Bayer Leverkusen Auf dem Weg an die Spitze

Leverkusen · Bayer Leverkusen hat sich für die kommende Saison klug verstärkt. In der Bundesliga gibt es sogar Stimmen, die Bayer den Titel zutrauen.

 Stellte schon unter Beweis, dass er Bayers Offensive verstärken kann: Kevin Volland (links).

Stellte schon unter Beweis, dass er Bayers Offensive verstärken kann: Kevin Volland (links).

Foto: dpa

Sommerurlaub? Kennen Jonas Boldt und Rudi Völler bei Bayer 04 Leverkusen nicht. Wenn der Trainingsbetrieb ruht und sich die Spieler an den Stränden dieser Welt erholen, dann gibt es viel Arbeit für Manager Boldt, Sportdirektor Völler und ihr Team. Und wenn der Spieler-Kader mit dem Trainerstab um Roger Schmidt wieder den Trainingsbetrieb aufnimmt, um sich auf die neue Saison vorzubereiten, kann der Job der Bayer-Personalchefs bis an die Belastungsgrenze gehen. Die Kaderplanung und der Transfermarkt mit dem ständigen Scouting, den Neuverpflichtungen sowie der Abwehr vieler Abwerbungsversuche anderer Clubs befindet sich aktuell in ihrer Hochzeit.

"Gut aufgestellt", sieht Völler seinen Club. Das ist pures Understatement. Der 56-Jährige und Boldt haben einen Spitzenjob abgeliefert. Und zwar so gut, dass es in der Bundesliga plötzlich Stimmen gibt, die Bayer sogar den Meistertitel zutrauen. Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC Berlin, sprach tatsächlich davon, dass Leverkusen den großen Bayern die Meisterschaft 2017 abspenstig machen könnte. "Ich meine das ernst", bekräftigte der Ungar seine aber sicherlich exklusive Meinung.

Auch Schmidt kündigte schon voller Selbstbewusstsein an, dass die beste Saison unter seiner Regie möglich wäre. Und viel Platz nach oben gibt es ja nicht mehr nach Platz drei in der Vorsaison. Fünf Wochen vor dem Ligastart in Gladbach findet nicht nur "Spiegel online", dass am Rhein bald wieder der Begriff "Vizekusen" en vogue werden sollte. Begründung für die prognostizierte sechste Vizemeisterschaft: Einerseits könne Dortmund nach den Abgängen von Hummels, Gündogan und Mchitarjan und wegen der Komplettumbaus mit acht Neuzugängen nicht auf dem Niveau der Vorsaison auftrumpfen. Andererseits sei die Werkself gut verstärkt worden.

Und das soll es noch nicht gewesen sein. Das Tauziehen um den Österreicher Aleksandar Dragovic ging Mitte der Woche weiter. Die Meldungen, dass sich Bayer mit Dynamo Kiew über einen Wechsel einig sei, wies Völler zurück. Die kolportierte Forderung der Ukrainer für den Innenverteidiger - 19 Millionen Euro und weitere Bonuszahlungen bis zu vier Millionen -, bezeichnete der Sportdirektor als "völligen Blödsinn". Dass Verhandlungen laufen, bestätigte er. Der Austria-Nationalspieler wäre eine weitere gute Verstärkung, wenn er denn wirklich käme.

Schon früh haben Boldt und Völler die Neuzugänge Kevin Volland und Julian Baumgartlinger als Ersatz für Christoph Kramer, der zurück nach Gladbach gegangen ist, an Bord geholt. Aus Ingolstadt wurde der ausgeliehene Danny da Costa zurückbeordert. Der Außenverteidiger hat sich allerdings verletzt, ist aber auch nur als Ergänzungsspieler vorgesehen.

Der Ex-Hoffenheimer Volland (23), der eigentlich als Kapitän der deutschen Olympiaauswahl vorgesehen war, aber zur besseren Eingewöhnung in Leverkusen bleiben musste, hat in Testspielen schon unter Beweis gestellt, dass er die Offensive verstärken kann. Und zuversichtlich unterstützt der 20-Millionen-Einkauf Dardais Prognose: "Im DFB-Pokal kann man den Titel gewinnen. Und man kann auch mit Bayer mal vor Bayern landen und Meister werden, wenn alles passt. Dortmund ist es 2011 und 2012 gelungen", sagte Volland der "Sport Bild".

Baumgartlinger, ein läuferisch und strategisch starker Mittelfeldmann, kam nach seiner EM-Teilnahme erst spät aus dem Urlaub zurück. Wie er sich im großen Konkurrenzkampf der Mittelfeldspieler schlägt, wird sich zeigen. Fest steht, dass der Österreicher bei Mainz 05 als schmerzlichster Verlust eingestuft wird.

Im Bayer-Training besticht immer mehr Charles Aranguiz (27). Der defensive Mittelfeldspieler aus Chile ist fast wie ein Neuzugang, nachdem er nahezu die gesamte vorige Saison wegen des zum Start erlittenen Kreuzbandrisses fehlte.

Wichtiger als neue Akteure zu holen war es jedoch, dass der Club so finanzstark ist und die Verträge mit seinen Spielern so clever konstruiert, dass selbst hohe Angebote noch reicherer Vereine kalt lächelnd zurückgewiesen werden konnten. Deswegen muss auch Dragovic nicht zwingend verpflichtet werden. Denn das intensive, lang anhaltende Buhlen von Borussia Dortmund um die Dienste von Abwehrspieler Ömer Toprak ist endlich vorbei. Abgeschmettert wurde auch das BVB-Baggern an Karim Bellarabi. Und Boldt und Völler zeigten auch allen bisherigen Interessenten an Chicharito die kalte Schulter. Denn der Mexikaner wird wohl noch wichtiger für Bayer sein als in der vorigen Saison. Denn es ist kaum vorstellbar, dass der von Hüftschmerzen gepeinigte Stürmer Stefan Kießling noch Stammspieler sein kann.

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