DFB-Team Alter Kapitän, Neuer Kapitän

Mönchengladbach · Beim Länderspiel am Mittwoch, als Bastian Schweinsteiger seinen Abschied aus dem Nationalteam feierte, war er noch Kapitän. Am heutigen Donnerstag präsentierte Bundestrainer Joachim Löw seinen Nachfolger.

Als Schiedsrichter Alexey Kalbakow um 22.16 Uhr das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Finnland im Borussiapark in Mönchengladbach am Mittwochabend unterbrach, endete eine Ära. In der 67. Spielminute verließ Bastian Schweinsteiger ein letztes Mal im Trikot der deutschen Nationalmannschaft den Fußballplatz. Schweinsteiger verabschiedete sich mit einem Klopfen auf die Brust und einem Winken von seinen Fans, umarmte nach Julian Weigl und Bundestrainer Joachim Löw die gesamte DFB-Delegation und setzte sich anschließend auf die Reservebank.

Ein besonderer Moment – wenn auch mit kleinem Schönheitsfehler. Denn Schweinsteiger versäumte es, die Kapitänsbinde weiterzugeben. Der Mittelfeldspieler in Diensten von Manchester United trug sie selbst noch als er gut zehn Minuten nach dem Schlusspfiff von seinen Mannschaftskollegen Richtung Himmel geworfen wurde. Der Abschied oder die Trennung fiel dann offenbar doch sehr schwer. Gut 25 Minuten war die deutsche Mannschaft formell führungslos. Eigentlich sogar noch länger.

„Aus Respekt vor Bastian habe ich mit der Mannschaft nicht über die Kapitänsfrage gesprochen. Bis heute um 24 Uhr ist er Kapitän“, hatte Löw bereits vor dem letzten Auftritt seines Leitwolfs gesagt. Erst am gestrigen frühen Nachmittag gab der Bundestrainer dann Schweinsteigers Nachfolger bekannt. Manuel Neuer wird in Zukunft die Mannschaft auf den Platz führen. Die erwartete Entscheidung."Für mich ist Manuel Neuer der logische Nachfolger von Bastian Schweinsteiger.

Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführer wünsche", sagte Löw. "Seine sportlichen Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild. Dazu kommen seine großen menschlichen Qualitäten."Bereits am kommenden Sonntag im WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen in Oslo wird Neuer das Amt erstmals ausüben und freut sich darauf. „Es macht mich stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein. Wir wissen aber alle, dass wir auf dem Platz mehrere Führungsspieler benötigen, wenn wir Erfolg haben wollen.“

Führungsspieler wie Jerome Boateng. Der Abwehrspieler wurde ebenfalls als möglicher Spielführer gehandelt. Mit seiner Nominierung hätte Löw nach den Äußerungen des AfD-Politikers Alexander Gauland, die Leute würden Boateng nicht als Nachbarn haben wollen, ein sozial-politisches Zeichen gesetzt.

Der Bundestrainer entschied sich für die für ihn logische Variante, betonte aber noch einmal die flache Hierarchie in seinem Kader. "Für mich ist das nicht so das Allerwichtigste", sagteLöw. "Wir haben mittlerweile mehrere Kapitäne." So wie es Bastian Schweinsteiger bereits seit vielen Jahren war. Der 32-Jährige avancierte albernden Jungspund zum Leitwolf der DFB-Elf. Kaum ein anderer Nationalspieler verkörperte über viele Jahre in ähnlicher Weise die klischeehaften Tugenden Kampfgeist, Wille und Leidenschaft. Schweinsteiger gab über Jahre im Mittelfeld den Takt an.

Sein blutiges Gesicht 2014 stand als Symbol für den WM-Titel. Allerdings ohne Binde. Die trug zu diesem Zeitpunkt Philipp Lahm. Denn Schweinsteiger wurde erst nach der WM zum Kapitän. Von Verletzungspech geplagt, führte er die DFB-Elf nach seiner Nominierung nur sieben Mal auf das Spielfeld. Zum letzten Mal am Mittwochabend. Am Sonntag soll also Neuer Schwarz-Rot-Gold am Arm tragen – vorausgesetzt Schweinsteiger hat die Binde bis dahin übergeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort