Schlechte Stimmung nach Remis Bayern-Kater schon vorm Wiesn-Ausflug

München · Eine positive Einstimmung auf den Champions-League-Kracher in Paris verbockt der FC Bayern. Gegen Wolfsburg verschenkt der Serienmeister zwei Punkte. Ein grober Torwartfehler leitet den Münchner Ärger ein.

 Enttäuscht: Auch das Vereins-Maskottchen kann Thomas Müller nach dem 2:2 gegen Wolfsburg nicht aufheitern.

Enttäuscht: Auch das Vereins-Maskottchen kann Thomas Müller nach dem 2:2 gegen Wolfsburg nicht aufheitern.

Foto: Peter Kneffel

Einen heftigen Kater hatten die Bayern schon vor dem traditionellen Oktoberfestbesuch.

Das schöne Vorhaben, am Samstag zur Mittagszeit im Wiesn-Festzelt genüsslich mit einer Maß Bier auf eine optimale Englische Woche in der Fußball-Bundesliga und eine positiv stimmende Generalprobe für den Champions-League-Kracher gegen Paris St. Germain anstoßen zu können, war mit dem ernüchternden 2:2 (2:0) gegen feiernde Wolfsburger völlig unnötig geplatzt. "Das wird ein ganz schöner Scheißtag", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, als er schlecht gelaunt die Münchner Arena verließ.

Der Serienmeister der vergangenen fünf Spielzeiten bleibt in der noch jungen Saison ein Rätsel. Die Leistungen schwanken hin und her, total untypisch für den Luxuskader und unangemessen für ein Topteam. "Wir haben den Sieg weggeschmissen", schimpfte Kapitän Thomas Müller.

Vor dreieinhalb Jahren hatten die Bayern beim 3:3 gegen Hoffenheim zuletzt eine Zwei-Tore-Führung verspielt - und das so kurz vor dem Kräftemessen mit der neureichen PSG-Truppe um Millionenstar Neymar. "Vor drei Tagen hieß es auf Schalke, es rollt", sinnierte Müller nachdenklich. Der Angreifer sprach von einem "kleinen Rückschritt".

Ohne zu glänzen führte das von Trainer Carlo Ancelotti mal wieder kräftig durchrotierte Bayern-Ensemble zur Pause 2:0. Robert Lewandowski verwandelte seinen schon dritten Elfmeter der Saison, Arjen Robben erhöhte mit einem abgefälschten Schuss. Dann wurde Wolfsburg plötzlich angetrieben vom neuen Trainer Martin Schmidt mutig - und erstaunlich träge Münchner verteilten fleißig Präsente.

"Robben kann das 3:0 machen, und danach kommt der Freistoß. Das waren zwei Geschenke", erwähnte Schmidt. Es waren zwei Schlüsselszenen, vor allem der krasse Torwartfehler von Sven Ulreich beim Anschlusstor der Gäste durch Freistoßschütze Maximilian Arnold geriet zum Knackpunkt.

Ausflüchte suchte der Vertreter des verletzten Manuel Neuer erst gar nicht. "Ich habe die falsche Entscheidung getroffen. Ich wollte den Ball zuerst über die Latte lenken, weil er etwas flatterte und hoch und runter ging. Er sah aus, als würde er höher kommen. Deswegen hatte ich die zweite Hand nicht dabei. Klarer Torwartfehler", sagte Ulreich. Trotzdem mochte keiner den Schlussmann, der am Mittwoch in Paris wieder gebraucht wird, anklagen. "Ulle ist nicht schuld, sondern wir alle", erklärte Salihamidzic.

"Auf Schalke hat uns Ulle ein paarmal den Hintern gerettet", erinnerte Mats Hummels an Ulreichs starke Leistung beim 3:0. "Wir spielen noch nicht den Fußball, den wir uns vorstellen", hob Hummels vielmehr hervor: "Wir sind irgendwo zurecht bestraft worden!"

Der eingewechselte Daniel Didavi tat das mit seinem Kopfballtor zum 2:2. "Der Punkt ist für uns fast wie ein Sieg", meinte Torschütze Arnold euphorisiert. Bayern-Schreck Schmidt hat anscheinend schnell etwas bewirkt bei den VfL-Profis. "Er bringt Begeisterung in die Kabine. Man sieht in der kurzen Zeit schon ein anderes Gesicht in der Mannschaft", sagte Torschütze Didavi. Schmidt selbst schrieb sogar seinem Vorgänger Andries Jonker einen Anteil am "schönen Punkt" zu. "Man sieht, dass die Basis da ist", sagte Schmidt. Er selbst habe in der kurzen Zeit ja nur "an ein, zwei Schrauben drehen können".

Das muss auch Bayern-Kollege Ancelotti wieder tun. Seine permanente Rotation soll alle Stars bei Laune halten. Sie befördert aber keinen Lauf, sondern ein ständiges Auf und Ab. "Unsere Team-Performance war nicht gut", klagte der Italiener. Ein Bierverbot für den Wiesn-Ausflug, den der Bayern-Tross am Samstagnachmittag in Begleitung der Familien und natürlich in Tracht absolvierte, sprach er dennoch nicht aus. "Die Spieler können trinken, was sie wollen. Ich bin nicht ihr Papa oder Bruder. Ich bin nur der Trainer."

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