bei der Berufungsverhandlung. Curtius trat dort als Zeuge auf und hat dies nicht so in Erinnerung: "Eine Erpressung, das geht mir eindeutig zu weit."

Im Vorfeld des brisanten Spiels vom 20. August hatte der DFB einen Antrag der Dresdener abgelehnt, mit Trikots mit der Aufschrift "Feldi statt Brause" aufzulaufen, da dies eine Provokation sei. Dynamo wird von der Traditionsbrauerei Feldschlößchen ("Feldi") gesponsert, Leipzig vom Brausehersteller Red Bull.

Als Dynamo und der Sponsor erwägten, diesen Vorgang öffentlich zu machen, habe Curtius Born nach dessen Angaben gedroht: "Es sei damit zu rechnen, das alles, was rund um dieses Spiel passiert, uns negativ angelastet wird." Für Dynamos Anwalt Christian Quierling stellte sich die Frage, ob ein faires Verfahren vor dem DFB-Bundesgericht gegeben war oder ob "Verfolgungs- und Rechtsorgane beeinflusst werden". Dies war aber nur ein Nebenschauplatz der Verhandlung.

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